Mein heutiger Tag stand gänzlich im Zeichen der Abreise aber auch ein Fazit zum 1. Teil des südlichen Kungsleden möchte ich mir an dieser Stelle nicht nehmen lassen.
Von wegen Ausschlafen…
Mein Morgen startete trotz abgebrochener Tour schon gegen 5:15 Uhr. Somit musste ich tatsächlich meinen Wecker stellen, um nicht zu verschlafen. Gestern hatte ich nämlich mit dem Betreiber des Campingplatzes besprochen, dass er mich 6:15 Uhr in die nächstgelegene Stadt fährt. Ich packte also noch meine restliche Ausrüstung zusammen und machte mich auf zum Rezeptionshäuschen, um Bescheid zu sagen, dass ich startklar bin. Eine Minute später saßen wir dann auch schon im Auto.
Auf zum FlixBus
Das Ziel unserer Fahrt war das ca. 23 km entfernte Örtchen Funäsdalen. Denn von dort sollte der FlixBus fahren. Die Autofahrt nutzten wir natürlich dafür, um uns noch ein wenig über das Land, die Leute sowie die schwedische Tierwelt auszutauschen. Nach 25 Minuten erreichten wir dann das Ziel Funäsdalen.
Glücklicherweise wurde ich direkt an der Bushaltestelle im Örtchen abgesetzt, so dass ich mir keine Gedanken darüber machen musste, ob ich nun am richtigen Fleck stehe. Wir verabschiedeten uns und dann hieß es warten, da weit und breit noch kein Bus zu sehen war.
Ein FlixBus muss grün sein!
Zur angegebenen Abfahrtszeit fuhr dann tatsächlich auch ein Bus vor. Allerdings war dieser weiß und hatte nicht ansatzweise etwas mit einem der allseits bekannten grünen FlixBusse gemeinsam. Auch der große Riss, der sich über die komplette Frontscheibe des Busses zog, wirkte nicht wirklich vertrauenserweckend. Etwas irritiert wartete ich am anderen Bussteig und beobachtete wie einige Leute ganz selbstverständlich ihr Gepäck in den Staufächern des Busses unterbrachten und dann einstiegen. Langsam machte mich das stutzig. Sollte das etwa mein FlixBus sein? Ich fragte dann den in meinen Augen viel zu alten Busfahrer, aber dieser verstand leider kein Englisch und antwortete mir permanent auf Schwedisch. Da habe ich nun so viele Schweden getroffen und jeder konnte super Englisch sprechen und jetzt wo es darauf ankommt erwische ich ausgerechnet einen Schweden, der absolut kein Englisch versteht. Auch die anderen Passagiere waren nicht wirklich hilfreich. Ich entschied dann für mich, dass es sich wohl um den FlixBus handeln muss und schob mein Gepäck in eines der Staufächer. Einerseits konnte ich mir nicht vorstellen, dass hier im letzten Winkel der Erde mehrere Busse zur selben Zeit fahren und andererseits wird bei FlixBus immer der QR-Code der Buchung gescannt und somit sollte ich sicherstellen können, ob es sich tatsächlich um den richtigen Bus handelt. Unglücklicherweise wollte der Busfahrer aber gar keinen QR-Code scannen und ich sollte einfach einsteigen. Mit einem echt mulmigen Gefühl stieg ich dann in den Bus ein.
Fahrt nach Stockholm
Vor mir lagen nun ca. 535 km Strecke für die ca. 7,5 Stunden Fahrt veranschlagt wurden. Gegen 15:00 Uhr sollte ich laut Plan am Flughafen ankommen und 19:00 Uhr sollte bereits mein Flug nach Berlin gehen. Jegliche längere Verzögerung würde also dafür sorgen, dass ich meinen Flug verpassen würde. Aber in diesem Fall musste ich das Risiko einfach eingehen. In Deutschland hätte ich allerdings nicht einmal im Traum daran gedacht. Da der Bus erst in Funäsdalen eingesetzt wurde, hatte ich noch freie Platzwahl. Der anfangs recht leere Bus füllte sich dann allerdings von Halt zu Halt immer mehr, bis der Bus dann bis auf den letzten Platz belegt war. Während der Fahrt konnte ich dann stundenlang die schwedische Landschaft genießen. Ganz ohne körperliche Strapazen und sogar mit durchgehendem WLAN. Und das mitten im Nichts! Besonders faszinierten mich unterwegs die Blütenmeere an Lupinen, die immer wieder am Straßenrand auftauchten. Zwischenzeitlich unterhielt ich mich noch mit einem jugendlichen Schweden über sein Leben in der schwedischen Wildnis und überprüfte nebenbei hin und wieder per GPS, ob ich mich denn noch in Richtung Stockholm bewege. Mit lediglich 20 Minuten Verspätung erreichten wir dann den Stockholmer Flughafen.
Flughafen & Zuhause
Am Flughafen musste ich dann erst einmal das passende Terminal finden, da die Aufteilung der diversen Terminals etwas unübersichtlich war. Dass ich mit meinem schweren Gepäck nur humpelnd und unter starken Schmerzen vorankam, erschwerte das Unterfangen noch etwas. Mit dem Zug ging es dann zum internationalen Terminal, nachdem ich dieses identifiziert hatte. Der Rest war dann reine Routine. Einige Stunden später kam ich dann überglücklich im hochsommerlichen und trockenen Berlin an. Die nächsten 2 Wochen hieß es dann Bein stillhalten und nicht mehr bewegen, was die mutmaßliche Entzündung super zum Abklingen gebracht hat. Somit endete mein Abenteuer auf dem südlichen Kungsleden etwas anders als erwartet.
Fazit zum südlichen Kungsleden
Der 1. Teil des südlichen Kungsleden entsprach tatsächlich meinen Vorstellungen. Allerdings glich ein Großteil der Strecke einfach einem riesigen Sumpf. Möglicherweise lag dies aber auch einfach daran, dass ich meine Tour bereits zum Anfang der Trekking-Saison Ende Juni gestartet habe. Glücklicherweise haben einem die vielen ausgelegten Holzlatten das Leben etwas einfacher gemacht aber die restliche Strecke war trotzdem eine ziemliche Strapaze. Da sich die Auf- und Abstiege in Grenzen gehalten haben, könnte die Strecke eigentlich als relativ einfach eingestuft werden – wären da nicht die Sumpfthematik und die vielen Flüsse, die überquert werden müssen. Erschwerend kam hinzu, dass oft nicht ersichtlich war wo der Weg eigentlich langführt. Dies führte das eine oder andere Mal dazu, dass ich falsch gelaufen bin und dann viel Kraft aufwänden musste, um wieder auf den eigentlichen Weg zurückzufinden. Aber auch dieser Punkt dürfte sich in Luft auflösen, wenn die Tour nicht Ende Juni gestartet wird, sondern erst einige Wochen später wenn die Wege schon deutlich besser ausgetreten und somit auf Anhieb ersichtlich sind. Letztendlich führen diese Punkte aber dazu, dass ich die Strecke zum Start der Trekking-Saison eher als mittelschwer ansehe.
Was das Wetter angeht, so hatte ich von vornherein mit viel Regen gerechnet. Dass es dann aber jeden Tag stundenlang regnet, es stürmt und hagelt, nahezu jeden Tag starker Nebel aufzieht und die Sonne nahezu gar nicht zu sehen ist, hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Letztendlich hat das Wetter auch dazu geführt, dass die Tour deutlich kräftezehrender wurde als gedacht. Schon allein die klamme Ausrüstung, die keine Chance hatte zu trocknen und die durchgeweichten Klamotten sowie Schuhe waren ziemlich unangenehm.
Die Landschaft war wirklich sehenswert. Wie immer können die Fotos aber nicht ausdrücken welche Weiten sich vor meinen Augen aufgetan haben. Interessant fand ich, wie in diesen Weiten einfach keine Vegetation existiert hat die größer als 1 Meter war. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass sich der eine oder andere an dieser Szenerie relativ schnell satt gesehen haben könnte. Zudem kann es auch viel mentale Stärke erfordern, wenn vor einem bereits 20 km voll einsehbares Flachland liegen und einem dann bereits klar ist, dass man die nächsten 6 Stunden diesen Weg laufen wird und nichts weiter zu Gesicht bekommt. Was die Tierwelt angeht, so hätte ich mir gewünscht häufiger auf beliebige Tiere zu stoßen. Bis auf wenige Vögel und die Rentiere am 6. Tag habe ich sonst leider keine Tiere zu Gesicht bekommen.
Abschließend kann ich sagen, dass ich trotz der widrigen Umstände eine großartige wenn auch etwas kurz geratene Tour erleben durfte. Die Strecke ist definitiv empfehlenswert, wobei ich die Strecke bei einem weiteren Mal eher Ende Juli oder im August laufen würde, um obige Kritikpunkte weitestgehend zu umschiffen. Die Nachteile, gegen noch mehr Mücken kämpfen zu müssen und einige Wanderfreunde mehr auf der Strecke zu treffen kann man denke ich ohne groß darüber nachdenken zu müssen in Kauf nehmen.