Tag 3: Blåhammaren – Schutzhütte Mieskentjakke

Da ich gestern 4 km mehr als geplant gelaufen bin, passte ich meine heutige Etappe etwas an. Andernfalls hätte ich meine heutige Etappe nach lediglich 14 km bereits an der Fjällstation Sylarna beenden müssen. Daher entschied ich mich dazu, noch ein paar km weiterzulaufen und im Idealfall die Schutzhütte Mieskentjakke anzusteuern.

11,5 Stunden Schlaf!

Gegen 7:00 Uhr wachte ich langsam auf. Ich hatte also gute 11,5 Stunden geschlafen. Da wird einem erst einmal bewusst wie viel Erholung der Körper nach dem Absolvieren einer Tagesetappe benötigt. Allerdings konnte ich die 11,5 Stunden nicht an einem Stück durchschlafen. In der Regel wachte ich einmal pro Stunde aufgrund des schmerzenden Muskelkaters auf und musste mich drehen. Normalerweise würde dies sicherlich automatisch im Schlaf passieren, da der Schlafsack allerdings nur wenig Bewegungsspielraum bot wachte ich natürlich jedes Mal auf. Zudem gab es in der Nacht vier leichte Schauer, die mich natürlich auch aufhorchen ließen. In Anbetracht, dass die Nacht für mich so lang war, konnte ich trotz der vielen Unterbrechungen voll ausgeruht in den neuen Tag starten.

Auf geht’s zur Fjällstation Sylarna

Normalzustand beim Laufen
Normalzustand beim Laufen

Nachdem ich meine Ausrüstung zusammengepackt hatte gab es noch den restlichen Kuchen von gestern sowie eine nahezu schwarze Banane zum Frühstück. Ehrlich gesagt hätte ich es mir unter normalen Umständen zweimal überlegt, ob ich die Banane noch esse. Aber da Nahrungsmittel unterwegs sehr wertvoll sind schiebt man sich alles hinter. 8:30 Uhr ging es dann bei einem grauen Himmel los. Normen kochte sich noch etwas zum Frühstück, so dass ich bereits allein weiterzog. Der Fluss, an dem wir gezeltet hatten musste überquert werden und irgendwie war mal wieder kein Weg zu sehen. Aber daran hatte ich mich irgendwie schon etwas gewöhnt. Die weiteren Kilometer bestanden dann aus relativ einfachen und ausgetretenen Wegen, wenig Sumpflandschaft und einigen Holzlatten, um sumpfige Stellen überqueren zu können.

Wie viele Leute sind denn eigentlich auf dem Kungsleden unterwegs?

Hallo :D
Hallo :D

Nachdem mir gestern keine einzige Person entgegengekommen ist und Normen die einzige Person war, die ebenfalls in Storlien gestartet ist und somit in meine Richtung lief war ich schon sehr verwundert. Schließlich sollte der Kungsleden doch ziemlich überlaufen sein, so dass ich extra den Anfang der Saison gewählt hatte. Am Umstand, dass wir heute weiterhin die einzigen Trekker waren, die von Storlien aus unterwegs waren sollte sich nichts ändern. Allerdings kamen mir heute ca. 25 Leute entgegen. Anscheinend gab es noch weitere Einstiegsmöglichkeiten, um kleinere Touren zu absolvieren. Besonders cool fand ich, dass ein Pärchen ihren großen Hund dabeihatte und dieser ebenfalls einen Rucksack in Form einer Doppeltasche getragen hat. Vermutlich musste er sein Hundefutter selbst tragen. :D

Pause an der Fjällstation Sylarna

13:00 Uhr erreichte ich dann die Fjällstation Sylarna. Passend zur Mittagszeit. Temperaturtechnisch lag das Wetter heute auch wieder bei 10° C. Der graue Himmel von heute Morgen hatte sich verzogen, so dass zur Abwechslung mal blauer Himmel und Sonne zu sehen waren. Von daher legte ich eine längere Pause an der Fjällstation ein und kochte mir einen Nudeltopf mit Rindfleisch und Paprika. Nach dem Mittag legte ich mich noch auf eine Bank und genoss die Sonne. Normen traf auch in der Zwischenzeit ein und berichtete dann, dass der Shop in der Fjällstation nahezu keine Artikel führt. Es wurde wohl erst gestern offiziell geöffnet und daher lagen die Artikel noch in einem riesigen Container, der vermutlich per Helikopter angeliefert wurde. Na ein Glück ich konnte mir meine Gaskartuschen gestern schon kaufen.

Auf dem Weg zur Schutzhütte Mieskentjakke

14:30 Uhr zog ich dann weiter. Allerdings begann meine Sehne im linken Bein wieder zu ziehen, so dass ich etwas vorsichtiger lief. Aufgrund der Höhe wurde es deutlich steiniger und immer mehr Schneefelder waren sichtbar und mussten überquert werden. Es war erfrischend nun eine etwas andere Landschaft zu Gesicht zu bekommen. Beim Überqueren eines Schneefelds brach ich dann am Ende des Schneefelds ein, so dass der ganze Schnee in meinen Schuh fiel. Somit war eine kleine Zwangspause angesagt. Aufgrund dass die Schneefelder langsam von oben und unten schmolzen, waren diese teilweise stark ausgehöhlt. Daher war ich mir oft nicht sicher, ob diese mich noch tragen würden. Eins stand jedenfalls fest, am Anfang und Ende eines Schneefelds werde ich in Zukunft vorsichtiger sein.

Überquerung von Schneefeldern
Überquerung von Schneefeldern

Abenteuer Flussüberquerung

Nachdem ich den bergigen Teil hinter mir gelassen hatte folgten unvorstellbar weite Landschaften. Meine Fotos können diese weiten nicht einmal ansatzweise widerspiegeln, aber ihr bekommt zumindest eine ganz grobe Vorstellung.

Mehrere Kilometer freie Sicht
Mehrere Kilometer freie Sicht

Auf dem Weg zur Schutzhütte Mieskentjakke tat sich dann ein Hindernis auf. Ein breiter Fluss ohne Brücke stellte mich vor eine ziemliche Herausforderung. Ich hatte zwar in weiser Voraussicht genau für diesen Fall Badelatschen dabei, aber ich hatte weder Lust meinen ganzen Rucksack auszuräumen noch meine Hose auszuziehen und durch dieses eisige Wasser zu laufen. Von daher lief ich flussaufwärts in der Hoffnung irgendwo eine gute Stelle zur Überquerung zu finden.

Flussüberquerung
Flussüberquerung

Leider sollte ich nicht erfolgreich sein. Ich suchte mir daher eine Stelle, die relativ viele aus dem Wasser guckende Steine aufwies. Ich nutzte dann die Trittsteine und landete wie erwartet in einer Sackgasse, da es nicht genug Steine gab, um auf die andere Seite zu gelangen. Ich fischte also größere Steine aus dem Flussbett und warf sie etwas weiter vor mir in den Fluss bis das Türmchen etwas aus dem Wasser guckte. Dummerweise war mein neuer Trittstein relativ weit entfernt. Mir war klar, dass es jetzt nur einen Versuch gab. Entweder ich mache einen sehr großen Schritt und treffe den Stein, der hoffentlich nicht verrutscht oder ich lande mir beiden Füßen im Wasser. Ich riskierte es und kam glücklicherweise trockenen Fußes auf die andere Seite. Da ich auf der Suche nach einem Weg über den Fluss aber flussaufwärts gelaufen war bin ich natürlich vom eigentlichen Weg abgewichen. Nun stand ich zwar auf der anderen Seite des Flusses aber wusste nicht wo sich der Weg befindet. Ich kämpfte mich also durch das Gestrüpp einen Hügel hinauf und konnte dann von dort aus den Weg erahnen. Irgendwie war diese ganze Aktion kräftezehrend.

Mückenplage an der Schutzhütte Mieskentjakke

Zeltplatz neben der Schutzhütte Mieskentjakke
Zeltplatz neben der Schutzhütte Mieskentjakke

18:00 Uhr erreichte ich dann die Schutzhütte Mieskentjakke. Da die Hütte auf einem kleinen Hügel stand war die Wiese sogar trocken – Luxus! Ich setzte meinen Rucksack ab und suchte einen passenden Fleck für mein Zelt. Währenddessen wurde ich von einem Mückenschwarm angegriffen. Es handelte sich wirklich um hunderte von Mücken. Das war echt abartig. Ich zog mir daher meine Hardshelljacke an, setzte die Kapuze auf und zog sie richtig weit zu. Somit gab es als Angriffsflächen nur noch mein Gesicht und meine Handrücken. Das nutzten die Mücken natürlich auch. Es gab nur eine Sache, die gegen die Mücken geholfen hat. Nicht länger als 1 Sekunde an einem Ort stehen bleiben. Somit war ich diesmal beim Zeltaufbau permanent in Bewegung.

Aufgrund der Mückensituation rettete ich mich direkt in mein Zelt. Essen kochen war unter diesen Umständen unmöglich, so dass ich mir einige Nüsse und einen Snickers zum Abendbrot gönnte. Das Zähneputzen erfolgte dann auch halb liegend im Zelt. Das war eine gänzlich neue Erfahrung. Als ich dann in meinem Zelt lag hörte ich ununterbrochen dieses Geräusch: plop, plop, plop. Die Mücken versammelten sich zwischen Innen- und Außenzelt und flogen die ganze Zeit gegen die Außenzeltplane. Ich stellte mich schonmal darauf ein, dieses Geräusch die nächsten Stunden hören zu müssen. Die restliche Zeit nutzte ich dann um meine morgige Etappe zu planen und noch etwas zu lesen. Auch meine Füße betrachtete ich wieder. Die Blasenanzahl erhöhte sich von 1 auf 3, da ich nun neue Blasen am kleinen und mittleren Zeh vom rechten Fuß hatte. Aber das war halb so wild. Etwas nerviger waren die leichten Schmerzen in der Sehne des linken Beins. Der Schmerzfaktor stieg auf  3/10 und war weiterhin im grünen Bereich.

Insgesamt war die heutige Etappe 24 km lang.

Weitere Impressionen des Tages

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