Tag 23: Kathmandu – Teil 2/2 – Pashupatinath Tempel

Danach ging es nach Bhaktapur, der ehemaligen Hauptstadt Nepals. Auch dessen architektonisches Erbe steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Da Bhaktapur der damalige Dreh- und Angelpunkt der Kultur war, wurden in diesem Areal hunderte von Tempeln errichtet. Wir benötigten ungefähr 2 Stunden um den ganzen Ort abzulaufen und alle Tempel zu besichtigen. Vorher hieß es aber noch Guides abweisen, denn diese stürzten sich wie Geier auf einen, sobald man sein Eintrittsticket gekauft hatte. Auch in Bhaktapur hatte das Erdbeben gewütet und hat einige Tempel komplett zerlegt. Das für nepalesische Verhältnisse sehr hohe Eintrittsgeld von 1500 NPR kommt hoffentlich dem Wiederaufbau und Erhalt der Gebäude zugunsten. Die Tempel waren jedenfalls alle sehr sehenswert.

Tempel in Bhaktapur
Tempel in Bhaktapur

Anschließend ging es dann zum letzten Ort unserer Sightseeingtour. Vorher hieß es aber wieder Stau, Stau und Stau. Besonders interessant fand ich auch, dass auf einer stark befahrenen Schnellstraße (die einzige in ganz Nepal!) eine Kuh mitten auf der Fahrbahn stand. Das hat aber niemanden interessiert. Geil war aber auch ein Mann der einen Geldautomaten auf einem Rollbrett in Fahrtrichtung über die Straße schob.

Da es die Zeit hergab und der Taxifahrer gut Englisch sprechen konnte, hatte ich endlich mal die Zeit all meine Fragen zu stellen. Wie sieht es zum Beispiel mit der Schulpflicht in Nepal aus? Wir hatten ja viele Kinder in den Bergen gesehen, die anscheinend nicht zur Schule gingen. Es herrscht wohl keine Schulpflicht in Nepal. Damals seien wohl nur 50 % der Kinder zur Schule gegangen, wobei sich das heutzutage in den Städten geändert hat. Da gehen wohl nun fast alle Kinder zu Schule. In den Bergen trifft dies meiner Meinung nach aber nicht zu. Zudem interessierte mich, wie es möglich ist, bei diesem chaotischen Verkehr eine Führerscheinprüfung abzulegen. Aber auch hier haben die Nepalesen eine Lösung gefunden. Es gibt einen extra angelegten Verkehrspark, der alle möglichen Schilder enthält und auf dem dann die Prüfung abgelegt wird. Das wäre der offizielle Weg. Der inoffizielle Weg wäre, dass man sich den Führerschein einfach kauft. Denn die Prüfer seien wohl alle so korrupt, dass man Theorie und Praxis einfach auslassen kann und sich den Führerschein kauft. Fahren gelernt wird dann auf der Straße. Generell scheint Korruption ein sehr starkes Problem in Nepal zu sein. Alle Gelder versickern in irgendwelchen Taschen. Zum Beispiel sind von den Hilfsgeldern zum Wiederaufbau von Gebäuden bei den betroffenen Familien nur noch ein paar Euro angekommen. Wirklich weit kommt man mit dem Geld nicht. Was ist eigentlich mit Verkehrsregeln? Sogar die gibt es – auch wenn man es nicht glauben möchte. Der Taxifahrer erklärte jedoch, dass nicht einmal die Polizei sich an die Regeln hält und sich somit niemand an die Regeln hält. Man kann also tun und lassen was man möchte, solange man keine Menschen umfährt.

Nach der Taxifahrt und einem aufschlussreichen Gespräch erreichten wir dann unser Ziel den Pashupatinath Tempel. Hierbei handelt es sich um eine der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus. Der Tempel selbst ist nur für Hindus betretbar und dient der Verehrung von Shiva als Pashupati (Gott des Lebens). Der Eintritt für das Gelände betrug hier 1000 NPR. Über einen Guide ließen wir uns hier über den Hinduismus und den auf dem Gelände ausgeführten Riten aufklären. So erfuhren wir, dass an diesem Ort Opfer erbracht werden – von Tieren sowie Menschen. Die Tiere werden wohl für diverse Wünsche geopfert. Das erschien mir schon etwas mittelalterlich. Aber die Opferung von Menschen kam mir dann mehr als merkwürdig vor. Auf Nachfrage meinerseits wurde uns erklärt, dass dies wohl nur noch selten passiere und nur im Falle von Mördern. Es gleicht also eher einer Todesstrafe. Umso interessanter ist, dass hier wohl keine staatliche Instanz entscheidet, sondern 5 Älteste. Inwiefern das sinnvoll ist sei mal dahingestellt. Etwas weiter weg standen dann viele gleichartige kleine Tempelchen, die nur wenige Quadratmeter groß waren, in einer Reihe. Diese dienten der Fruchtbarkeit. Wenn nun jemand Pech mit seinem Kinderwunsch hat, dann setzt sich der Mann in dieses Häuschen und verbringt dort Tage und Wochen! Interessanterweise waren alle Häuschen besetzt. Unser Rundgang führte dann an einer Mönchsanlage vorbei. Hier hielten sich Kinder auf, die Mönche werden wollten. Den Kindern sei es jedoch bis zum 20./21. Geburtstag nicht erlaubt das Gelände zu verlassen. In Anbetracht wie klein das Gelände war, sicherlich eine Herausforderung. Neben uns kletterten Mittlerweile unzählige Affen herum. Genau sowas hatte ich beim Monkey Tempel erwartet. Nun hatte ich endlich meine vielen Affen um mich herum. ^^ Es seien wohl mehrere hundert gewesen. Da die Affenpopulation durch den halbjährlichen Nachwuchs überhand nimmt, werden die Affen wohl ab und zu in die Wälder gebracht. Wir wurden zudem gewarnt, dass die Affen beißen. Durch ihre Intelligenz waren mir die Affen auch nicht so ganz geheuer. Daher hielt ich immer einen gesunden Abstand. Denn wenn sich die Affen gegenseitig anfauchten und anschrien wurde mir schon anders. Weiterhin saßen auf dem Gelände sehr viele Sadhus herum. Dies Menschen die absichtlich Zeugungsunfähig gemacht wurden und sich zu 100 % dem Glauben verschrieben hatte. Die sahen echt interessant aus aber wollten natürlich gleich wieder Geld für ein Foto haben.

Affe beim Pashupatinath Tempel :D
Affe beim Pashupatinath Tempel :D

Nachdem wir unseren Rundgang beendet hatten, gingen wir zurück zum Fluss, an dem sich die Riten abspielten. Hier fanden nämlich die Bestattungen der Hinduisten und Buddhisten statt. Da der Fluss heilig ist, werden die Verstorbenen an den Fluss getragen. Dort werden dann ihre Füße mit dem heiligen Wasser gewaschen. Der Start dieses Prozesses muss innerhalb von 3-4 Stunden erfolgen, damit der Verstorbene ins nächste Leben übergehen kann. Von daher kann es durchaus passieren, dass jemand gar nicht wirklich tot ist. Wacht er beim Waschen auf, dann wird er in das wenige Meter entfernte „Krankenhaus“ gebracht. Nachdem die Waschprozedur abgeschlossen wurde, wird der Tote auf einem Scheiterhaufen aufgebahrt. Je nach sozialem Stand gibt es verschiedene Plattformen auf denen dies geschieht. Dem Toten wird dann noch Reis und eine Goldmünze beigelegt. Nachdem der Tote mit Stroh bedeckt wurde, umschreitet der älteste Sohn den Scheiterhaufen fünfmal und zündet den Scheiterhaufen dann in Kopfnähe an. Die Angehörigen verweilen dann solange, bis die Leiche verbrannt ist. Dies dauert in der Regel um die 4 Stunden. Anschließend werden die Überreste in den heiligen Fluss gekippt. Der Monsun nimmt den ganzen Dreck dann mit und wäscht alle „Sünden“ hinfort. Neben der ganzen Prozedur, die für mich erstmal nur schwer greifbar war, fand ich es ebenfalls sehr eigen, dass alle Fotos und Videos machten. So hielten bei einer Verbrennung alle Angehörigen in der ersten Reihe ein Smartphone in der Hand und machten Fotos und filmten die Verbrennung. Es wurde sogar ein professioneller Fotograf angeheuert. Aber hier liegt dann auch der Unterschied zu Deutschland. Der Glaube den Toten in ein neues Leben zu schicken ist eher ein froher Anlass, den man festhalten möchte. Die Beisetzung eines Freundes nur 2 Woche vor Abreise steckte mir dann doch noch mehr als gedacht in den Knochen, so dass mir die ganze Prozedur ziemlich nahe ging. Mit einem Kloß im Hals und wässrigen Augen entschieden wir uns dann dazu den Rückweg anzutreten. Ohne auch nur ein Wort zu sagen liefen wir dann zurück zum Taxi.

Verbrennung beim Pashupatinath Tempel
Verbrennung beim Pashupatinath Tempel

Nachdem wir uns wieder durch den Stau gekämpft hatten, bezahlten wir den Taxifahrer und ich gönnte mir dann noch 2 Burger zum Abendbrot. Im Guest House war mal wieder Stromausfall angesagt und das Backup Light System bescherte uns ein hervorragend Strobolight. Das hält man natürlich nur ein paar Minuten aus und dann macht man das Licht lieber ganz aus. Den restlichen Abend über mussten wir dann erstmal die vielen Erlebnisse und gewonnen Eindrücke verarbeiten.

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