Für den heutigen Tag hatte ich eine 21 km lange Etappe geplant, die von der Berghütte Fältjägaren bis zur Långbrottstugan führen sollte. Beim Ziel sollte es sich um eine Hütte handeln, die ich ein wenig zur Erholung nutzen wollte. Dass mein Plan nur bedingt aufgehen sollte wusste ich zum Zeitpunkt meiner Planung jedoch noch nicht.
Nebel – das schlechte Wetter hält an
Mein Tag startete 6.30 Uhr. Somit hatte ich wieder gute 11 Stunden, um Kraft zu tanken. Allerdings überraschte mich ein dichter Nebel als ich mein Zelt öffnete und den Ausblick genießen wollte. Es war einfach gar nichts mehr zu sehen. Und schlimmer noch, es nieselte. Warum hatte ich diesmal eigentlich so ein Pech mit dem Wetter?! Da keine Besserung in Sicht war baute ich das Zelt im Nieselregen ab. Entspannt zu frühstücken fiel bei diesem Wetter wieder einmal flach, so dass es lediglich einen Snickers und ein paar übrig gebliebene Kekse gab.
Bei Nebel, starkem Wind und 8 °C fühlte sich die Kälte noch viel eisiger an als ohnehin schon. Somit musste ich mich diesmal komplett einpacken. Ich zog also wieder meine Hardshelljacke an, zog die Kapuze bis tief ins Gesicht und auch meine Handschuhe durften nicht fehlen. Es geht doch nichts über vernünftige Ausrüstung.
Pause in einer Schutzhütte
Gegen 10:00 Uhr erreichte ich dann eine Schutzhütte. Komischerweise hatte ich diese Schutzhütte während meiner Planungsphase gar nicht auf dem Schirm, weshalb ich etwas überrascht war. Die Tür zur Schutzhütte stand ein Stückchen offen.
Meine Neugierde war sofort geweckt und ich sah in der Schutzhütte ein Pärchen, das dabei war, Ausrüstung einzupacken. Ich gesellte mich zu den beiden und nutzte die Gelegenheit, um mir eine Steinpilzsuppe mit Nudeln zu kochen. Zum Glück reichte mein Wasser gerade noch so. Schließlich hatte ich diese Koch-Session gar nicht mit eingeplant. Während ich mein Essen kochte tauschte ich mich ein wenig mit dem italienischen Pärchen aus, das seit 5 Jahren in Schweden lebt. Die beiden hatten neben der Hütte gezeltet und wollten heute eine kleine Bergbesteigung durchführen. Durch den starken Nebel waren sie dann aber dazu gezwungen ihren Plan umzuwerfen und eine andere Route zu suchen. Wir frühstückten dann gemeinsam und tauschten uns noch über weitere Touren und die ideale Trekking-Ausrüstung aus. Das warme Essen tat bei diesem Mistwetter echt gut und versorgte mich direkt wieder mit neuer Energie.
Ab durch den Wald
Nachdem ich eine Stunde pausiert hatte verabschiedete ich mich von dem italienischen Pärchen und verschwand dann wieder langsam im Nebel. Der Nebel verzog sich glücklicherweise mit der Zeit und auch die Landschaft veränderte sich, denn es ging immer weiter bergab. Langsam nahm die Vegetation wieder zu und es gab sogar den einen oder anderen größeren Baum zu sehen. Kurz darauf stand ich tatsächlich in einem großen Waldgebiet. Eine wirklich tolle Abwechslung nachdem ich die letzten Tage in relativ kargen Landschaften unterwegs war. Bevor ich den Wald betreten konnte musste ich allerdings noch einen großen Fluss überqueren, der von einem großen ca. 2 Meter hohen Schneefeld umgeben war. Ein wirklich erstaunlicher Anblick, wenn man neben dieser Schneedecke vorbeiläuft.
Ein Blick in den Himmel
Wieder einmal verlor ich den richtigen Weg und folgte einen Tiertrampelpfad, der sich irgendwann im Wald verlor. Somit suchte ich nach der nächsten Wegmarkierung und stapfte mal wieder querfeldein durch den unter Wasser stehenden Wald bis ich den eigentlichen Weg erreichte. Kurz darauf lagen wieder Holzlatten auf dem Boden, die mich trockenen Fußes durch Sumpfgebiete führen sollten. Dummerweise führten die 3 vor mir liegenden Holzlatten durch eine Senke und waren demzufolge etwas gebogen. Da die Holzlatten nass waren, war mir bereits von vornherein klar, dass sie ziemlich rutschig sein dürften. Als ob man im Winter auf einer Eisbahn entlangrutschen würde slidete ich die erste Holzlatte entlang. Allerdings missglückte mir der Schritt auf die zweite Holzlatte, so dass es mir aufgrund meines schweren Rucksacks beide Füße nach vorne wegriss und ich auf den Rücken stürzte. Mit meinen Armen konnte ich mich nicht wirklich abfangen, so dass sie einfach so auf dem Matsch aufschlugen. Und dann lag ich dort mitten im Wald auf meinem Rücken. Der Blick war in den Himmel gerichtet und ich musste erstmal realisieren was eben passiert ist. Es war dann etwas mühsam sich wieder aufzurichten, da ich mich nicht im Sumpf abstützen wollte bzw. konnte. Aber ich konnte ja auch nicht für immer da liegen bleiben.
Die Siedlung Klinken
Etwas tiefer im Wald kam ich dann an der Siedlung Klinken vorbei. Diese wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut und stand mittlerweile leer. Es war aber immer noch möglich die mit Gras bewachsenen und ziemlich verwitterten Hütten zu besichtigen. Ein Schild erklärte zudem die Historie der Siedlung.
Raus aus dem Wald
Das Waldstück neigte sich langsam dem Ende entgegen. Das war mir auch recht, denn es wurden zunehmend mehr Mücken. Pausieren war somit kaum noch möglich, da es nach 30 Sekunden still stehen direkt mehrere Mückenschwärme auf mich abgesehen hatten.
Auch die Wegfindung gestaltete sich schwierig, da zeitweise keine ausgetretenen Trampelpfade mehr zu sehen waren. Ich versuchte mich daher anhand der Markierungen an den Bäumen zu orientieren. Irgendwann war ich dann aus dem Wald heraus und natürlich musste es dann wieder anfangen zu tröpfeln. Aber zumindest konnte ich jetzt pausieren – im Regen. Grandios.
Raus aus dem Tal
Nachdem ich die ersten Kilometer der heutigen Etappe ausschließlich bergab zurückgelegt hatte, musste ich jetzt dieselbe Höhenmeteranzahl wieder in entgegengesetzter Richtung bergauf zurücklegen. Schließlich musste ich aus dem waldigen Tal wieder heraus. Die Vegetation nahm wieder ihre altbekannte Form an und ich konnte wieder kilometerweit ins Land gucken.
Wegfindung – Schwierigkeitsgrad schwer
Der weitere Weg war eine echte Katastrophe. Das lag vor allem daran, dass ich gar keinen Weg mehr gefunden habe. Für mich ging es somit wieder quer durchs Land. Büsche, Wasserflächen, Steine – mich konnte nichts mehr stoppen. Allerdings war diese Aktion mal wieder sehr kräftezehrend. Vor allem meldete sich meine Sehne mit starken Schmerzen, was das weitere Laufen zu einer Qual machte. Da ich durch enorm viel Sumpfgebiet stapfen musste, weichten meine Schuhe bedauerlicherweise komplett durch. Somit durfte ich die letzten Kilometer mit nassen und vor allem geschwollenen Füßen zurücklegen. Ein Traum.
Fata Morgana Långbrottstugan
Vor mir lagen weitere 2 km und am Ende der weiten Ebene konnte ich bereits die Långbrottstugan sehen. Ich malte mir bereits aus wie ich meine Klamotten und vor allem meine Schuhe in der geheizten Hütte trocknen könnte und freute mich riesig auf eine warme Mahlzeit. Je näher ich der Hütte kam desto unsicherer wurde ich, ob es sich wirklich um die Hütte handelt. Und meine Vermutung sollte sich bestätigen, denn es handelte sich einfach nur um riesige quadratische Felsbrocken. Was für eine Enttäuschung.
Um die eigentliche Långbrottstugan zu erreichen musste ich dann noch ein ganzes Stückchen weiterlaufen. Es ging dann nur noch bergab und ich konnte vor Schmerz kaum noch laufen. Irgendwie hatte meine Sehne jetzt einen richtigen Knacks weg. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und zusammengebissenen Zähnen legte ich noch das letzte Stücken Wegstrecke zurück, denn diesmal hatte ich wirklich die Långbrottstugan vor Augen. Nun war meine warme Hütte mit einer frisch gekochten Mahlzeit nicht mehr fern.
Långbrottstugan
Gegen 15:00 Uhr erreichte ich dann die Långbrottstugan. Nur bekam ich nicht das zu Gesicht was ich mir erhofft hatte. Es war zwar tatsächlich eine Hütte, aber diese war mit Sicherheit schon seit vielen Jahren verlassen. Die Türen und Fenster standen offen, der Boden war bereits marode und auch das Inventar war stark heruntergekommen. Auf der einen Seite eine super Gelegenheit, um mal wieder meinem Erkundungsdrang nachgeben zu können aber auf der anderen Seite konnte ich mir meine warme Hütte und vor allem meine frisch gekochte Mahlzeit abschminken.
Ich baute also mein Zelt vor der Långbrottstugan auf. Laufen konnte ich ja ohnehin nicht mehr. Da es sehr windig war und es tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke geschafft haben, nutzte ich die Gelegenheit um meine Schuhe, Socken, das Zelt sowie den Schlafsack in der Sonne zu trocknen. Mit Ausnahme meiner Schuhe wurde die restliche Ausrüstung auch tatsächlich trocken. Nur die Schuhe konnten in dieser kurzen Zeit nicht komplett durchtrocknen.
Ab ins Zelt
Irgendwann entschied ich mich dann dazu mich ins Bett zu legen und noch ein wenig zu lesen. Ich spulte also mein übliches Abendprogramm ab. Etwas später hieß es dann wieder Schlafmaske aufsetzen und schlafen. Aufgrund des zunehmend stärker werdenden Windes war es mir allerdings nahezu unmöglich einzuschlafen, da der Wind immer wieder am Zelt riss. Gegen 21:00 Uhr war ich dann wohl so erschöpft, dass ich eingeschlafen bin.