Tag 2 (1/2): Altenau – Torfhaus

Am 2. Tag stand eine Strecke von ca. 27 km auf dem Plan. Diese Harzer-Hexenstieg-Etappe sollte uns vom südlichen Altenau bis nach Torfhaus führen und von dort aus über den Brocken bis in die Nähe des Örtchens Drei Annen Hohne.

Ein eisiger Morgen

Aufbruch bei eisiger Kälte
Aufbruch bei eisiger Kälte

7:30 Uhr wachte ich langsam auf und war völlig überrascht, dass die Sonne schon am Himmel stand. Die eisige Luft biss förmlich im Gesicht und so wirklich wollte ich nicht aus meinem warmen Schlafsack herauskrabbeln. Es war einfach viel zu kalt aber den ganzen Tag in der Schutzhütte liegen zu bleiben war auch keine Option. Mit kalten Fingern packten wir dann unsere Ausrüstung zusammen. Das gemütliche Frühstück lies ich ausfallen. Aber da ich nicht mit leerem Magen loswandern wollte, verspeiste ich noch schnell 2 Muffins. 8:15 Uhr brachen wir dann in die 2. Tagesetappe auf. Unser erstes Zwischenziel sollte das Örtchen Torfhaus sein.

Das Baummassaker

Schon nach den ersten Minuten mussten wir feststellen, dass immer mehr Wege und Waldabschnitte von einer dünnen Schneedecke überzogen waren. Unser Weg führte uns dann auf einem 2 m breiten Weg entlang, neben dem sich ein kleiner Kanal befand. Ich fühlte mich ein wenig wie bei einer Levada-Wanderung auf Madeira. Nachdem wir uns langsam warmgelaufen hatten, sollte es dann körperlich etwas anstrengender werden. Vor uns lag ein Baum auf dem Weg. Dieser stellte für uns aber keine Hürde dar, da wir lediglich über den Baumstamm steigen mussten. Dahinter lag jedoch noch ein weiterer Baum, der uns durch sein dichtes Tannengrün den Blick auf den weiteren Weg versperrte. Wir bahnten uns dann einen Weg durch das Grün, so dass die Sicht auf den weiteren Weg wieder frei war. Der Anblick des nun folgenden Abschnitts war dann allerdings schon echt krass. Ein kompletter Waldabschnitt war dem Erdboden gleichgemacht. Kein einziger Nadelbaum stand mehr da wo er hingehörte.

Baummassaker
Baummassaker

Wir vermuteten, dass die Bäume wohl einem Sturm zum Opfer gefallen sein mussten, da ein Großteil der Bäume mit samt Wurzelwerk aus dem Boden gerissen wurde. Vor uns lagen nun geschätzt um die 15 Bäume auf dem Weg, die für die ein oder andere Klettereinlage sorgten. Spätestens nach solch einer sportlichen Betätigung ist einem warm geworden.

Lehrstunde: Wasserknechte

Eimer der Wasserknechte
Eimer der Wasserknechte

Auf dem weiteren Weg kamen wir immer wieder an verwüsteten Waldabschnitten vorbei, in denen unzählige umgestürzte Bäume lagen. Glücklicherweise war unser Weg aber frei begehbar. Etwas später durften wir dann etwas über Wasserknechte lernen. Diese sorgten damals dafür, dass die Bergwerke im Harz nicht mit Wasser vollliefen. Da Pferde zu teuer waren, mussten also die Wasserknechte mit schweren Holzeimern das Wasser aus den Bergwerken tragen. Die besagten Holzeimer standen sogar in einem Regal zur Verfügung. Daher konnte man selbst einmal Wasser in die Eimer lassen und das Gewicht sowie die Belastung auf sich wirken lassen. Johann schaffte es jedoch nicht einmal den Holzeimer anzuheben, was mich sehr amüsierte. Ich muss aber zugeben, dass ich es ebenfalls nicht geschafft habe. Die Eimer waren nämlich alle am Regalboden festgefroren. xD

Die Bäume waren schuld!

Wir überquerten die Oker und pausierten etwas später an einer Bank. Wirklich lange konnte man allerdings nicht stehenbleiben, da man schon nach wenigen Minuten so abkühlte, dass es echt unangenehm kalt wurde. Daher waren wir uns beide einig, ausschließlich kurze Pausen einzulegen. Die Temperatur stieg im Laufe des Morgens etwas und der Schnee fing langsam an zu tauen. Vor uns lag ein weiteres Gebiet mit vielen umgestürzten Bäumen. Erschwerend kam hinzu, dass der Boden in diesem Gebiet nur noch teilweise gefroren war, so dass wir wieder auf geleeartigem Boden unterwegs waren. Nachdem wir die umgestürzten Bäume passiert hatten, folgten wir dem vor uns liegenden Weg. Wir wunderten uns allerdings, dass der Weg deutlich anspruchsvoller war, als die bisherigen Wege. Waren wir tatsächlich noch auf dem offiziellen Weg unterwegs?! Natürlich nicht. Das GPS verriet mir, dass wir gut 20 Meter neben dem offiziellen Weg unterwegs waren. Die umgestürzten Bäume hatten uns also auf einen falschen Weg geführt. Johann kundschaftete dann die obere Seite vom Berghang aus und gab eine positive Rückmeldung. Ich stapfte also auch den Berghang hoch und weiter ging es auf dem offiziellen Weg.

Gesperrter Weg?! Das schreit nach Abenteuer!

Nur ein wenig später führte uns der Weg auf eine größere Kreuzung, die mehrere Wanderwege und Forststraßen zusammenführte. Wir suchten uns den richtigen Weg aus und standen dann direkt vor einer Absperrung. Neben dem Weg stand ein Schild mit der Aufschrift „Liebe Wanderer, der Harzer-Hexen-Stieg ist wegen Erdrutschen und umgestürzter Bäume in diesem Teilstück gesperrt“. Eine entsprechende Umleitung war ausgeschildert. Mein Drang den Weg trotzdem zu laufen war immens, allerdings versicherte ich mich erstmal, ob Johann den Weg ebenfalls laufen möchte. Zusammen machten wir uns dann auf den Weg und kletterten über die ersten umgestürzten Bäume, die auf dem Weg lagen. So wirklich unterschied sich das nun nicht von den Klettereinlagen am Morgen. Allerdings sollte es einige hundert Meter später tatsächlich etwas abenteuerlicher werden. Der Weg war abgerutscht und ein Teil des Geländes hing mit seinem kleinen Betonsockel in der Luft.

Abgerutschter Weg
Abgerutschter Weg

Um die Sache noch etwas schwieriger zu machen, lagen direkt hinter dem fehlenden Stück Weg ein paar umgestürzte Bäume. Somit mussten wir unsere Rucksäcke abnehmen, da wir das Hindernis sonst nicht hätten passieren können. Ich kletterte über den kleinen Abhang und unter den umgestürzten Bäumen hindurch, so dass Johann mir dann die beiden Rucksäcke rüberreichen konnte. Danach folgte auch Johann. Das war eine sehenswerte akrobatische Einlage. Das Schild am Anfang des Weges hatte also tatsächlich seine Daseinsberechtigung. Der weitere Weg führte dann am Berghang entlang und langsam den Berg hinauf. Da wir auf der Schattenseite des Berges unterwegs waren, lag noch immens viel Schnee, so dass wir auf der 2. Hälfte des Weges zeitweise 1 m hoch Schnee liegen hatten. Der weitere Weg war dann eine echte Herausforderung da hunderte von umgestürzten Bäumen auf dem Weg lagen. Somit mussten wir immer wieder die Rucksäcke abnehmen und unter den Bäumen durchziehen oder über die Hindernisse rübergeben. Teilweise waren die Wege so stark blockiert, dass wir Umwege gehen mussten, was bei einem Berghang eine echte Herausforderung darstellen kann.

Suche nach möglichen Alternativwegen
Suche nach möglichen Alternativwegen

Einmal vom eigentlichen Weg abgewichen, war es durch den hohen Schnee zum Ende hin nicht mehr möglich den eigentlichen Weg wiederzufinden. Daher artete das Ganze dann zu einer regelrechten Rätselrunde aus. Über mein GPS konnten wir zumindest auf wenige Meter genau bestimmen, wo sich der eigentliche Weg befinden müsste. Für die ca. 1,8 km benötigten wir daher 2 Stunden. Eine Gehgeschwindigkeit von 0,9 km/h verdeutlicht nochmal wie mühsam wir uns den Weg erkämpft haben. Es hat mir allerdings megamäßig Spaß gemacht und war wirklich das reinste Abenteuer. Aber ich war nach diesen 2 Stunden Kletterei auch ziemlich fertig. Und dabei lag der Großteil des Weges noch vor uns.

Torfhaus

Restaurant in Torfhaus
Restaurant in Torfhaus

15 Minuten später erreichten wir dann das Örtchen Torfhaus. Mit diversen Hotels und Ferienwohnungen ist es der Dreh- und Angelpunkt für Ausflüge zum Brocken sowie Ski- und Rodelvergüngen. Dementsprechend viele Touristen waren dort unterwegs. Wir suchten uns dann ein Restaurant um uns etwas aufzuwärmen und uns zu stärken. Für mich gab es dann ein Schnitzel mit Kartoffelsalat, Gurken und Preiselbeeren. Zum Nachtisch gönnte ich mir dann rote Grütze mit einer Kugel Vanilleeis. Nachdem wir lecker gespeist hatten, füllte ich noch unsere Trinkflaschen auf. Als wird dann das Restaurant verließen schauten uns auf einmal alle Menschen an, als ob wir vom Mond kommen würden. Anscheinend gab es zu dieser Zeit tatsächlich keine Trekker in dieser Gegend.

Weitere Impressionen des Tages

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