Tag 3: Drei Annen Hohne – Wendefurth

Am 3. Tag stand der ca. 26 km lange Weg vom Ort Drei Annen Hohne bis zur Rappbode-Talsperre bzw. dem danebengelegenen Ort Wendefurth an. Allerdings sollte auch diese Etappe nicht wie geplant verlaufen.

Das Wetter meint es schlecht mit uns!

Am gestrigen Abend stellten wir unseren Wecker für 6:00 Uhr. Da wir recht nah am Weg sowie am Naturschutzgebiet unser Zelt aufgeschlagen hatten, wollten wir unser Zelt kurz vor dem Morgengrauen abbauen, um auf Nummer sicher zu gehen. Soweit der Plan. Bereits 4:00 Uhr nachts begann es zu regnen und natürlich regnete es 6:00 Uhr immer noch. Das Zelt bei Regen abzubauen und selbst dabei durchzuweichen war eine bescheidene Option. Daher entschieden Johann und ich, dass wir den Wecker nochmal 1 Stunde weiter stellen. Gesagt, getan. Der Wecker stand auf 7:00 Uhr und wir schliefen sofort wieder ein. Gedanken machen mussten wir uns keine, da die Wahrscheinlichkeit sehr gering war, dass Wanderer oder Ranger bei dem schlechten Wetter durch den Wald laufen. Gefühlt eine Minute später klingelte schon wieder der Wecker. War tatsächlich schon wieder eine Stunde rum?! Der Regen prasselte immer noch auf das Zelt und wir mussten uns geschlagen geben. Ein Blick auf den Wetterausblick für den heutigen Tag zeigte uns, dass es noch bis mindestens 13:00 Uhr regnen soll. Somit zogen wir uns in dem engen Zelt an und packten dort unsere Rucksäcke. Danach ging es raus in das kalte Nass, um das Zelt abzubauen. Die Finger froren einem fast ab aber mit Handschuhe zu arbeiten war bei der Arbeit mit den Ösen, Haken und Hülsen nicht möglich. Wir packten dann das nasse Zelt ein und hofften, dass wir das Zelt nicht noch einmal brauchen würden.

Erster Halt: Königshütte

8:15 Uhr brachen wir dann auf und liefen noch das restliche Stückchen bis nach Drei Annen Hohne. Dort pausierten wir am Stand „KUKKIs Erbsensuppe“, da es dort ein Holzhäuschen als Unterstand für die Gäste gab. Was hätte ich dafür gegeben jetzt eine heiße Erbsensuppe zu essen. Leider war es aber viel zu früh, so dass „KUKKIs Erbsensuppe“ noch geschlossen war. Daher kramten wir in unseren Vorräten herum und verspeisten dann ein paar Würstchen zum Frühstück. Lange wollten wir allerdings nicht verweilen, da die Kälte schon wieder unerbittlich an uns nagte. Der Regen ging langsam in Schneeregen über, was die Sache zumindest ein wenig angenehmer machte.

Richtiges Mistwetter!
Richtiges Mistwetter!

Ein gut begehbarer aber relativ unspektakulärer Waldweg führte uns dann bis nach Königshütte. So wirklich ist mir der 5 km lange Weg daher auch nicht in Erinnerung geblieben. Vermutlich auch, da ich bei der Kälte und dem Regen in meinem eigenen Tunnel unterwegs war und ich mich einfach auf das Laufen konzentrierte. Der Ort Königshütte zog sich dann einen Kilometer lang. Zum Glück entdeckten wir am Ende des Ortes eine Bushaltestelle. Endlich eine Gelegenheit um eine Pause einzulegen und den Schnee und das Wasser vom Rucksack abzuklopfen.

Nächster Halt: Rübeland

Als nächstes Stand der 9 km lange Weg nach Rübeland an. Der Regen wurde etwas schwächer und ging dann vollständig in Schnee über. Auch die Landschaft wurde wieder reizvoller, da der Weg direkt an der Überleitungssperre Königshütte entlangführte. Danach folgte die reinste Folter für mich. Meine Achillessehnen schmerzten bei jedem Schritt aber solange ich über keine Hindernisse steigen musste ging es. Was durfte also nicht fehlen? Genau, umgestürzte Bäume. Es folgte wieder ein etwas längerer Abschnitt mit unzähligen umgestürzten Bäumen. Der agile Johann war dann relativ schnell nicht mehr zu sehen und ich überwand mit schmerzverzerrtem Gesicht ein Hindernis nach dem anderen. Teilweise lagen wieder dermaßen viele Bäume auf dem Weg, dass wir in den sumpfigen Wald ausweichen und uns einen eigenen Weg über kleine Flüsse und durch Sträucher bahnen mussten. Das war schon wieder sehr abenteuerlich. Schade nur, dass ich es nicht richtig genießen konnte. Johann wartete dann auf mich und ich hatte meine Schmerztoleranzgrenze erreicht und setzte mich leicht verzweifelt auf den Boden. Danach ging es weiter und erneut war der Weg mit unzähligen umgestürzten Bäumen blockiert. Somit mussten wir uns wieder eine Alternativroute mitten durch den bergigen Wald suchen.

Winterlandschaft
Winterlandschaft

Die Landschaft erfreute mich hingegen wieder, da wir nun eine richtige Winterlandschaft zu Gesicht bekamen. Nicht nur der Boden war mit Schnee bedeckt sondern auch alle Bäume. In mir machte sich Weihnachtsstimmung breit. Durch die Schneedecke, die Ruhe und den leise rieselnden Schnee wirkte es irgendwie als wäre die Zeit stehengeblieben. Schritt für Schritt stapften wir dann durch den Schnee und ich genoss das Knirschen unter meinen Trekkingstiefeln.

Gegen 13:30 Uhr erreichten wir dann den für seine Tropfsteinhöhlen berühmten Ort Rübeland. Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt weiterlaufen konnte und spielte kurz mit dem Gedanken, ob ich besser aufgeben sollte. Mein Körper und mein Ehrgeiz standen im Krieg. Wir entschieden uns dann dazu eine längere Pause in Rübeland einzulegen. Wir waren ohnehin sehr hungrig.

Mittagspause in Rübeland

Da es sich bei Rübeland um einen Touristenort handelt, waren die Restaurants natürlich überfüllt. Glücklicherweise waren wir nur zu zweit und eine 4-er Rentnergruppe bot uns dann noch die 2 freien Plätze an ihrem Tisch an. Das nahmen wir natürlich dankend an. Endlich Wärme und eine trockene Umgebung. Nun konnte unsere Ausrüstung endlich ein wenig trocknen. Mein Mittag bestand dann aus Bratkartoffeln, Geschnetzeltes mit Käse überbacken, einem Stückchen Pfirsichtorte und einer heißen Schokolade. Da konnte man die Anstrengung der letzten Stunden sofort vergessen. Während wir speisten verabschiedeten sich die Rentner und eine neue Gruppe gesellte sich zu uns an den Tisch. Auch diese verabschiedeten sich nach einer Weile und eine weitere Gruppe beehrte uns. Die Bedienung freute sich bereits, dass wir eine Gruppe nach der anderen „überleben“. Nachdem ich meine Wasservorräte aufgefüllt hatte, ging es nach insgesamt 1,5 Stunden Pause weiter. Und ich muss sagen, dass die Pause wirklich sehr gut getan hat. Ich konnte wieder mit moderaten Schmerzen weiterlaufen. Damit dies auch so bleibt, wurde dann nach jedem Kilometer eine 5-minütige Zwangspause eingelegt um die Sehnen nicht überzustrapazieren.

Auf zur Rappbode-Talsperre

Schneeglöckchen
Schneeglöckchen

Da wir uns die Rappbode-Talsperre sowie die Megazipline angucken wollten, entschieden wir uns in Rübeland dazu, vom üblichen Harzer-Hexen-Stieg abzuweichen und den Weg in Richtung Rappbode-Talsperre einzuschlagen. Wir wanderten also den ersten Weg hinauf und betraten wieder den Wald. Vor uns taten sich allerdings direkt die ersten Hindernisse in Form von vielen umgestürzten Bäumen auf. Ein kleiner Trampelpfad um die Bäume herum ließ vermuten, dass den Weg schon mehrere Leute gelaufen sind. Ich war davon natürlich ganz und gar nicht begeistert, jetzt wo meine Füße wieder einigermaßen schmerzfrei waren. Genau in dem Moment in dem ich mich mit Johann beriet, kam ein Pärchen hinter den umgestürzten Bäumen hervor. Die Beiden waren kurz vor uns in Richtung Rappbode-Talsperre aufgebrochen und teilten uns dann mit, dass es ein Stückchen weiter kein Durchkommen mehr gibt und sie daher umkehren mussten. Für uns hätte es mit Sicherheit einen Weg gegeben aber dieser wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder sehr abenteuerlich und kräftezehrend geworden. In Anbetracht meiner körperlichen Verfassung ließen wir dann die Vernunft walten und kehrten ebenfalls um. Zurück in Rübeland schlugen wir dann den normalen Harzer-Hexen-Stieg in Richtung Wendefurth ein. Der Weg führte uns dann wieder durch diverse Wälder und an Flussläufen vorbei. Zur Abwechslung führte uns der Weg auch mal durch einen Laubwald, der um diese Jahreszeit allerdings wirklich trostlos aussah.

Unterkunft in Wendefurth?!

Talsperre Wendefurth
Talsperre Wendefurth

Wir stiegen langsam den kleinen Berg nach Wendefurth hinab und überquerten dann die Talsperre Wendefurth. Die Rappbode-Talsperre befand sich mit 2 km Entfernung ebenfalls in dieser Ecke, lag allerdings nicht mehr auf unserem Weg. In Wendefurth versuchten wir dann eine Unterkunft zu finden, da unsere Ausrüstung durch die letzte Nacht nass war und in der kommenden Nacht wieder mit Temperaturen um den Gefrierpunkt zu rechnen war. Die erste Pension an der wir vorbeikamen war leider schon ausgebucht. Das einige hundert Meter entfernte Hotel „Zur Bode“ war danach unsere nächste Anlaufstelle. Dort schickte uns der Hotelbesitzer allerdings weg, da das Hotel noch nicht geöffnet war. Meine Frage, ob es denn Alternativen im Ort geben würde verneinte er. Durch meine Karten-App wusste ich allerdings, dass es noch weiteren Alternativen gibt und konfrontierte den Herrn damit. Wirklich viel hatte er dazu dann aber nicht zu sagen. Unser nächster Versuch bei der Ferienwohnung „Pension Waldfrieden“ scheiterte ebenfalls. Auf meine telefonische Anfrage antwortete mir ein schlecht gelaunter Mann mit den Worten „Ne, ne, ne, ne, ne“ und auf meine detaillierte Nachfrage mit „Ne, ne, ne, Tschüss!“ und legte einfach auf. Dementsprechend war es wirklich ein sehr kurzes Telefonat. Mein Frust auf die vielen unfreundlichen Menschen aus dem Gastro- und Hotelgewerbe im Harz stieg weiter.

Schutzhütte vs. nasses Zelt

Da standen wir dann ohne Unterkunft und mit einem nassen Zelt. Meine Karten-App verriet mir, dass es in 2km Entfernung im Wald eine Schutzhütte geben sollte. Ob dort tatsächlich eine Schutzhütte stehen würde oder in welchem Zustand sich diese befinden würde, war jedoch fraglich. Da die Dämmerung schon wieder über uns hereingebrochen war, hatten wir allerdings keine andere Wahl als es zu versuchen. Direkt im Ort mit einem nassen Zelt zu übernachten war zumindest keine Option. Widerwillig schleppte ich mich dann voran, bis wir dann endlich die Hütte erreichten. Und zu unserem Glück war es sogar eine wirklich gute Schutzhütte. Überglücklich schlugen wir dann gegen 19:45 Uhr unser Lager auf. Aus unserem geplanten Restaurantbesuch wurde leider nichts, so dass es für mich zum Abendbrot nur 4 Würstchen gab. Gegen 21:15 Uhr konnten wir dann endlich den Tag beenden und schlafen.

Nachtlager zwischen Wendefurth und Altenbrak
Nachtlager zwischen Wendefurth und Altenbrak

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