Am ersten Tag unserer Harzer-Hexen-Stieg Trekking-Tour stand zuerst die Anreise von Berlin nach Osterode an. Weitergehen sollte es dann auf der ersten Etappe, die mit 22 km von Osterode bis in die Nähe von Altenau führen sollte.
Anreise von Berlin nach Osterode
Da Johann und ich relativ zeitig in Osterode starten wollten, hieß es zeitig aufstehen. Daher klingelte mein Wecker bereits 6:00 Uhr. Nachdem ich meine morgendliche Routine durchlaufen und meine Ausrüstung zusammengeklaubt hatte, ging es dann 6:40 Uhr tatsächlich los. Vom Berliner Hauptbahnhof aus ging es dann mit dem ICE nach Braunschweig, wo ich nur wenige Minuten auf den RB nach Osterode warten musste. Entgegen meiner Erwartungen war der RB fast komplett leer. Nur kurze Zeit nachdem ich es mir in der Bahn bequem gemacht hatte, stieß Johann am Bahnhof Seesen zu mir. Die restliche Bahnfahrt verging dann wie im Fluge, so dass wir letztendlich unseren Zielbahnhof Osterode und somit den Startort unserer Trekking-Tour erreichten.
Beschaffung von Proviant
Bevor es losgehen sollte, machten wir noch einen kurzen Stopp an einem Supermarkt. Einerseits wollte ich eine Kleinigkeit frühstücken und andererseits einige Nahrungsmittel einkaufen, da wir laut Planungsunterlagen heute keine Gaststätte auf unserer Route vorfinden sollten. Aber auch für die restlichen Tage konnte ein bisschen mehr Proviant nicht schaden. Lieber ein wenig zu viel Nahrung mitnehmen als später hungern zu müssen. Ich packte mir also eine Apfeltasche, eine Laugenstange und eine Packung Würstchen ein. Natürlich hatte ich zuhause bereits weitere Nahrungsmittel eingepackt, so dass ich nun bestens versorgt war. Um das Gewicht des Trekkingrucksacks musste ich mir diesmal ausnahmsweise keine Gedanken machen. Inklusive 2 Liter Wasser brachte der Rucksack gerade einmal lächerliche 10,5 kg auf die Waage. Der Rucksack war somit kaum spürbar.
Harzer-Hexen-Stieg Startpunkt
Ausgehend vom Bahnhof war der Harzer-Hexen-Stieg relativ idiotensicher ausgeschildert. Daher mussten wir uns nicht groß um die Wegfindung kümmern und erreichten relativ schnell den offiziellen Startpunkt vom Harzer-Hexen-Stieg. Neben einem großen Unterstellhäuschen aus Holz standen 2 große Infotafeln, die über den Harzer-Hexen-Stieg informierten. Auch einige in Holz geschnitzte Hexen stimmten uns bereits auf unsere bevorstehende Trekking-Tour ein. Vorher kreuzte noch eine Oma unseren Weg, die anscheinend ebenfalls sehr wanderbegeistert war aber körperlich den Strapazen nicht mehr gewachsen war. Nachdem wir uns ein Weilchen mir ihr unterhalten und ein paar Informationen zum Harzer-Hexen-Stieg erhalten hatten, machten wir uns 10:30 Uhr auf den Weg.
Unterwegs, so wie die Harz-Kamele…
Entgegen dem Wetterbericht brach ab und zu die Sonne durch. Die grauen Wolken wurden jedoch immer mehr und verdunkelten den Himmel zunehmend. Der Weg führte uns dann langsam aus Osterode heraus und schon kamen wir am ersten Schild vorbei, das uns darüber aufklärte, dass Heinrich Heine vermutlich ebenfalls durch den Harz gewandert ist. Nur wenige hundert Meter weiter begann dann endlich der Nadelwald. Ein paar einheimische Waldspaziergänger kamen uns noch entgegen und grüßten uns freundlich. Danach waren wir endlich allein und konnten die Natur und die frische Waldluft vollends genießen. Zugegebenermaßen befindet sich die Flora Ende März noch im Winterschlaf aber auch dieser Anblick hat seinen Reiz. Am Wegesrand wartete dann eine in Holz geschlagene Kiepenfrau auf uns. Diese transportierten damals alle möglichen Waren im Harz. Da die Kiepen bis zu 40 kg auf die Waage brachten, wurden die Kiepenfrauen auch Harz-Kamele genannt. Ich sah eine gewisse Parallele zu uns und unseren Trekkingrucksäcken.
Wälder, Seen, Schnee (ノ^ヮ^)ノ*:・゚✧
Da es die letzten Tage viel geregnet hat, war der Boden stark aufgeweicht. Die Forstwege waren somit das reinste Schlammparadies aber auch die normalen Wanderwege fühlten sich teilweise so an als würde man auf Pudding laufen. Dass die Natur noch im Wintermodus ist blendete ich in den dichten Nadelwäldern sehr schnell aus. Nur der ein oder andere karge Laubbaum erinnerte mich ab und zu wieder daran.
Immer wieder wurde der Weg von Holzskulpturen und Infotafeln geziert, so dass es neben der Natur regelmäßig etwas zu sehen gab. Nach einiger Zeit erreichten wir dann einen Lift, der nicht mehr in Betrieb war. Dies erschien auch völlig logisch, da kein Schnee mehr lag. Da wir bereits 5,9 km hinter uns gelassen hatten, legten wir dort eine kleine Pause ein. Neben der doch sehr komfortablen Rasthütte befand sich ein grüner Kasten mit der Aufschrift Hexenstieg-Buch. Meine Neugier förderte dann ein Buch zutage, in das sich alle Trekker/Wanderer mit Name, Wohnort und Wanderroute eintragen konnten. Wir haben uns natürlich sofort darin verewigt. Vor uns gab es sogar 2 weitere Gruppen die sich am heutigen Tage eingetragen hatten. Da war ich ehrlich gesagt ein wenig überrascht. Wer geht denn bitte bei diesem bescheidenen Wetter wandern?!
Je weiter wir in den Wald vordrangen desto mehr verzauberte uns die Natur. Der Weg war nun fast dauerhaft von Schnee gesäumt und einige Sonnenstrahlen sorgten für einen herrlichen Anblick. Weiter ging es an fast völlig zugefrorenen Seen. Der Wind wurde immer eisiger und der Himmel immer dunkler. Auch der Wald wurde von Minute zu Minute weißer, da immer mehr Schnee lag. Ich stellte mir die Frage, ob ich jemals im Winter im Wald spazieren war. Nachdem wir einigen Waldpfaden gefolgt waren, führte uns der Weg wieder auf einen sehr matschigen Forstweg. Johann wollte dann an den Wegesrand und übersah, dass der Boden unter ihm besonders matschig war. Mit dem ersten Schritt versank sein kompletter Schuh im Matsch. Anstatt direkt umzukehren lief er einfach weiter und versank immer wieder aufs Neue und vor allem immer tiefer im Matsch. Die Schuhe waren danach komplett mit Schlamm überzogen und ich amüsierte mich köstlichst. Nur wenige Minuten später fing es richtig stark an zu schneien. Ein herrlicher Anblick, den ich wirklich genossen habe. Ein leichter Nebel zog auf und sorgte zusammen mit dem Schneefall für ein ganz besonderes Feeling. Nebenher erklärte uns wieder eine Infotafel etwas über frühmittelalterliche Schmelzplätze.
Wir schafften es dann sogar einmal falsch abzubiegen, so dass wir einen kleinen Umweg nehmen mussten. Auf dem Harzer-Hexen-Stieg stehen einfach viel zu viele Schilder herum, so dass man schnell den Überblick verlieren kann. Ob der Weg einfach schlecht ausgeschildert war oder wir einfach gepennt hatten, konnten wir dann nicht mehr klären, da wir beide keine Lust hatten den Weg noch einmal zurückzulaufen.
Flucht vor dem Schnee
Es schneite weiterhin stark und wir waren beide sehr hungrig. Wir hatten zwar beide ausreichend Proviant dabei aber nichts kommt an eine warme Mahlzeit heran. Da war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Johann und ich uns dazu entschieden einen 1,6 km langen Umweg in Kauf zu nehmen, um eine in der Nähe gelegene Gaststätte anzusteuern. Auf dem ersten Blick sah es so aus als ob die Gaststätte geschlossen sei. Ich klopfte daher an die Tür um nachzufragen. Anscheinend war tatsächlich geöffnet, da man uns hereinbat. So wie es aussah, waren wir die einzigen Gäste. Ein kleiner Kamin sorgte für Wärme und der Geruch von verbranntem Holz ließ etwas Nostalgie aufkommen. Wir wärmten uns dann etwas auf und auch unsere Kleidung konnte endlich etwas trocknen. Aber viel wichtiger war das Essen. Wir gönnten uns beide eine Wildschweincurrywurst mit Bratkartoffeln und Salat. Ein heißer Kakao zum Abschluss durfte natürlich auch nicht fehlen. Gesättigt und aufgewärmt brachen wir dann in den letzten Teilabschnitt auf. Das Wetter meinte es auch wieder gut mit uns, da der starke Schneefall gänzlich aufgehört hatte.
Hütte an der Eisenquelle
Wir durchquerten erneut leicht zugeschneite Wälder und dann kam sogar noch einmal die Sonne heraus und ermöglichte uns ein paar schöne Fotos. Gegen 19:00 Uhr erreichten wir nach ca. 8,5 Stunden unser Ziel mit dem Namen Hütte an der Eisenquelle. Hierbei handelt es sich um eine relativ neue Schutzhütte, die perfekt zum nächtigen im Freien war. Ich erkundete dann noch ein wenig die Umgebung, da es noch etwas zu zeitig war um das Nachtlager aufzuschlagen. Eigentlich war es sehr unwahrscheinlich, dass jemand an der Hütte vorbeikommen würde aber letztendlich muss man ja auch nichts provozieren.
Gegen 20:00 Uhr, als es draußen bereits dunkel war, breiteten wir unsere Isomatten und Schlafsäcke aus. Kurz darauf krochen wir sofort in die Schlafsäcke, da es draußen trotz Fleecejacke und Winterjacke schweinekalt war. Die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt und sollten in der Nacht noch etwas tiefer fallen. 21:00 Uhr schliefen wir dann bereits. Aufgrund der allgemeinen Schmerzen auf so einer Tour konnte ich allerdings nicht wirklich stillliegen und war permanent dabei mich zu drehen. Dies sorgte dann für eine sehr durchwachsene Nacht.