Tag 2: Zschirnstein Biwak – Ostrov

Am 2. Tag unserer Forststeig Elbsandstein Tour stand die erste volle Etappe mit 18,5 km auf dem Plan. Es sollte vom Zschirnstein Biwak bis zum in Tschechien liegenden offiziellen Zeltplatz im Örtchen Ostrov gehen.

Rücksichtslose Menschen gibt es auch im Wald

Unsere gestrige Nachtruhe ließ dann doch etwas länger auf sich warten als wir es uns gewünscht hatten. Denn die Gruppe Radfahrer hatte sich bis kurz nach Mitternacht lautstark unterhalten und keinerlei Rücksicht auf die umliegenden Trekker genommen. Somit konnten wir die ganze Zeit kein Auge zumachen, obwohl wir echt erschöpft waren. In der Hinsicht ist es tatsächlich angenehmer in Gegenden unterwegs zu sein, in denen Trekker und Radfahrer aufgrund des Geländes zugleich ordentlich gefordert werden, da dann jedem bewusst ist, wie essentiell Schlaf auf solch einer Tour ist. Zudem gab es in der Nacht zwei bis drei Schauer, die mich zeitweise aus dem Schlaf gerissen haben. Und weil das noch nicht genug war, fing Patrick zeitweise auch noch an zu schnarchen. Wer nun denkt, dann könnt ihr doch einfach am nächsten Morgen lange schlafen der hat weit gefehlt. Denn die Kinder waren beim ersten Sonnenschein sofort aktiv und rannten schreiend umher, wodurch an Schlaf nicht mehr zu denken war. Somit endete unsere erste Nacht leider viel zu schnell und mit unzureichender Erholung.

Entlang der deutsch-tschechischen Grenze

Um dem morgendlichen Trubel und Lärm zu entkommen, bauten Patrick und ich schnell das Zelt ab und verstauten unser Hab und Gut in unseren Rucksäcken. Ohne Frühstück und ohne den Morgen wirklich genießen zu können, brachen wir gegen 8:00 Uhr direkt auf. Aufgrund der kühlen Morgenluft hatte ich mir heute meine Fleecejacke angezogen. Zudem wechselte ich mit meiner Hose in den Langhose-Modus, indem ich die Hosenbeine wieder per Reißverschluss hinzufügte. Diese Entscheidung rührte daher, da wir gestern durch enorm viel hohes Grünzeug gestapft sind und mir das Zeckenrisiko letztendlich doch relativ hoch erschien.

Grenzstein
Grenzstein

Der Einstieg in unsere heutige Etappe führte uns dann entlang eines idyllischen Trampelpfads, der sich mitten durch einen Wald schlängelte. Rechts und links von uns taten sich immer wieder neue Farnwäldchen auf, was eine konsequente Fortsetzung unserer gestrigen Erfahrungen war. Zudem kreuzten wir unterwegs eine Quelle sowie ein Bächlein. Letzteren nutzten wir dann dazu, um unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen. Unterwegs fielen uns dann weiße Steine auf, die wir schnell als Grenzsteine identifizierten. Die tschechische Seite der Steine war mit einem großen schwarzen C markiert und die deutsche Seite mit einem großen schwarzen D. So wussten wir immer auf welcher Seite wir aktuell unterwegs waren. Wir konnten dann sogar eine Schnecke dabei beobachten, wie sie von Tschechien nach Deutschland eingereist ist! Auf der Oberseite der Steine befand sich zudem eine Art Perforationslinie, um beide Länder einfach voneinander trennen zu können.

Taubenteich Biwak

Taubenteich Biwak
Taubenteich Biwak

Wir folgten also immer weiter der deutsch-tschechischen Grenze und erreichten nach gut 2 Stunden den Taubenteich Biwak. Obwohl es schon 10:00 Uhr war, hielten sich zu diesem Zeitpunkt überraschend viele Leute dort auf. 5 Zelte standen noch dort und mehrere Gruppen waren gerade dabei sich für die heutige Etappe vorzubereiten. Wir überlegten kurz, ob es denn sinnvoll gewesen wäre, wenn wir am gestrigen Tag noch die 2 Stunden rangehangen hätten. Denn der Taubenteich Biwak sah wirklich entspannt aus mit seiner tollen Feuerstelle und dem Blick auf den Taubenteich. Wer also an einem überfüllten Zschirnstein Biwak ankommt und noch ausreichend Zeit und Lust hat weiterzuziehen, dem kann ich an dieser Stelle nur empfehlen noch bis zum Taubenteich Biwak weiterzulaufen. Nach 30 Minuten Pause und einem Snickers zum Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg. Schließlich hatten wir noch einiges an Strecke vor uns.

Ab durch die Graslandschaft

Der weitere Weg führte uns erneut durch waldiges Gebiet. Unterwegs trafen wir dann unerwartet viele Pilzsammler. Allerdings konnte ich unterwegs nahezu keine essbaren Pilze entdecken. Aber vielleicht hatten die Pilzsammler auch einfach schon alle eingesammelt. Später tat sich vor uns dann ein mit sehr hohem Gras zugewachsener Weg auf. Die Wegmarkierung deutete allerdings darauf hin, dass wir genau durch diese Graslandschaft hindurch mussten. Hier war ich dann wirklich froh, dass ich mich trotz der Wärme für lange Hosen entschieden hatte. Der nun folgende Weg war etwas beschwerlicher und stand zudem teilweise unter Wasser. Ich hatte nicht das Gefühl, dass dieser Weg bereits häufig begangen wurde. Etwas merkwürdig, da alle bisherigen Wege sehr stark ausgetreten waren. Möglicherweise handelte es sich aber auch einfach nur um eine Wegänderung, welche aufgrund diverser Ursachen ab und an mal vorgenommen werden. Ohne weitere Vorkommnisse erreichten wir dann gegen 12:00 Uhr einen Parkplatz, der Rastsuchenden Bänke und einen überdachten Tisch bereitstellte. Die erste Spur von Zivilisation nach 1,5 Tagen im Wald. Da sich am genannten Platz bereits 2 deutschsprachige Trekker um ihr Mittag kümmerten, gesellten wir uns dazu und unterhielten uns ein wenig. Die beiden erzählten dann auch, dass sie den Weg durch das hohe Gras gemieden haben und daher einen Umweg in Kauf genommen haben. So wird das aber nichts mit einem schön ausgetretenen Weg.

Lasst uns den Schneeberg erklimmen

Nachdem wir uns zum Mittag mit „Pasta Bolognese mit Rindfleisch“ gestärkt hatten, ging es weiter. Vor uns lag der 723 m hohe Schneeberg und somit höchste Tafelberg des Elbsandsteingebirges. Da wir uns höhentechnisch aber schon etwas weiter oben befanden, lagen vor uns nur noch 200 Höhenmeter, die sich über eine Strecke von 3 Kilometern verteilten. Von daher konnten wir den Aufstieg durchgehend genießen.

Unterwegs auf dem Schneeberg
Unterwegs auf dem Schneeberg

Der Weg bis zur Spitze des Schneebergs zog sich dann doch ziemlich in die Länge, da sich unterwegs ein Panorama nach dem anderen auftat. Natürlich musste ich jedes einzelne fotografieren und hier und da haben wir uns auch hingesetzt, um den Ausblick zu genießen. Gegen 14:45 Uhr erreichten wir dann die Spitze des Schneebergs. Den Schnee sucht man zu dieser Zeit allerdings vergeblich. Dafür scheint es sich beim Schneeberg um einen sehr beliebten Touristen Hot Spot zu handeln, so dass sich dort sehr viele Menschen tummelten.

Palatschinken
Palatschinken

Neben einer Aussichtsplattform gab es natürlich auch eine Gaststätte. Diese mussten wir selbstredend auch einmal ausprobieren. Für mich gab es dann Palatschinken. Wobei mir dieses Wort zu diesem Zeitpunkt völlig neu war. Bei uns hätte man es wohl einfach als Plins oder Eierkuchen bezeichnet. Jedenfalls war diese Köstlichkeit genau das Richtige und versorgte mich wieder mit ausreichend Energie für den restlichen Tag. Nur die Zubereitungsdauer von 45 Minuten hatte mich ein wenig verwundert. Vermutlich musste noch darauf gewartet werden, dass ein Huhn das benötigte Ei legt. :p Aber da wir viel Zeit hatten und zudem einen super Ausblick störte uns die etwas längere Zubereitungsdauer kein bisschen.

Endspurt nach Ostrov

Ruckzuck waren fast 1,5 Stunden rum und wir machten uns auf den Weg zu unserem heutigen Ziel. Dem tschechischen Örtchen Ostrov, in dem auch ein Camping Platz zu finden sein soll. Somit hieß es jetzt 260 Höhenmeter abzusteigen. Auf dem Weg nach unten konnten wir noch einmal den ungestörten Ausblick über die unendlichen Weiten des Elbsandsteingebirges genießen.

Auf dem Weg vom Schneeberg nach Ostrov
Auf dem Weg vom Schneeberg nach Ostrov

Am Horizont taten sich bereits alle möglichen Berge auf, die wir in den kommenden Tagen noch zu einem Großteil überqueren würden. Aber vorerst hieß unser Ziel Ostrov. Auf unserem weiteren Weg durchquerten wir dann kleinere Schluchten, bestehend aus Sandsteinerhebungen. Die vielen herausragenden Sandsteine werden an dieser Stelle sehr aktiv für den Klettersport verwendet, weshalb viele Leute nur deshalb in das Elbsandsteingebirge reisen. Da habe ich direkt Lust bekommen selbst einmal ein wenig klettern zu gehen.

Der Camping Platz in Ostrov

17:55 Uhr erreichten wir dann den Camping Platz. Da es sich bei dem ersten Gebäude des Camping Platzes um eine Gaststätte handelte, erspähten wir unsere 2 deutschsprachigen Trekker wieder, die wir bereits in unserer Mittagspause kennenlernen durften. Von den beiden erhielten wir die Info, dass die Gaststätte bereits 18:00 Uhr schließen würde. Dies hielten wir für merkwürdig, da der Laden richtig voll war. Kurz darauf stellten wir dann fest, dass die Gaststätte normalerweise etwas länger geöffnet hat aber durch den heutigen Sonntag die Öffnungszeiten verkürzt waren. Wir setzten uns also schnell hin und bestellten in den 5 Minuten noch unser Abendbrot. Die Anmietung/Bezahlung eines Zeltstellplatzes wollten wir dann nach dem Abendbrot vornehmen. Die Prioritäten waren hier klar gesetzt. Was wir nicht wussten, die Rezeption zur Anmietung/Bezahlung schloss auch 18:00 Uhr. Das stellten wir dann aber erst nach unserem Abendbrot fest. Denn dieses dauerte nämlich auch etwas länger, da uns erst das falsche Essen serviert wurde (welches wir aber angenommen haben) und dann unsere Getränke vergessen wurden. Dies resultierte darin, dass wir unsere Getränke erst bekommen haben, nachdem wir mit dem Essen fertig waren. Total verdrehte Welt.

Camping Platz in Ostrov
Camping Platz in Ostrov
Unser ruhiger Zeltstellplatz in Ostrov
Unser ruhiger Zeltstellplatz in Ostrov

Nachdem wir dann festgestellt hatten, dass die Rezeption bereits geschlossen hatte, suchten wir uns auf dem Camping Platz ein freies Fleckchen. Unsere Trekking Kollegen erzählten uns netterweise auf welchen Flächen das Zelten erlaubt war. Bei dem Camping Platz handelte es sich wirklich um ein riesiges Areal, auf dem es eine große Wiese inkl. Slackline zum Vergnügen gab, eine kleine Bühne, sehr viele kleine Holzhüttchen, die an diesem Abend primär von einer großen Bikertruppe angemietet wurden, einer großen Stellfläche für Wohnmobile, einem Küchen- und Toilettenhäuschen sowie einem abgesteckten Bereich für Ziegen und Schafe. Alles in allem ein sehr angenehmer und belebter Platz. Während wir unser Zelt aufbauten lernten wir ein Pärchen kennen, das aus Berlin und Dresden kam und ebenfalls auf dem Forststeig Elbsandstein unterwegs war. Eine tolle Gelegenheit um sich auszutauschen. Hier erfuhren wir auch, dass die beiden bereits 9 Zecken von ihren Hosenbeinen abgesammelt haben und sich regelmäßig auf Zecken absuchen. Da war meine Vorsicht mit der langen Hose also wirklich angebracht.

Unser Plan, noch ein wenig auf der großen Wiese zu lesen, wurde dann von unzähligen kleinen Fliegetieren verhindert, so dass wir uns relativ schnell ins Zelt verzogen. Ich freute mich auf eine erholsame Nacht.

Weitere Impressionen des Tages

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