Tag 6-7: Abreise & Fazit zum südlichen Kungsleden

Der heutige Tag sollte ganz im Zeichen der Abreise stehen.

Beginn der Abreise

Da ich gestern Abend bereits zeitig eingeschlafen bin, hatte ich heute auch kein Problem damit 7:10 Uhr aufzustehen. Schließlich wollte ich bereits den ersten Bus um 8:10 Uhr nehmen. Denn sollte mich der Busfahrer nicht mitnehmen, da ich keine Fahrkarte habe, hätte ich genau zwei Stunden Zeit um eine Lösung zu finden. 10:10 Uhr sollte nämlich der zweite und letzte mögliche Bus an diesem Tag fahren. Sollte ich diesen ebenfalls nicht bekommen, könnte ich das Geld für die Zugfahrt, das Hotel und den Rückflug in den Wind schießen. Entsprechend angespannt startete ich in den Tag.

Zeltplatz Grövelsjön

Die Temperatur bewegte sich wieder im niedrigen einstelligen Bereich. Nachdem ich mich aus meinem Schlafsack gepellt hatte, zog ich mir daher wieder alle verfügbaren Kleidungsstücke an und begann direkt mit dem Abbau des Zeltes. Unglücklicherweise war ich nach 30 Minuten bereits fertig mit dem Abbau und dem Packen des Rucksacks. Um nicht draußen in der Kälte warten zu müssen, stellte ich mich in die Lobby der Hotelanlage. Mein Gepäck platzierte ich allerdings draußen.

Da ich noch eine große und recht volle Gaskartusche im Gepäck hatte, wollte ich diese an der Rezeption abgeben. Da die Rezeption aber noch nicht geöffnet hatte, stellte ich die Gaskartusche lediglich dort ab, so dass sich nach Belieben jemand bedienen kann.

Fahrkartenkauf für die Busfahrt

8:00 Uhr fuhr der Bus dann auf dem Vorplatz des Hotels ein. Nun sollte es spannend werden. Ich verließ die Lobby und bewegte mich zum Bus. Die Busfahrerin stieg aus und öffnete die Gepäckfächer an der Seite des Busses. Meine Annahme, dass sie nun das Gepäck einladen würde und ich dann direkt das Gespräch hinsichtlich der Fahrkarte suchen kann, entpuppte sich leider als falsch. Denn nachdem sie die Gepäckfächer geöffnet hatte, stieg sie wieder in den Bus ein und schloss die Tür hinter sich. Etwas ratlos blieb ich vor dem Bus stehen.

Ich packte dann meinen Trekkingrucksack in eines der Gepäckfächer und stieg hinten im Bus ein. Schließlich war die vordere Tür geschlossen. Als ich in Richtung Busfahrerin guckte, sah ich übermäßig viel Absperrband, das mit reichlich Abstand zur Fahrerkabine angebracht war. Somit war es nicht möglich einfach so zur Fahrerin vorzugehen. Ich stellte mich dann direkt an das Absperrband und versuchte auf mich aufmerksam zu machen. Nachdem mich die Busfahrerin bemerkt hatte, kam sie sogar zu mir. Ich versuchte ihr dann auf Englisch zu erklären, dass es mir mit der App des Busunternehmens nicht möglich war eine Fahrkarte zu kaufen. Leider verstand sie nahezu kein einziges Wort, so dass ich mich mit Händen und Füßen verständigen musste. Erinnerungen an meine erste Abreise in Schweden kamen wieder hoch, da auch dort der Busfahrer kein einziges Wort Englisch verstand.

Bus nach Mora

Da ich bereits einen ganzen Zoo an schwedischen ÖPNV Apps auf meinem Smartphone hatte, konnte ich diese zumindest als visuelle Unterstützung für meine Erklärung heranziehen. Man gab mir dann den Tipp, dass ich den Kauf der Fahrkarte mal über die App der schwedischen Eisenbahn SJ versuchen soll. Auf die Idee, die Busfahrkarte bei der Bahn zu kaufen, bin ich gestern nicht gekommen. Da der Kauf der Zugfahrkarte aber über die SJ App möglich war, schöpfte ich neue Hoffnung. Ich bedankte mich also und suchte mir einen freien Platz.

Für die Buchung der Fahrkarte musste ich dann meine Kontonummer angeben. So wie ich es bereits gestern unzählige Male während meiner Buchungsversuche getan hatte. Ich wollte also anfangen sie einzutippen aber dann.. nichts.. ich konnte mich nicht mal mehr ansatzweise an die Kontonummer erinnern. Nachdem ich meine Kontonummer nun seit so vielen Jahren auswendig kenne und sogar gestern noch mehrere Male eingetippt hatte, sollte ich mich nun nicht mehr an sie erinnern können?! Innere Unruhe und leichte Verärgerung machte sich in mir breit. Bei der Suche nach einer Lösung fiel mir dann ein, dass ich die Kontonummer mal per E-Mail verschickt hatte. Nachdem ich die E-Mail dann aus meinem E-Mail-Postfach gefischt hatte, konnte ich die Kontonummer dann im Buchungsvorgang hinterlegen. Kurze Zeit später bekam ich dann die Buchungsbestätigung. Nun konnte ich die Busfahrt entspannt und mit ruhigem Gewissen antreten.

Zwischenstopp in Mora

Die Busfahrt dauerte dann 3,5 Stunden und führte mich in die Stadt Mora, die mit ca. 13.000 Einwohnern schon zu den größeren Städten Schwedens gehört. Nun hatte ich 3 Stunden Aufenthalt bis es dann mit dem Zug weitergehen sollte. Da sich mein Magen bemerkbar machte und ich nach Tagen der Wildnis wieder einen Heißhunger auf nahezu alles verspürte, steuerte ich als Erstes eine Shell Tankstelle an, denn Supermärkte waren weit und breit nicht zu sehen. Ich deckte mich dann mit übermäßig teuren Keksen und einer Fanta ein. Aber Geld spielte zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr. Kurz darauf entdeckte ich einen Dönerladen, in dem ich mir einen Dönerteller zum Mittag gönnte.

Bahnhof in Mora

Nach meinem ausgiebigen Mittag hatte ich allerdings weiterhin viel Zeit bis der Zug fahren sollte. Da es draußen weniger gemütlich war, setzte ich mich in die Wartehalle des Bahnhofs. Diese war sogar sehr gut beheizt, mit ausreichend Sitzplätzen bestückt sowie mit kostenfreien Toiletten. Hier konnte man es also eine ganze Weile aushalten. Kann sich die Deutsche Bahn daran bitte mal ein Beispiel nehmen?!

Zugfahrt nach Arlanda & Suche des Hotels

Mit dem Zug ging es dann innerhalb von 3,5 Stunden zum Flughafen Arlanda, der in der Nähe von Stockholm liegt. Die Zugfahrt verlief ereignislos, so dass ich dann erst am Flughafen wieder gefordert war. Da heute kein Flug mehr nach Deutschland gehen sollte, hatte ich mir ein Hotel in der Nähe des Flughafens gebucht. Auf der Karte hatte ich mir gestern Abend bereits einen Weg gesucht, den ich zu Fuß zum Hotel zurücklegen wollte. Nur fand ich einfach den Einstieg in den Weg nicht und um mich herum waren nur unzählige Straßen ohne Gehweg zu sehen. Sich auf diesen Straßen zu bewegen wäre glatter Selbstmord gewesen. Daher griff ich zum Telefon und rief das Hotel an, um zu fragen wie ich vom Flughafen das Hotel erreichen kann. Freundlich und kompetent erklärte man mir, dass alle 20 Minuten ein kostenfreier Shuttle-Bus fährt. Mit solch einer erfreulichen Nachricht hatte ich nun nicht gerechnet. Und zufälligerweise stand ich genau ein paar Meter neben der Stelle, von welcher der Shuttle-Bus fahren sollte. Und dann kam der Bus auch direkt eine Minuten später schon angefahren. Man muss ja auch manchmal etwas Glück haben.

Ein Abend Kurzurlaub

Hotelzimmer

Da es sich bei meiner Unterkunft um ein 4-Sterne-Hotel handelte, konnte der Kontrast nicht größer sein, als ich an der Rezeption mit meinen abgeranzten Klamotten ungeduscht neben einem Piloten und seinem Co-Piloten stand. Aber das war ja nun nicht das erste Mal, dass ich sowas erlebe. Und was mich besonders erfreute war die Info, dass der Pool geöffnet sei. Im Internet stand nämlich noch die Info, dass der Pool aufgrund von Corona geschlossen sei. Nachdem ich in meinem Hotelzimmer den Luxus einer richtigen Toilette sowie einer warmen Dusche genossen hatte, verschlug es mich somit direkt in den Pool. Das fühlte sich auf einmal tatsächlich wie ein kurzer Urlaub an.

Den restlichen Abend verbrachte ich dann damit schwedisches Fernsehen zu gucken. Da die meisten Filme in Schweden in Originalsprache und mit englischen Untertiteln gezeigt werden, gab es somit keine Hürde. Da wurde mir auch sofort klar, warum Schweden in der Regel so gut Englisch verstehen bzw. spechen. Verhältnismäßig spät ging es dann 23:30 Uhr ins Bett.

Rückflug

Rückflug

Der nächste Morgen verlief unspektakulär. 6:40 Uhr startete mein Tag. Mit dem Shuttle-Bus ging es dann wieder zum Flughafen, an dem ich die üblichen Stationen durchlief. Diesmal wollte man tatsächlich meinen Impfnachweis sehen, wobei auch nur auf das Datum geguckt wurde. Gegen Mittag erreichte ich dann bereits Berlin, womit meine Reise endete.

Fazit zum südlichen Kungsleden

Da es sich um die Fortsetzung meiner vor 2 Jahren abgebrochenen Tour auf dem südlichen Kungsleden handelte, wusste ich bereits was auf mich zukommen würde. Um dem regnerischen, kalten und stürmischen Wetter aus dem Weg zu gehen, reiste ich diesmal im August anstatt im Juni. Da es sich aber unglücklicherweise um einen besonders regnerischen und kalten August handelte, fand ich die gleichen Wetterverhältnisse wie bei meiner ersten Reise vor. Dementsprechend anstrengend waren die Etappen, da das Pausieren viel zu kurz kam. Ich würde denken, dass die Tour bei warmem und sonnigem Wetter deutlich angenehmer und spaßiger sein dürfte.

Die Sumpfareale hielten sich wie erwartet in Grenzen. Dies lag einerseits daran, dass das Wasser der Schneeschmelze genug Zeit hatte um zu versickern und zu verdunsten. Andererseits unterschied sich die Landschaft während dieser Tour zwischen Fjällnäs und Grövelsjön auch deutlich stärker von der Landschaft meiner ersten Tour zwischen Storlien und Fjällnäs. Das insbesondere steinigere Gelände ließ nämlich nicht so viel Spielraum für Sumpfgebiete. Zudem sorgte es für mehr Abwechslung was die Vegetation und die Panoramen anging. Von daher gefiel mir dieser Etappenabschnitt sogar etwas besser als der Abschnitt meiner ersten Tour.

Das teilweise etwas unwegsame Gelände sorgte aber auch dafür, dass meine Etappenplanung nicht ganz aufging. Ich hatte zwar im Schnitt pro Tag nur 21 km eingeplant aber es gab natürlich Ausreißer nach oben und unten. Die Tagesetappen an sich waren zwar machbar aber mit 7,5 bis 12 Stunden pro Tag doch recht fordernd. Insbesondere bei diesen Wetterverhältnissen. Würde ich die Tour noch einmal planen, dann wäre das obere Limit aller Tagesetappen 20 km. Dies würde zwar zu zusätzlichen Tagesetappen führen aber die Tour an sich dürfte damit etwas entspannter werden. Aber das schlechte Wetter hatte nicht nur Nachteile, denn so erübrigte sich wieder einmal das Thema mit den Mückenschwärmen.

Besonders schön fand ich diesmal die Anzahl der Gleichgesinnten, die auf dem südlichen Kungsleden unterwegs waren. Ich war nicht wie beim 1. Mal nahezu allein unterwegs aber die Wege waren auch sehr weit davon entfernt überlaufen zu sein. Das führte dazu, dass sich jeder grüßte und man mit den meisten Leuten auch direkt ins Gespräch gekommen ist. Eine willkommene Abwechslung wenn ich ohnehin schon den ganzen Tag für mich allein bin.

Auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat, die Etappen anstrengend waren und mir meine Sehne erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, so hat sich diese Tour in meinen Augen doch wieder sehr gelohnt. Die Ruhe in der Natur, die Entfernung zur Zivilisation und die Herausforderungen, die die Tour zu einem richtigen Abenteuer gemacht haben, lassen mich den zweiten Abschnitt auf dem südlichen Kungsleden in guter Erinnerung behalten.

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