Heute stand ein Hotelwechsel innerhalb von Fukushima auf dem Plan. Neben einer kleinen Sightseeing-Runde in Fukushima hatten wir die Teilnahme am 15. Fukushima Float Festival eingeplant. Hierbei war uns allerdings nicht bekannt, was genau uns dort erwarten würde.
Wechsel von Fukushima nach Fukushima
Unser Tag startete wie immer mit einem sehr guten Frühstück. Danach stand ein Hotelwechsel innerhalb von Fukushima an. Beim Buchen unterlief uns vor einigen Monaten nämlich ein Fehler. Wir hatten unser Ryokan in Fukushima leider für eine Nacht zu wenig gebucht. Die fehlende Nacht nachzubuchen war nicht wirklich sinnvoll, da diese eine Nacht für uns 4 über 700,00 € gekostet hätte. Daher suchten wir uns für die letzte Nacht in Fukushima ein Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs.
Da es mir vor dem 2 km langen Weg von unserem Ryokan zum Bahnhof Iizakaonsen graute, da mein Koffer nur noch bedingt rollt, prüfte ich bereits gestern, ob das Ryokan einen Shuttle Bus zum Bahnhof anbietet. Ich wurde positiv überrascht und fand Informationen zu einem Shuttle Bus. Somit klärte ich bereits gestern an der Rezeption, dass wir den Shuttle Bus gern in Anspruch nehmen möchten und vereinbarten eine Abfahrtszeit. Als es dann soweit war, checkten wir aus dem Hotel aus und schon stand unser Shuttle Bus für uns bereit. Beim Check-out verbeugte sich der Herr an der Rezeption erst einmal 6-mal als ich mich für den schönen Aufenthalt bedankte. Als wir in den Shuttle Bus einstiegen kam dann extra noch die Rezeptionistin, die beim Check-in die Yoguretten von mir geschenkt bekommen hatte, raus und wartete vor dem Fahrzeug bis das Gepäck verladen war und wir im Fahrzeug saßen. Als wir dann vom Hof fuhren winkte sie uns ausschweifend bis wir nicht mehr zu sehen waren. Das fühlte sich irgendwie wie ein ziemlich persönlicher Abschied an und bleibt in Erinnerung.
Sightseeing in Fukushima
Nachdem wir den Hauptbahnhof in Fukushima erreicht hatten, ging es zu Fuß zum 1 km entfernten Hotel. Ich musste meinen Koffer sehr vorsichtig bewegen, damit er nicht noch weiter auseinanderfällt. Als wir dann die Lobby erreichten, löst sich auch der Gummi vom letzten Rad des Koffers. Nun steht er zumindest wieder eben auf dem Boden. Da das Rad mit dem kaputten Kugellager mittlerweile komplett blockiert, lässt sich der Koffer leider nicht mehr so richtig rollen. Einen neuen Koffer in Japan zu finden scheint zudem schwieriger zu werden als anfangs angenommen. Denn bisher haben wir noch kein Geschäft gefunden, in dem große Reisekoffer verkauft werden.
Da der Check-in in unserem neuen Hotel erst ab 15:00 Uhr möglich war, stellten wir unser Gepäck im Hotel ab und starteten unsere Sightseeing-Tour durch Fukushima. Unsere Tour startete mit einer Besichtigung des kleinen Momijiyama Parks, neben dem direkt der Itakura Schrein stand. Weiter ging es dann am Abukuma Fluss mit Blick auf die Shorei Brücke. Etwas weiter in der Stadtmitte besuchten wir noch die Tempel Saiganji, Kozenji und Toanji sowie den Fukushima Inari Schrein. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Hotel um pünktlich einzuchecken.
15. Fukushima Float Festival
Vor 2 Tagen entdeckte ich in einem kleinen Bahnhof ein Plakat. Auf diesem wurde das 15. Fukushima Float Festival in der Nähe vom Fukushima Hauptbahnhof beworben. Daher passten wir unsere Tagesplanungen dahingehend an, dass wir uns das Festival ansehen können. Somit ging es vom Hotel direkt zum Veranstaltungsbereich, der zufälligerweise nur 610 m Fußweg entfernt lag. Eine ungewohnt kurze und entspannte Anreise für uns.
Beim Fukushima Float Festival werden Festwagen zur Unterhaltung mit Livemusik durch die Straßen gezogen. Die Festwagen sind mit sehr vielen Lampions geschmückt und unter Berücksichtigung des Masts ungefähr so groß wie ein 4-stöckiges Gebäude. Die Livemusik wurde pro Wagen gespielt und setzte auf traditionelle Flöten, Trommeln und Anfeuerungsrufe. Die teilnehmenden Personen pro Wagen waren alle in traditionellen Gewändern oder einheitlich mit Happis (traditionelle japanische Jacke, die mit Schriftzeichen oder Symbolen bestickt/bedruckt ist) gekleidet und sehr gut gelaunt.
Bevor die Parade startete, versorgten wir uns an den vielen Buden noch mit Essen. Denn bei den japanischen Festivals gibt es diverse Gerichte, an die man sonst nicht so schnell in Japan herankommt. Für mich gab es dann Yakisoba (gebratene Nudeln), Takoyaki (geschnittene Tintenfischarme in Teigbällchen) und einen Rindfleischspieß.
17:00 Uhr startete dann der Umzug, der auf der 4-spurigen Hauptstraße im Kreis verlief. Jede der 13 Gruppen wartete mit eigenen Tänzen, einem eigenen Wagen, eigenen Musikstücken und eigenen Anfeuerungsrufen auf. Für Unterhaltung war also gesorgt. Insgesamt lief die Parade bis 19:30 Uhr. Da es gegen 18:00 Uhr dunkel wird, wurde dann die Beleuchtung der vielen Lampions aktiviert. In einigen Wagen waren es Lichterketten, die in den Lampions steckten und per Generator mit Strom versorgt wurden. Aber insbesondere die riesigen Wagen mit den unzähligen Lampions waren mit Kerzen bestückt. Das hat mich tatsächlich sehr überrascht. Daher dauerte es etwas, bis die Kerzen in allen Lampions angezündet waren. Viel mehr überrascht mich noch, dass bei den vielen Bewegungen der Wagen keine Lampions in Flammen aufgegangen sind.
Mittendrin statt nur dabei!
Da wir beim Start der Parade in der 4. Reihe standen und keine freie Sicht zum Fotografieren hatten, suchten wir uns eine freie Stelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Da diese nicht so leicht zu erreichen war, war dort bedeutend weniger los. Somit waren die einzelnen Wagen und Gruppen für uns zum Greifen nahe. Es dauerte dann nicht lange, bis die erste energiegeladene Gruppe direkt vor unserer Nase zum Stehen kam. Diese hatte sogar eine mobile Taikotrommel dabei, so dass die talentierten jungen Musiker uns dann gefühlt ein Privatkonzert gegeben haben. Die zum Wagen gehörende Gruppe feuerte die Musiker mit den typischen Anfeuerungsrufen an. Da wir nun genau neben der Taikotrommel standen, wurden wir motiviert die Anfeuerungsrufe mitzuschreien. Somit stimmten wir wiederholt mit einem kräftigen それそれそれ (sore sore sore) ein, bis der Wagen dann einige Minuten später weiterfuhr.
Auch andere Gruppen erspähten uns sofort, da wir als Ausländer stark aus der Menge herausstachen. Außer uns haben wir auch nur einen einzigen weiteren Ausländer gesehen. Somit waren wir in gewisser Weise Exoten. Die an uns vorbeiziehenden Gruppen tuschelten daher das eine oder andere Mal, posierten extra für Fotos oder winkten uns freudig zu. Ein Mitglied einer Gruppe schenkte mir dann sogar einen dekorierten Stab, den eigentlich die Gruppenmitglieder verwendet haben. Damit war für andere Gruppen vermutlich sofort klar, dass wir für jeglichen Spaß zu haben sind.
Es dauerte dann nicht lange und eine weitere Gruppe zog an uns vorbei. Eine jüngere Frau aus dieser Gruppe kam direkt auf uns zu und fragte uns, ob wir teilnehmen möchten. Ich konnte auf Anhieb gar nicht deuten was sie damit meinte. Als sie dann erneut fragte, ob wir teilnehmen möchten und uns Happis hinhielt wurde mir klar, dass wir tatsächlich als Teil der Parade teilnehmen sollten. Ich schnappte mir also einen Happi ohne weiter darüber nachzudenken, setzte meine Füße auf die Straße und gesellte mich zu den Leuten, die den Wagen zogen. Meine Aufgabe war es ab sofort also auch den Wagen zu ziehen und dabei lautstark den Anfeuerungsruf わっしょい (wasshoi) zu rufen. Wobei es bei den Anfeuerungsrufen 2 Teilgruppen gab, die sich den Anfeuerungsruf immer hin- und hergerufen haben.
Wir zogen den Wagen dann einmal die komplette Straße entlang, was vermutlich 10 bis 15 Minuten gedauert hat. Dabei lagen die Blicke der unzähligen, am Straßenrand stehenden, Schaulustigen auf uns. Die Stimmung war total ausgelassen und alle hatte bei der Aktionen mega Spaß. Zwischendurch wurden noch Gruppenfotos gemacht, um dieses Erlebnis von beiden Seiten festzuhalten. Das war eine intensive Erfahrung, die sich wohl für immer bei mir eingebrannt haben dürfte.
Nachdem das Festival beendet wurde machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Hotel und ließen die vielen Ereignisse Revue passieren.