Tag 13: Refuge Asco Stagnu – Refuge de Carozzu

Heute sollte es zur 4,7 km entfernten Refuge de Carozzu gehen. Mit nur 4:00 Stunden, 680 m bergauf und 845 m bergab sollte die Etappe relativ angenehm werden. Da mir die gestrige Etappe körperlich ziemlich zugesetzt hat, hatte ich auch nicht das Bedürfnis eine weitere Etappe ranzuhängen.

Wie wäre es mal wieder mit Hitze?!

7:00 Uhr klingelte mein Wecker.. Moment.. 7:00 Uhr, so spät?! Die lange Nacht war notwendig, denn durch die gestrige Etappe war ich so fertig, dass ich eine relativ lange Erholungspause benötigte. Wirklich fit fühlte ich mich trotzdem nicht. Vermutlich hätte nur ein Ruhetag geholfen. Zum Frühstück gab es dann eine Prinzenrolle da ich die Energieriegel nicht mehr sehen konnte. Erst gegen 8:15 Uhr brachen Flo und ich auf und gehörten somit zu den letzten Personen auf dem Zeltplatz.

Steiler Aufstieg zur Bocca di Stagnu
Steiler Aufstieg zur Bocca di Stagnu

Die Etappe war heute zweigeteilt und vom Höhenprofil her sehr unspektakulär. Erst gab es einen Anstieg und dann einen Abstieg und das war es auch schon. Der Anstieg hatte es dafür in sich, denn die 600 Höhenmeter verteilten sich auf nur 1,5 km, wodurch wieder sehr viel Kletterei notwendig war. Was mir allerdings deutlich mehr zu schaffen gemacht hat war die Hitze. Nachdem es die letzten Tage tagsüber wirklich angenehm und nachts zu kalt war, musste ich heute wieder in der prallen Sonne laufen. Mir saß noch die Erschöpfung vom gestrigen Tag in den Knochen und die Hitze kombiniert mit der Kletterei saugte noch das letzte bisschen Kraft aus meinem Körper. Somit kam es schnell zu den ersten Fehltritten. Daher legte ich viele Pausen ein und verringerte mein Tempo, damit ich ohne weitere Fehltritte sicher den Berg erklimmen konnte. Ich wunderte mich während meiner Klettereinlagen darüber, dass mir verdammt viele Menschen entgegenkamen. Verglichen mit all den anderen Tagen war heute definitiv sehr viel los.

Auf der Bocca di Stagnu und Bocca di a Muvrella 

Als ich auf der Bocca di Stagnu (2003 m) ankam dachte ich, ich sehe nicht richtig. Über 30 Menschen standen dort herum und quatschten munter miteinander. Da stellte sich natürlich sofort die Frage was hier los ist. Flo konnte dann von einem Franzosen in Erfahrung bringen, dass die Etappe aufgrund der Waldbrandgefahr bzw. eines Waldbrands die letzten 2 Tage gesperrt war. Die Menschen sammelten sich somit in der Refuge de Carozzu und zogen dann heute Morgen in einem großen Pulk los. Die Situation in der Refuge soll wohl weniger schön gewesen sein, da es keine freien Zeltstellplätze mehr gab und die meisten Nahrungsmittel ausverkauft waren. In solch einem Fall ist es wirklich sehr hilfreich, wenn man als Selbstversorger unterwegs ist.

Weiter ging es dann auf dem Berggrat. Wir durchquerten eine Senke, um dann auf der gegenüberliegenden Seite den Bocca di a Muvrella (2000 m) zu überqueren. Allerdings waren die Wege etwas irreführend, so dass es tatsächlich passierte, dass wir einen Teil des Weges wieder zurückgelaufen sind ohne dass wir es gemerkt haben! Obwohl wir den Weg bereits in die eine Richtung gelaufen sind, sah er in umgekehrter Richtung total anders aus. Leicht genervt von unserer eigenen Unfähigkeit korrigierten wir unsere Route wieder und liefen den Weg ein 2. Mal. Glücklicherweise ist uns der Fehler schnell aufgefallen, so dass wir nur wenige Minuten in die falsche Richtung gelaufen sind.

Hafenstadt Calvi am Horizont
Hafenstadt Calvi am Horizont

Der Ausblick von den beiden Gipfeln war wieder grandios. Einerseits konnte ich den Monte Cinto sehen und andererseits die Hafenstadt Calvi, mit ihren wunderschönen Stränden. Ich hatte meinen Strandurlaub, der im Anschluss meiner GR20-Tour folgen sollte also schon vor Augen.

Abstieg zur Refuge de Carozzu

Den ersten Teil der heutigen Etappe hatte ich hinter mich gebracht, so dass nun nur noch 800 m Abstieg vor mir lagen. Da freuten sich meine Knie doch schon wieder. Der Weg nach unten gestaltete sich glücklicherweise relativ einfach. Die einzige Herausforderung waren große stark geneigte Felsplatten. Teilweise war ich mir nicht sicher, ob ich beim Auftreten wegrutschen würde, da manche Neigungswinkel schon echt krass waren. Vermutlich wurden genau aus diesem Grund viele Ketten in die Bergwände geschlagen. Da alle Steinplatten trocken waren und ich mit gutem Schuhwerk ausgestattet war, hatte ich letztendlich genug Grip. Mit schlechtem Schuhwerk oder bei Nässe dürfte es allerdings deutlich schwieriger werden.

Hängebrücke auf dem Weg zur Refuge de Carozzu
Hängebrücke auf dem Weg zur Refuge de Carozzu

Etwas später durften wir dann auch eine Hängebrücke überqueren. Die Konstruktion an sich war ziemlich wacklig, so dass sich die Brücke sehr schnell aufschaukelte. Die Warnung, dass nicht mehr als 2 Menschen die Brücke gleichzeitig betreten dürfen kam wohl nicht von ungefähr. Besonders krass fand ich die Abstände zwischen den einzelnen Trittflächen. Ich als schmaler Mensch hätte da beinahe durchfallen können. Ich überquerte die Brücke dann mit Leichtigkeit und wartete auf Flo. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er sich bei der Überquerung ganz und gar nicht wohl fühlte. Nur einige hundert Meter weiter wartete dann schon die Refuge de Carozzu auf uns.

Refuge de Carozzu

Schon gegen 12:30 Uhr erreichten wir die Refuge de Carozzu. Flo überlegte noch weiterzuziehen aber nachdem mich der Morgen bereits so fertig gemacht hatte, wollte ich mir diesen halben Ruhetag gönnen. Ich kaufte mir somit eine Cola und sicherte mir einen Zeltstellplatz. Dies stellte sich später als äußerst sinnvoll heraus, da am Abend dermaßen viele Menschen über die Nord-Süd Etappe ankamen, dass die Zeltstellplätze nicht mehr reichten. Einige Leute lagen dann sogar mit ihrem Schlafsack auf der Terrasse der Refuge, da sie anscheinend keinen Platz mehr für ihr Zelt gefunden hatten.

Unglücklicherweise gab es in der Refuge kaum etwas zu kaufen, so dass ich mir lediglich eine Tüte französische Biscuits kaufte. Zum Mittag kochte ich mir dann Beef Stroganoff mit Reis. Die Biscuits gab es dann am Nachmittag und zum Abendbrot kochte ich mir eine Kartoffelsuppe mit Beef. Ich musste schließlich wieder zu Kräften kommen.

Refuge de Carozzu
Refuge de Carozzu

Was mich an der Refuge de Carozzu sehr störte waren die vielen Menschen. Der Zeltplatz platzte aus allen Nähten und überall waren Menschen. Genau so stelle ich mir eine schlechte Trekkingtour vor. Auf einmal wusste ich die restlichen Tage richtig zu schätzen. Aufgrund der vielen Menschen musste man wieder einmal Schlange stehen um Duschen zu können. Mindestens 15 Leute warteten bereits vor der Dusche und die Schlange riss einfach nicht ab. Da mit mindestens einer Stunde Wartezeit gerechnet werden musste verwarf ich das Duschen heute erneut und gab mich mit einer Katzenwäsche zufrieden. Wobei es schwierig war ein Waschbecken zu ergattern, da unzählige Frauen tonnenweise Wäsche gewaschen haben. Da fragten sich wirklich einige Männer was das werden soll.

Ich nutzte die Zeit am Abend um meine Schuhe wieder mit einer neuen Lage Tape zu versehen. Das Gewicht meiner Schuhe hatte sich durch das viele Tape bereits deutlich erhöht und das Tape war auch fast komplett aufgebraucht. Aber die Rechnung schien aufzugehen. Nachdem ich mit den Reparaturarbeiten durch war, drehte ich wieder eine Runde über den Zeltplatz und entdeckte die beiden Deutschen (die mit dem Mischbrot). Ich nutzte die Zeit und quatschte eine ganze Weile mit den beiden über diverse andere Abenteuer. Etwas später lernte ich noch eine zähe Oma kennen, die seit 2 Tagen ganz allein auf dem GR20 unterwegs war. Da war ich schon etwas beeindruckt.

Flo und ich beschlossen dann am Abend, am morgigen Tag wieder zu doppeln. Somit würde morgen mein letzter GR20 Trekkingtag anstehen, da nur noch 2 Etappen vor uns lagen. Daher warf ich unnötiges Gewicht ab. Unter anderem meine Gaskartusche die noch fast voll war und somit einige hundert Gramm auf die Waage brachte. Ich stellte sie in der Küche der Refuge ab, so dass sie sich ein Nord-Süd-Trekker einfach mitnehmen kann. Zudem beschloss ich morgen früh besonders zeitig zu starten, damit ich den ersten Anstieg nicht in der Hitze bewältigen muss.

Gegen 21:00 Uhr verkroch ich mich dann in meinen Schlafsack. Man merkte deutlich, dass wir nicht mehr so hoch in den Bergen waren, da die Temperatur am Abend wirklich angenehm war.

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