Heute stand der Wechsel von Utsunomiya nach Nikkō auf dem Plan. Anschließend hatten wir den Besuch der World Heritage Site in Nikkō ins Auge gefasst.
Auf nach Nikkō
Nun liegen bereits die ersten Tage in Japan hinter uns, so dass heute der Wechsel in den ca. 93.600 Einwohner starken Ort Nikkō anstand. Unser Morgen in Utsunomiya verlief wie die vorherigen Tage. Allerdings war ich ziemlich müde, da ich aufgrund zu langer Gespräche lediglich 5 Stunden Schlaf bekommen hatte. Aber auch die Ausflüge der letzten Tage steckten mir noch in den Knochen.
Nachdem wir das Hotel verlassen hatten, ging es direkt zum Bahnhof von Utsunomiya. Mit 30 Minuten Puffer hatten wir ausreichend Zeit eingeplant, um den richtigen Zug zu finden. Da der Bahnhof aber relativ klein war und es nach Nikkō lediglich einen Zug gab, wussten wir innerhalb von einer Minute wohin wir müssen. Da es sich bei dem Zug um einen Regionalzug handelte, konnte wieder die Suica Welcome Card zum Einsatz kommen. Da es sich bei Nikkō um einen sehr touristischen Ort handelt, befanden sich am Bahnhof dermaßen viele Ausländer wie ich sie auf meinen Reisen bisher noch nicht auf einer Stelle gesehen habe. Die Zugfahrt dauerte ungefähr 45 Minuten und neben mir saßen 3 Deutsche höheren Alters, die sich ignorant und egoistisch lautstark im Zug unterhielten. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Japaner über Touristen beschweren, die sich nicht an die Regeln in Zügen halten. Dem Lärm zum Trotz schlief ich aufgrund meines Schlafdefizits relativ schnell ein und kam erst wieder zu mir als wir in Nikkō einfuhren.
Transferservice zum Hotel in Nikkō
Der Schwall an Touristen strömte in Nikkō aus dem Zug, denn nahezu alle Passiergiere wollten im Rahmen eines Tagesausflugs zur World Heritage Site in Nikkō. Dies war auch unser Ziel, allerdings hatten wir auch ein Hotelzimmer in Nikkō gebucht, da wir Nikkō als Ausgangspunkt für ein paar Aktivitäten nutzen möchten. Wir strömten also mit der Menschenmenge und erblickten im Bahnhof einen älteren Japaner mit einem Schild. Im Voraus hatte ich mit dem Hotel nämlich eine Abholung vom Bahnhof vereinbart, damit wir die 20 Minuten Fußweg bis zum Hotel nicht mit unseren 21 kg schweren Koffern zurücklegen mussten. Eigentlich holt das Hotel Gäste erst ab dem Nachmittag vom Bahnhof ab. Nachdem ich geschildert hatte, dass wir Nikkō bereits gegen 11:20 Uhr erreichen werden, bot man uns außerplanmäßig trotzdem eine kostenfreie Abholung an. Das nenne ich mal Service. Somit verlud der Herr unsere großen und schweren Koffer während es wieder einmal regnete.
Der Check-in im Hotel war zwar bereits möglich aber unser Zimmer stand noch nicht zur Verfügung. Überrascht war ich, dass das Personal relativ gut Englisch sprechen konnte. Vermutlich da es hier aufgrund der World Heritage Site relativ häufig ausländische Touristen geben dürfte. Unser Gepäck wurde dann in der Lobby abgestellt und mit einer Schnur gesichert, die durch die Haltegriffe der Koffer und Schlaufen der Rucksäcke gezogen wurde. Eine Art japanischer Diebstahlschutz. In Deutschland hätte ich keine ruhige Minute gehabt, wenn mein Gepäck einfach so frei zugänglich herumgestanden hätte. In Japan hingegen konnte ich das Hotel ruhigen Gewissens verlassen.
World Heritage Site
Da es schon wieder regnete, machten wir uns ausgestattet mit Regenschirmen auf den Weg zur World Heritage Site. Denn Nikkō ist berühmt für seine vielen buddhistischen Tempel und shintoistischen Schreine, die über die letzten 1200 Jahre dort errichtet wurden. Insgesamt besteht das riesige Gelände aus 103 historischen Bauwerken, die von einer traumhaften Natur umgeben sind. Die UNESCO hat daher das komplette Areal mit allen Bauwerken im Jahr 1999 zum Weltkulturerbe erklärt.
Wir besichtigten dann unter anderem den Toshogu Schrein, Rinnoji, Okariden und den Futarasan Schrein. Da sich das Areal auch an ein ausländisches Publikum richtet, gab es ausnahmsweise Infotafeln auf englischer Sprache. Somit konnte ich neue Erkenntnisse über den Buddhismus, den Shintoismus sowie deren Verflechtung erlangen.
Im Futarasan Schrein kaufte ich mir dann ein Omikuji. Bei Omikuji handelt es sich um Papierstreifen, auf denen Wahrsagungen zu verschiedenen Themengebieten zu finden sind. Diese Omikuji sind in ganz Japan in Shintō-Schreinen und buddhistischen Tempeln zu finden. An sich kann man sich Omijuki wie detaillierte Horoskope vorstellen. Ich glaube zwar nicht an Wahrsagerei aber es ist auf alle Fälle ein nettes Erlebnis. Vor allem weil ich ein Los aus der Kategorie „Great Good Fortune“ (Großes Glück) gezogen habe und nun wohl auf längere Zeit einer positiven Zukunft entgegenblicken kann. :D
Mittagspause im Lawson
Nach der Besichtigung der World Heritag Site suchten wir einen Lawson (Konbini) auf, um dort gegen 14:30 Uhr Mittag zu essen. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, bieten Konbinis vorgekochte Gerichte an, die lediglich in der Mikrowelle erhitzt werden müssen. Hier bieten Konbinis sogar Mikrowellen im Geschäft an, damit das Essen erhitzt werden kann. Sogar Wasserkocher für Instant Ramen stehen zur Verfügung. Gegessen werden kann natürlich auch direkt im Konbini. Dafür wird eine separate Ecke mit Tischen und Sitzmöglichkeiten angeboten. Also Service durch und durch. Nachdem wir unser Essen erhitzt und verspeist hatten, suchten wir wieder unser Hotel auf und bezogen unser Zimmer.
Onsenbesuch im Hotel
Das Hotelzimmer ist im traditionellen japanischen Stil eingerichtet und beherbergt uns diesmal alle zusammen. Ich bin gespannt wie gut das funktionieren wird. Das Zimmer an sich ist riesig und bietet alles was in ein traditionelles japanisches Hotelzimmer gehört. Der Ausblick aus dem Hotelzimmer ist ein absoluter Traum. Denn die riesigen Fenster geben den Blick auf die stark bewaldeten Berge preis. Besonders hervorheben muss ich bei diesem Hotelzimmer aber auch den Massagesessel sowie das Bad mit voller Holzausstattung (selbst die Wanne ist aus Holz). Das ist mit Abstand das gehobenste traditionelle japanische Hotelzimmer das ich bisher auf meinen Reisen beziehen durfte. Allerdings ist es auch mit Abstand das teuerste Hotelzimmer, das ich jemals bezogen habe.
Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen hatten, bereiteten wir uns für den Onsenbesuch (Onsen = heiße Quelle) vor. Das Hotel betreibt nämlich ein eigenes Onsen. Dieses steht zeitweise kostenpflichtig der Öffentlichkeit zur Verfügung und ab dem späten Nachmittag kostenfrei nur noch den Hotelgästen. Somit warfen wir uns in unsere vom Hotel gestellten Yukatas (alltagstauglicher leichter Sommerkimono) und suchten das Onsen auf. André durfte aufgrund seiner Tattoos nicht das öffentliche Onsen betreten, da Tattoos bis heute mit Kriminellen in Verbindung gebracht werden und den Gästen des Onsens den Entspannungsaufenthalt verderben würden. Daher buchte Andrè sich kostenpflichtig ein Privatonsen. Das öffentliche Onsen war ein Traum, da es halb in der Natur lag und zum Relaxen einlud. Vor dem Eintauchen in das Onsen haben wir uns ordnungsgemäß gewaschen und dann ging es auch schon in das ziemlich heiße Wasser.
Wirklich lange hält man es dann doch nicht im Wasser aus, da der Kreislauf irgendwann nicht mehr mitkommt. Aber im heißen Wasser zu köcheln während man den Blick durch die Natur schweifen lässt und den Zikaden zuhört war einfach mega entspannend. So entspannend dass ich weggenickt bin, was natürlich nicht die bestehe Entscheidung meines Körpers war wenn ein Eintauchen ins Wasser schnell zum Ertrinken führt.
Abendlicher Ausklang
Nach dem Onsenbesuch machten wir uns wieder auf den Weg zum Lawson, um etwas zum Abendbrot einzukaufen. Aber auch um Vorräte für unsere morgige Wanderung zu besorgen. Auf dem Weg zum Lawson stellten wir fest, dass bereits gegen 19:00 Uhr nichts mehr in der Stadt los war. Als wäre es bereits mitten in der Nacht.
Während unserer Abwesenheit baute das Hotelpersonal unser Zimmer um. Hierbei handelt es sich um ein Standardvorgehen in Ryokans. Tische und Stühle wurden zur Seite geräumt und die Futons im gesamten Zimmer ausgebreitet. Somit war unser Zimmer für die Nacht vorbereitet.