Tag 6: Besteigung des Bergs Nantai-San

Heute stand die Besteigung des 2.486 m hohen Nantai-San auf dem Plan. Die Anreise, die Besteigung des Bergs und auch die Abreise füllten unseren Tag mit vielen Erlebnissen.

Japanisches Frühstück

Da heute die Bergbesteigung des Nantai-San anstand, hatten wir unser Frühstück beim Hotel für 7:30 Uhr angemeldet. Unser Wecker klingelte daher bereits 7:00 Uhr. Zum traditionellen japanischen Frühstück erschienen wir dann gekleidet im Yukata und zogen beim Betreten des traditionell eingerichteten Speisesaals unsere Latschen aus. Denn die im Raum verlegten Tatami-Matten werden nicht mit Schuhen betreten.

Japanisches Frühstück
Japanisches Frühstück

Unser Frühstück stand bereits vorbereitet auf dem für uns vorgesehenen Tisch. Wie es sich für ein traditionelles japanisches Frühstück gehört, standen diverse mit Leckereien gefüllte Schüsseln auf unseren Plätzen. Die einzelnen Schüsseln inspizierten wir nacheinander, um in Erfahrung zu bringen, was wir heute so essen dürfen. Grundlegend bestand die Mahlzeit aus Reis, Fisch und verschiedenem Gemüse. Es gab allerdings auch Besonderheiten wie Yuba. Eine Spezialität aus Nikkō. Yuba wird hergestellt, indem die cremig gelbe Haut, die sich auf Sojamilch bildet, vorsichtig abgezogen und eingerollt wird. Klingt erstmal etwas merkwürdig, schmeckt aber ganz interessant.

Tickets für Bergbesteigung

Nach dem Frühstück packten wir unsere Rucksäcke für die bevorstehende Bergbesteigung. Proviant hatten wir bereits gestern besorgt, damit wir heute keine Zeit verlieren. 8:40 Uhr ging es dann mit einem Bus, den wir bereits gestern in Erfahrung gebracht hatten, innerhalb von ca. 43. Minuten zum Fuße des Nantai-San.

Climber Reception
Climber Reception

Der Start des Wanderwegs lag direkt im Shinto-Schrein Futarasan. Daher betraten wir den Innenhof des Schreins und erblickten sofort die Infos „Climber Reception“ (deutsch: Bergsteigerrezeption) sowie „Please fill in this application form“ (deutsch: Bitte füllen Sie dieses Antragsformular aus). Japan und Deutschland sind sich in einigen Dingen einfach viel zu ähnlich. Das Antragsformular musste ausgefüllt werden, damit wir die Bergbesteigung starten durften. Angegeben werden musste der vollständige Name einer Person, der Aufenthaltsort, wie viele Personen zur Gruppe gehören sowie geplante Start- und Endzeit der Tour. Mit dem ausgefüllten Formular suchten wir dann die Miko (bezeichnet in der japanischen Tradition eine junge Frau, die in einem shintōistischen Schrein arbeitet) auf. Sie wies uns dann darauf hin, dass im Formular noch ein Notfallkontakt angegeben werden muss. Diese Angabe war notwendig, falls etwas während der Tour passieren sollte. Da die Miko auf die sofortige Angabe wartete, habe ich nach wenigen Sekunden Überlegung und ohne vorherige Absprache meinen Bruder angegeben. Er hätte sich bestimmt gewundert, wenn im Fall der Fälle eine Miko aus Japan aus einem shintoistischen Schrein angerufen hätte.

Shinto-Talisman
Shinto-Talisman

Pro Person wurden dann 1.000 JPY (ca. 6,30 €) kassiert. Ich vermute, dass das Geld unter anderem dafür verwendet wird, den Weg zur Spitze des Nantai-San zu warten. Neben der Erlaubnis den Nantei-San zu erklimmen, erhielten wir auch noch einen Shinto-Talisman, der für eine sichere Bergbesteigung sorgen sollte.

Besteigung des Nantai-San

Nachdem wir den Innenhof des Schreins durchquert und ein Torii passiert hatten, starteten wir 10:15 Uhr endlich in die Tour. Unser Startpunkt lag auf 1.287 Höhenmeter. Unser Ziel lag auf 2.486 Höhenmeter, wodurch eine zurückzulegende Differenz von ca. 1.200 Höhenmetern zustande kam. Schon eine ziemliche Hausnummer. Die Höhenmeter verteilten sich auf eine Strecke von 4,6 km, wodurch permanent ein steiler Anstieg von 40-45° zu bewältigen war.

Steile Aufstiege
Steile Aufstiege

Die Strecke an sich entsprach genau meinen Vorstellungen. Der erste Teil des Weges führte durch einen dichten Wald und der Untergrund war primär ziemlich weiche Erde, so dass über die vielen Jahren teilweise 1 m tiefe Pfade in das Erdreich hineingetreten wurden. Anschließend folgte ein kurzer Abschnitt auf einer ziemlich alten asphaltierten Straße. Ein weiteres Torii läutete dann den richtig abenteuerlichen Weg ein. Bis zur Spitze mussten nun steile Berghänge mit riesigen Felsbrocken erklommen werden. Aufgrund der riesigen Felsbrocken war auch oft die Zuhilfenahme der Hände notwendig. Hinsichtlich der eigentlichen Wegbeschaffenheit lasse ich die Bilder sprechen. Zeitweise war es ziemlich neblig, was für eine echt mystische Atmosphäre gesorgt hat.

Torii auf dem Wanderweg
Torii auf dem Wanderweg

Unterwegs traf ich relativ viele Japaner, die mir beim Aufstieg entgegenkamen. Ich gehe mal davon aus, dass diese bereits gegen 7:00 Uhr in die Tour gestartet sind und daher bereits auf dem Rückweg waren. Gegrüßt wurde sich immer mit einem freundlichen „Konnichiwa“. Auf dem Weg zur Spitze durfte ich mir aber auch Sprüche wie „Ganbatte!“ (deutsch: Zieh durch! / Mach weiter! / Gib dein bestes!) oder „Fighto!“ (deutsch: Kämpfe!) anhören. Es gab aber auch anderweitig kleine Gespräche. Letztendlich waren alle Leute mega freundlich, was zusätzlich für eine tolle Erfahrung gesorgt hat.

Gegen 14:00 Uhr erreichte ich dann die Bergspitze nach 3:45 Stunden. Der Rest der Gruppe traf ca. 30 Minuten später ein. Es hatten also alle den Aufstieg geschafft, was mich sehr gefreut hat.

Gruppenbild auf der Spitze des Nantai-San
Gruppenbild auf der Spitze des Nantai-San

Der Ausblick von der Bergspitze war durch viele Wolken kaum gegeben aber wir setzten uns trotzdem dort hin und verspeisten unseren Proviant. In meinem Fall gab es 2 Onigiris mit Thunfisch und Mayonnaise sowie 2 Energieriegel.

Ausblick vom Nantai-San
Ausblick vom Nantai-San

15:00 Uhr traten wir dann den Rückweg an. Mit einer Dauer von 2:15 Stunden war der Rückweg glücklicherweise deutlich kürzer. Auf dem Antragsformular hatten wir nämlich 17:15 Uhr als Endzeitpunkt unserer Bergbesteigung angegeben. Nur hatten wir unterschätzt, dass der Aufstieg solange dauern würde. Von daher lies ich den Rest der Gruppe zurück, um pünktlich wieder am Schrein anzukommen. Mir war nämlich nicht klar, ob man direkt in Panik verfallen würde, wenn man nicht zur angegeben Uhrzeit zurück sein würde. Umso enttäuschter war ich, als ich 17:14 Uhr nahezu auf die Minute pünktlich den Schrein erreichte und einfach alles geschlossen hatte.

Rückweg im Nebel
Rückweg im Nebel

Zurück ins Hotel und ab ins Onsen

Zurück zum Hotel ging es dann mit dem vorletzten Bus, der 18:18 Uhr vor dem Schrein hielt. Die Rückfahrt dauerte wieder um die 43 Minuten, wobei wir direkt beim Lawson (Konbini) ausstiegen, um etwas zum Abendbrot aufzusammeln. Zurück im Hotel verspeisten wir unsere Einkäufe und bereiteten uns für einen weiteren Onsenbesuch vor. Den Abend ließen wir dann im Onsen ausklingen.

Weitere Impressionen des Tages

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