Tag 2: Conca – Refuge de Paliri

Wie nicht anders zu erwarten war meine erste Nacht etwas unruhig, so dass ich bereits 6:30 Uhr wach war. Heute stand die 1. Etappe vom GR20 Süd auf dem Plan. Der Zielort war die auf 1055 Höhenmetern gelegene Refuge de Paliri. Somit stand mir heute eine Strecke von ca. 15 km mit einem Aufstieg von 1130 m und einem Abstieg von 300 m bevor.

Kostenlose Gaskartuschen & Aufbruch

Nachdem ich mein Zelt abgebaut und eingepackt hatte, machte ich noch einen kleinen Abstecher in die Küche des Zeltplatzes. Denn dort stellen die Nord nach Süd Trekker am Ende ihrer Tour ihre nicht mehr benötigten Gaskartuschen ab, so dass andere Trekker sich dort bedienen können. Zur Auswahl stand eine Schraubkartusche von Colman, 2 Stechkartuschen von Campinggaz und eine Ventilkartusche von Campinggaz. Da mein Campingkocher nativ Schraubkartuschen benötigt, packte ich mir die Gaskartusche von Colman ein. Ausgerüstet mit 2 Gaskartuschen bestand nun keine Gefahr mehr, dass das Gas nicht ausreichen wird.

Nachdem ich einen Energieriegel zum Frühstück verzehrt hatte, machte ich mich 8:15 Uhr auf den Weg. Als erstes durchquerte ich den sehr dörflichen Ort Conca, was erstaunlicherweise schon 2 km waren die nur bergauf führten. Es war bereits sehr heiß, mir lief der Schweiß und ich stand gerade einmal am tatsächlichen Startpunkt des GR20. Somit war erstmal eine kurze Pause notwendig.

Hitze, Hitze, Hitze!!!

Unterwegs auf dem GR20 Süd
Unterwegs auf dem GR20 Süd

Nach der kurzen Pause ging es direkt auf den GR20. Die Sonne machte mir immer mehr zu schaffen und es waren mittlerweile um die 32°C. Ich war kontinuierlich am Schwitzen und in meinen Augenbrauen sowie auf meiner Stirn sammelten sich bereits unzählige Salzkristalle. Auch auf meiner Hosen bildeten sich die ersten Salzrändern. Nicht nur die direkte Sonneneinstrahlung machte einem zu schaffen. Mindestens genauso schlimm waren die vielen Steine und Bergwände, die dermaßen aufgeheizt waren und somit eine enorme Hitze abstrahlten. Es fühlte sich an als würde ich langsam gekocht werden. Aber wenigstens hatte ich aus meiner Trekking-Tour auf Madeira gelernt und war gut mit Sonnencreme geschützt. Wobei sich mir die Frage stellte, ob sich die Sonnencreme tatsächlich noch auf der Haut befand oder schon vom Schweiß weggeschwemmt wurde.

In Anbetracht der Hitze wurden die 1055 Höhenmeter Anstieg zur reinsten Tortur. Mit unzähligen Pausen quälte ich mich regelrecht durch die Etappe. Dabei hatte ich doch extra den Startpunkt im Süden gewählt, da dieser einen sanfteren Einstieg in den GR20 gewährleisten sollte. Anscheinend galt diese Aussage nur bei normalen Temperaturen.

Baden in den Gumpen

Gumpen die zum Baden einladen
Gumpen die zum Baden einladen

Glücklicherweise erreichte ich nach knapp 3 Stunden 2 Gumpen die zum Baden einluden. In Anbetracht der enormen Hitze kamen die Gumpen gerade richtig. Somit pausierte ich dort 45 Minuten stärkte mich etwas und ging natürlich auch in den Gumpen baden. Allerdings konnte ich nicht wirklich lange im Wasser bleiben, da es sich um eiskaltes Quellwasser aus den Bergen handelte. Etwas später gesellte sich eine ältere Französin zu mir und ging ebenfalls in den Gumpen baden. Interessanterweise wollte sie dann wieder in die Richtung laufen aus der sie ursprünglich kam. Ich erklärte ihr ausführlich wieso sie in die falsche Richtung laufen würde und meinte dann nur noch spaßig „Du kannst gern in deine gewünschte Richtung laufen aber dann kommst du halt nach 2-3 Stunden wieder am Startpunkt an.“ Glücklicherweise hörte sie auf meinen Ratschlag und lief dann in die richtige Richtung. Voll regeneriert machte ich mich einige Zeit später dann auch wieder auf den Weg.

Schönheit des GR20

Der Weg führte mich immer weiter ins Innere der Insel und es wurden zunehmend mehr Höhenmeter zurückgelegt. Somit taten sich immer mehr Berge und Täler vor mir auf. Ein Panorama jagte das nächste, so dass ich permanent am Staunen war. Während ich durch die Berge wanderte, flüchteten wieder abertausende von Eidechsen, die in allen möglichen Farben schimmerten.

Traumhaft schöne Landschaft
Traumhaft schöne Landschaft

Unterwegs traf ich dann einen alten Franzosen, der wissen wollte warum ich ausgerechnet den GR20 laufe. Ich antwortete ihm, dass der GR20 ein sehr anspruchsvoller Weg sei, der eine echte Herausforderung darstellt. Er erwiderte dann lachend „Ah, the Germans are strong!“ und zog dann weiter. Insgesamt begegnete ich noch einigen weiteren Menschen mit denen ich kurze Gespräche führte. Interessant fand ich auch eine Frau, die ihren Hund mit auf den GR20 mitgenommen hatte. Da stellte ich mir echt die Frage wie der Hund die Strecke schaffen soll.

Wasserversorgung

Quelle auf dem Weg zur Refuge de Paliri
Quelle auf dem Weg zur Refuge de Paliri

In Anbetracht der Hitze war der Durst enorm. Mit 3 Litern Trinkwasser in die Etappe zu starten war somit elementar. Allerdings waren 3 Liter bei weitem nicht genug Flüssigkeit, da andernfalls gleich die Dehydration auf einen wartete. Interessant war, dass ich am Ende des Tages 5 Liter Wasser getrunken hatte und nicht ein einziges Mal pinkeln musste. In Deutschland wäre ich bei diesem Wasserkonsum alle 30 Minuten gerannt ;D. Glücklicherweise gab es auf der Strecke 2 Quellen. Allerdings war bei dieser Hitze nie wirklich klar, ob die Quellen überhaupt noch Wasser führten. Nach 5 Stunden erreichte ich dann ein Schild mit der Aufschrift „Source“. Ein Zeichen, dass hier die 1. Quelle sein musste. Um diese zu erreichen musste ich allerdings vom Hauptweg runter. Ich kämpfte mich dann auf einem 100-200 m langen Nebenweg durch diverses Gestrüpp und erreichte dann die Quelle an der sich bereits 3 weitere Trekker versammelt hatten. Ein ganz schwacher Wasserstrom rann über einen Stein, so dass ein Befüllen meiner Flaschen nicht möglich war. Glücklicherweise hatte jemand ein kleines weißes Röhrchen zurückgelassen, welches in den Stein geklemmt werden konnte. So war es möglich einen ganz feinen Wasserstrahl direkt in die Flasche zu leiten. Das Abfüllen der Flaschen dauerte dann eine ganze Weile aber die Pause kam mir ganz gelegen.

Ankunft an der Refuge de Paliri

Um die Refuge de Paliri zu erreichen, musste ich mich in der prallen Sonne noch einmal 150 Höhenmeter einen Berghang hochquälen. Meine Muskeln waren bereits am Ende und mein Kreislauf im roten Bereich, so dass ich nur wenige Schritte laufen konnte und dann wieder eine Minute pausieren musste. Gegen 17:00 Uhr erreichte ich nach ca. 9 Stunden endlich die Refuge de Paliri. Eigentlich war die heutige Etappe für einen normalen Wanderer mit einer Laufzeit von 5:30 Stunden angegeben. Dann könnt ihr euch vermutlich vorstellen, wie extrem anstrengend der Marsch für mich war. Ich schleppte mich mit letzter Kraft noch bis zur Hütte. Mir wurde langsam schwarz vor Augen, meine Hände kribbelten und auch mein Kiefer wurde von einem leichten Taubheitsgefühl durchzogen und kribbelte ebenfalls. Mein Körper war tatsächlich auf Anschlag an der Belastungsgrenze und das schon am ersten Tag. Nachdem ich 30 Minuten auf einer Bank pausiert und mich zeitweise hingelegt hatte ging es mir wieder deutlich besser.

Abendprogramm auf dem Zeltplatz

Als erstes wollte ich wieder meine Wasservorräte auffüllen. Hierzu musste man wieder ein Stückchen in den Wald laufen. Allerdings war die Quelle versiegt. Ein Schild mit französischer Aufschrift wollte mir etwas mitteilen aber ich verstand kein Wort. Ich rätselte etwas. Das Wort „douche“ klang wie Dusche und das war des Rätsels Lösung. Etwas weiter bergab gab es eine Dusche die von eiskaltem Bergwasser gespeist wurde und dort konnte man sich auch Wasser abfüllen.

Nachdem meine Wasservorräte aufgefrischt waren, kaufte ich mir noch für 7,00 € einen Zeltstellplatz. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz entdeckte ich Christian. Er hatte mir neben seinem Zelt einen Platz freigehalten. Wir resümierte gemeinsam die Route, wobei wir beide zu dem Schluss kamen, dass die heutige Etappe einfach abartig war. Nebenbei kochte ich mir mein Abendbrot – Nudeln mit Steinpilzen. Danach ging es nochmal zur Dusche, um den ganzen Schweiß und Dreck abzuwaschen. Das Duschen mit dem eisigen Bergwasser kostete dann etwas Überwindung. Die Dusche selbst bestand aus einem winzigen gemauerten Häuschen in dem lediglich ein Schlauch hing. Das Räumchen war dunkel aber zumindest Stand ein kleiner Hocker, zum Ablegen von Kleidung zur Verfügung. Da die Refuge de Paliri direkt auf einem genialen Aussichtsplateau errichte wurde, hatte man einen grandiosen Blick auf die Berge und Täler. Somit setzte ich mich noch eine Weile an die Klippe und genoss den Rest des Abends während ich mir ein paar Notizen zum Tag anfertigte.

Weitere Impressionen des Tages

 

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