Aus dem Leben eines Abenteurers
 
Tag 4: Casera Campo – Rifugio Giaf

Tag 4: Casera Campo – Rifugio Giaf

Die heutige Etappe sollte mit einer Länge von 22,0 km und 1.450 Höhenmeter Aufstieg und 1.480 Höhenmeter Abstieg eine echte Herausforderung werden. Vor allem, da ich bisher noch nie eine Etappe mit 1.450 Höhenmeter Aufstieg zurückgelegt hatte. Ziel der heutigen Etappe war das bewirtschaftete Rifugio Giaf.

Verabschiedung am Rifugio Tenente Giuseppe Fabbro

Nach einer sehr langen Nacht pellten wir uns 6:45 Uhr aus unseren Schlafsäcken. Patrick tat die Erholung gut, so dass sich sein Kreislauf erfreulicherweise wieder stabilisiert hatte und er in der Lage war weiterzulaufen. Wir räumten daher unsere Ausrüstung zusammen, frühstückten eine Kleinigkeit und dann ging es 45 Minuten später auch schon los.

Guten Morgen!
Guten Morgen!

Unser erstes Ziel war das ursprünglich angepeilte Rifugio Tenente Giuseppe Fabbro zu erreichen. Somit lagen vor uns 4,5 km, die mit 400 Höhenmetern eine kontinuierliche aber moderate Steigung aufwiesen. Der Weg war zwar unspektakulär, da es sich um einen Forstweg handelte aber dafür war der Ausblick super. Interessanterweise war selbst ein Teil des Forstweges nicht mehr für Forstfahrzeuge befahrbar. In den letzten Wochen hatte es einen Erdrutsch gegeben, der einen Teil des Waldbodens inklusive kompletter Bäume auf den Forstweg verschoben hatte. Das war ein ziemlich amüsanter Anblick.

Blockierter Forstweg
Blockierter Forstweg

Der weitere Weg führte an riesigen Weiden entlang. Die dort grasenden Kühe waren mehr als neugierig und verfolgten gespannt uns zweibeinige Geschöpfe. Eine Stunde und 40 Minuten später erreichten wir gegen 9:10 Uhr die Straße, die zum 380 m entfernten Rifugio Tenente Giuseppe Fabbro führte.

Patrick auf dem Weg zum Rifugio Tenente Giuseppe Fabbro
Patrick auf dem Weg zum Rifugio Tenente Giuseppe Fabbro

Patrick und ich hatten uns vorher schon abgestimmt, dass ein Weiterlaufen für Patrick nicht sinnvoll wäre. Die heutige Etappe sollte im Vergleich zur gestrigen Etappe 8,0 km länger sein und mit zusätzlichen 500 Höhenmetern aufwarten. Also im Vergleich zur gestrigen Etappe vom Belastungsgrad her noch einmal 2 Nummern anstrengender. Auch die folgenden Etappen sollten nicht besser aussehen. Zudem war dies die letzte richtige Möglichkeit für einen Ausstieg. Denn als Nächstes würde es in die Wildnis der Dolomiten gehen, wo im Ernstfall nur noch die Bergung per Helikopter gegeben wäre. Eine Option auf die wir wirklich verzichten wollten. Patrick und ich verabschiedeten uns herzlich. Patrick hatte nun das Abenteuer vor sich, mit Hilfe der Mitarbeiter des Rifugios irgendwie die Zivilisation zu erreichen und die Rückreise nach Berlin anzutreten und für mich stand der restliche Weg des Dolomiten-Höhenwegs 6 an.

Beschwerlicher Weg über den Passo del Landro

Nachdem der bisherige Weg relativ einfach zurückgelegt werden konnte, wurde es nun schwieriger. Da der breite Forstweg an der Straße endete, führte ab sofort ein relativ selten verwendeter Trampelpfad auf einer Strecke von 1,5 km kontinuierlich bergab.

Könnt ihr den Trampelpfad erahnen?
Könnt ihr den Trampelpfad erahnen?

Da ich nun weit unterhalb der Waldgrenze unterwegs war, führte der Weg somit durch dichte Wälder und saftige Wiesen. Da der Weg kaum verwendet wurde, hatten insbesondere die nicht bewirtschafteten und somit sehr üppigen Wiesen den Weg komplett gefressen. Somit konnte ich nur raten, an welcher Stelle der Weg ursprünglich entlang geführt haben könnte. Unterwegs füllte ich noch an einem Bach mein Trinkwasser wieder auf und dann führte mich der Trampelpfad wieder einmal in ein trockenes und ziemlich steiniges Flussbett. Zumindest konnte ich dort den Weg nicht mehr verlieren.

Kaum hatte ich den Abstieg geschafft, ging es direkt wieder bergauf. Der Himmel war mittlerweile wieder stark bewölkt und ich stellte mich bereits auf einen weiteren Schauer ein. Daher war es auch nicht verwunderlich, als es bei einer kurzen Snack-Pause anfing zu tröpfeln. Glücklicherweise blieb es beim Tröpfeln, so dass es ausreichte meinen Pausenplatz unter einen Baum zu verlegen. Bei schlechtem Wetter führte mich der weitere Weg durch einen riesigen Wald, bis ich dann bei der auf 1.911 Höhenmeter gelegten Casera Doana ankam. Eine überraschenderweise bewohnte Hütten mitten im Nirgendwo, die ebenfalls 2 Kuhställe als Nachbargebäude aufwies. Kurzzeitig stellte ich mir vor, wie es wohl wäre hier draußen abgeschieden in der Natur zu leben.

Hinter der Casera Doana taten sich unterschiedlichste Trampelpfade auf. Natürlich erwischte ich den falschen Trampelpfad, so dass ich unnötig viel Kraft verschwendete, um quer über den Berghang zu laufen und wieder auf den richtigen Weg zu finden. Nur einen Kilometer später wurde es dann noch abenteuerlicher mit der Wegfindung. Vor mir stand ein Wegweiser, der einen 3-stündigen Weg zum Mauriapass ankündigte. Um zu diesem zu gelangen, musste vorher der Passo del Landro überquert werden. Nun tat sich vor mir eine riesige Wiese mit hüfthohen Gräsern auf. Ein wirklich toller Anblick, da die bereits vertrockneten Gräser golden leuchteten und einen schönen Kontrast zum dunklen Nadelwald bildeten. Aber wo genau sollte hier der Weg sein? Weit und breit waren weder Trampelpfade noch Wegmarkierungen zu sehen.

Traumhafter Anblick aber wo ist der Weg?
Traumhafter Anblick aber wo ist der Weg?

Aufgrund fehlender Optionen folgte ich einer Spur aus leicht niedergetrampelten Gräsern. Wobei unklar war, ob es sich hierbei nicht einfach um einen Wildwechsel handelte und ich nun komplett auf dem Holzweg war. Während ich durch die Gräser irrte und an den Waldrändern einen weiterführenden Trampelpfad suchte, fing es natürlich an zu regnen. Dies verkomplizierte meine Suche, da ich nun nicht mehr beliebig umherlaufen konnte. Erschwerend kam hinzu, dass sich diverse Wildwechsel durch die angrenzenden Waldstücke zogen. Auch an meinen Kraftreserven zog diese Aktion, da das Gehen abseits der Wege in unwegsamen Gelände einfach enorm anstrengend ist. Da es nun stark regnete, suchte ich wieder einmal Schutz unter einem Nadelbaum mit einem besonders dichten Nadelkleid. Somit konnte ich dort etwas länger ausharren. Nachdem der starke Regen vorbei war und es nur noch leicht regnete, entschloss ich mich weiterzuziehen. Schließlich hatte ich noch 12,0 km der heutigen Tagesetappe vor mir und konnte nicht den ganzen Tag unter dem Nadelbaum sitzen bleiben. Insgesamt begleitete mich der Regen ganze 45 Minuten.

Wanderung im Regen
Wanderung im Regen

Der weitere Weg wurde dann richtig abenteuerlich. Eigentlich genau wie ich es mag. Allerdings sorgte der Regen dafür, dass der nächste Abschnitt ein ziemliches Gefahrenpotential barg. Das bewaldete Bergareal war von steilen Hängen geprägt und vielen umgestürzten Bäumen. Teilweise hatte es komplette Baumgruppen entwurzelt, die einige Wegabschnitte teilweise oder vollständig versperrten. Dies erschwerte insbesondere die Wegfindung. Da aufgrund der steilen Berghänge kein Umgehen der umgestürzten Bäume möglich war, hieß es also über die umgestürzten Bäume zu klettern oder unter ihnen durchzukriechen. Aktionen, die wieder einmal ordentlich Kraft gekostet haben.

Kletteraktionen über umgestürzte Bäume. Der Weg liegt direkt vor mir!
Kletteraktionen über umgestürzte Bäume. Der Weg liegt direkt vor mir!

Beim Abstieg vom Pass mussten 500 Höhenmeter an einem ziemlich steilen Berghang zurückgelegt werden. Der Regen sorgte hierbei dafür, dass Oberflächenwurzeln, Gras und der Lehmboden enorm rutschig waren. Somit musste ich besonders vorsichtig gehen, konnte den einen oder anderen Ausrutscher aber nicht vermeiden.

Dichter Nebel am Passo del Landro
Dichter Nebel am Passo del Landro

Nachdem der Regen aufgehört hatte, zog ein dichter Nebel auf. Dieser erschwerte erneut die Wegfindung, da die Sichtweite nur wenige Meter betrug und Wegmarkierungen somit nur schlecht oder gar nicht mehr zu sehen waren. All diese Punkte machten die Passüberquerung enorm anstrengend und ließen mich nur sehr langsam vorankommen. Neben der körperlichen Anstrengung war ich in diesem Fall auch mental stark gefordert.

Nach dieser Herausforderung hieß es erst einmal etwas länger Pausieren. Laut Wegweiser hatte ich nun noch einen einstündigen Weg bis zum Mauriapass vor mir. Laut Karte sollten dies 4,5 km sein, so dass der Weg sehr gut ausgebaut sein musste. Glücklicherweise war dies tatsächlich der Fall. Der anfängliche Trampelpfad, welcher ebenfalls an einer Stelle weggespült wurde und per abenteuerlichem aber gesichertem Ersatzweg überquert werden musste, ging dann in einen Forstweg über und führte durch eine dünn besiedelte Gegend. Anscheinend wurden die meisten der dort stehenden Holzhütten als Ferienwohnungen verwendet und standen aktuell leer. Ein kleinerer Teil wurde anscheinend von sehr alten Personen bewohnt, die vermutlich schon ihr ganzes Leben dort verbracht haben. Interessanterweise traft ich einen Opa auf dem Forstweg, der mir helfen und Auskunft geben wollte. Allerdings hatten wir etwas mehr mit der Sprachbarriere zu kämpfen.

Schlechtwetter am Mauriapass

Der Mauriapass sollte laut Kartenmaterial direkt an einer von Motorradfahrern beliebten Hauptverkehrsstraße liegen. Anscheinend gab es direkt am Mauriapass 2 Gebäude, wovon eines der Gebäude in meinem Kartenmaterial als Café markiert war. Vermutlich, da es eine ideale Stelle ist, um bei längeren Fahrten oder Ausflügen dort eine Pause einzulegen. Ich fantasierte daher unterwegs von zuckerhaltigen Getränken und leckeren Speisen. Diese Vorstellungen trieben mich ungemein an, so dass ich die 4,5 km tatsächlich in 65 Minuten zurücklegte.

Regen am Mauriapass
Regen am Mauriapass

Umso größer war die Enttäuschung als ich vor Ort feststellen durfte, dass es dort mal ein Café gab. Durch die Fenster war noch die entsprechende Ausstattung ersichtlich aber anscheinend war das Café schon länger geschlossen. Auch das daneben liegende geschlossene Gästehaus hatte schon deutlich bessere Zeiten gesehen und sah aus wie aus einem Horrorfilm. Erschöpft und enttäuscht setzte ich mich vor das geschlossene Café auf eine Bank und gönnte mir zum Trost wenigstens einen Snickers. Und was darf nicht fehlen? Korrekt, es fing natürlich an wie aus Eimern zu schütten. Ich suchte mir daher eine einigermaßen regengeschützte und etwas überdachte Stelle und pausierte dort. Als Windschutz zog ich mir die Hardshelljacke an, da es bereits ziemlich frisch war und es durch den Regen nun noch unangenehmer wurde. Die vorbeifahrenden Auto- und Motorradfahrer warfen mir beinahe schon mitleidige Blicke zu. Nach 30 Minuten endete der starke Regen, so dass ich mich wieder startklar machte.

Regionaler Naturpark der Friauler Dolomiten

Nur wenige Meter hinter dem Mauriapass grenzte der regionale Naturpark der Friauler Dolomiten an. Ein Naturschutzgebiet, das die besondere Tier- und Pflanzenwelt sowie die Dolomiten schützen soll. Der Einstieg in den Naturpark führte durch einen dichten Wald. Dort traf ich zum ersten Mal auf 2 Personen, die wie Trekker aussahen. Allerdings liefen sie eine andere Route. Da ich eben erst ausgiebig pausiert hatte, stieg ich in kein tieferes Gespräch mit den beiden ein und zog weiter.

Sichtweite gleich null!
Sichtweite gleich null!

Nach dem Regen zog sofort wieder ein dichter Nebel auf, so dass die Sichtweite anfangs nicht mehr als 10 m betrug. Wirklich schade, da ich somit nichts von der schönen Natur zu Gesicht bekam. Zumindest folgte ich einem deutlich ausgetretenen Trampelpfad, so dass ich keine Probleme mit der Wegfindung hatte.

Nach einiger Zeit nahm der Nebel ab und durch den kontinuierlichen Aufstieg lief ich Schritt für Schritt aus dem restlichen Nebel heraus. Nun taten sich wirklich grandiose Panoramen auf. Wälder und Berge, die fleckenweise von einer Nebeldecke überzogen waren. Der weitere Weg bestand aus einem Auf und Ab. Es ging immer seitlich der Berghänge entlang. Mal waren die Berghänge vom Grün überzogen, mal führte mich der Weg über steile Geröllhänge.

Regionaler Naturpark der Friauler Dolomiten
Regionaler Naturpark der Friauler Dolomiten

Nachdem ich nun bereits 19,0 km und 1.120 Höhenmeter zurückgelegt hatte wurde es spannend, da ich oberhalb dieses Leistungsbereichs noch keine Erfahrungen hatte. Die restlichen 3,0 km Strecke und 330 Höhenmeter Aufstieg bis zum Rifugio Giaf waren dann zwar anstrengend aber kein Problem. Somit war hinsichtlich meiner Leistungsgrenze erfreulicherweise noch Luft nach oben.

Rifugio Giaf

Rifugio Giaf
Rifugio Giaf

17:10 Uhr erreichte ich dann erschöpft das Rifugio Giaf. Allerdings war der von mir genommene Weg dorthin vermutlich nicht der offizielle Weg und daher unnötig kräftezehrend. Mich würde wirklich interessieren, an welcher Stelle ich hätte einen anderen Weg einschlagen müssen. Beim Rifugio Giaf handelt es sich um eine bewirtschaftete Hütte auf 1.400 Höhenmetern, die insgesamt 45 Betten zur Verfügung stellt. Es gibt einige Gruppenzimmer für etwas mehr Privatsphäre und einen großen Raum mit 10 Betten.

Das Thermometer an der Tür zeigte 15°C und gespannt betrat ich das Rifugio. Bisher hatte ich auf all meinen Touren nie bewirtschaftete Hütten in Anspruch genommen, weshalb mir die dortigen Gepflogenheiten nicht bekannt waren. Nachdem ich die Tür geöffnet und den Flur betreten hatte, fiel mir als Erstes das sehr präsent platzierte und gut gefüllte Gästebuch auf. Ich stellte anschließend meine Trekkingstöcke zu den restlichen Trekkingstöcken an die Wand, zog meine Trekkingstiefel aus und schnappte mir ein paar Schlappen aus dem Schuhregal. Meinen Rucksack ließ ich erst einmal im Flur stehen und betrat den Gemeinschaftsraum, in dem sich einige Gäste und das Hüttenpersonal aufhielten. Mein Blick schweifte durch den Raum und ich grüßte erst einmal alle Leute. Im darauf folgenden Gespräch mit dem Hüttenpersonal hatte ich das Gefühl, dass es eher unüblich zu sein scheint, ohne Reservierung dort aufzutauchen. Alle Zimmer waren bereits belegt mit Ausnahme des großen Raums mit den 10 Betten. Eigentlich hatte ich mich bereits darauf eingestellt ein Einzelzimmer zu nehmen, damit ich eine etwas erholsamere Nacht habe. Mein Glück im Unglück war jedoch, dass ich die einzige Person im großen Raum war und somit ein riesiges Zimmer für mich allein hatte. Somit sollte einer erholsamen Nacht nichts mehr im Weg stehen.

Raum mit 10 Betten im Rifugio Giaf
Raum mit 10 Betten im Rifugio Giaf

Nachdem meine Schlafmöglichkeit geklärt war und ich meinen Rucksack in den Raum gebracht hatte, suchte ich mir im Gemeinschaftsraum einen freien Platz. Geheizt wurde den Umständen entsprechend mit einem kleinen Ofen, neben dem sogar ein Platz frei war. Nachdem ich heute mehrfach längere Zeit durch den Regen laufen musste, meine Ausrüstung teilweise nass war und auch meine Schuhe und Socken durchgeweicht waren, war dies genau der richtige Platz für mich. Ich räumte meine Schuhe an den kleinen Ofen und hoffte, dass die Zeit reichen würde, damit die Schuhe wieder trocknen. Das Hüttenpersonal kam dann vorbei und nahm meine Bestellung für das Abendbrot auf. Für jeden Gang gab es zwei bis drei Optionen aus denen gewählt werden konnte. Gekocht wurde einmal und das Essen für alle gleichzeitig um 19:00 Uhr serviert. Ich hätte auch kein Problem damit gehabt, wenn ich mein Abendbrot sofort hätte essen können. Somit hatte ich also noch 1,5 Stunden Zeit. Die Erschöpfung saß mir in den Knochen, so dass ich bis 19:00 Uhr auf meinem Platz sitzen blieb. Zeitweise wärmte ich meine Füße am kleinen Ofen, manchmal lauschte ich den Gesprächen der anderen Gäste, studierte die morgige Etappe mit all ihren Auf- sowie Abstiegen und teilweise ließ ich einfach die Eindrücke des heutigen Tages noch einmal Revue passieren. Zwischendurch führte ich ein Gespräch mit einem englischsprachigen Italiener und konnte somit ein paar Informationen einholen. Interessanterweise waren viele der im Gemeinschaftsraum sitzenden Gäste Italienerinnen, die in Groß Britannien lebten und dort als Ärztinnen arbeiteten. Von daher sprachen sie primär Englisch anstatt Italienisch, wodurch ich den Gesprächen lauschen konnte. Ich war beim Betreten des Refugios verwundert, dass so viele Gäste anwesend waren. Schließlich hatte ich gestern und auch heute lediglich 2 Wanderer unterwegs getroffen. Beim Zuhören der Gespräche schnappte ich dann auf, dass es wohl einen sehr bekannten 5-tägigen Rundweg gab, den alle im Rifugio anwesenden Gäste liefen. Jede Etappe endete an einer bewirtschafteten Hütte, weshalb dieser Rundweg insbesondere ideal für normale Wandertouristen war.

Pasta mit Rindfleisch-Ragout
Pasta mit Rindfleisch-Ragout

Nur wenige Minuten nach 19:00 Uhr gab es dann endlich Abendbrot. Der Koch hatte echt ein super Timing, insbesondere beim Kochen solchen Mengen. Für mich gab es Rindergulascheintopf gefolgt von Pasta mit Rindfleisch-Ragout und zum Nachtisch Cheesecake mit Blaubeersoße. Ich versuchte das enorm köstliche Essen so langsam wie möglich zu verspeisen, um so lange wie möglich etwas davon zu haben. In den nächsten Tagen würde es schließlich nur Tütennahrung geben. Nachdem das Abendbrot beendet war verzog ich mich auf mein Zimmer und machte mich fertig für die Nachtruhe. Könnt ihr euch vorstellen wie luxuriös es ist, sich in einem Badezimmer mit fließend Wasser die Zähne zu putzen und anschließend noch auf eine richtige Toilette gehen zu können?! Ich liebe es wie schnell man auf so einer Tour wieder die einfachsten Dinge zu schätzen lernt. Ich breitete dann auf dem Bett meinen Schlafsack aus, schlüpfte aber nicht hinein, da es im Raum warm genug war und ich meine Kleidung ohnehin nicht zum Schlafen ablegte.

20:45 Uhr schloss ich dann die Augen und überlegte, was mich wohl morgen erwarten würde. Bei dem Gedanken, dass ich einen Aufstieg von insgesamt 1.970 Höhenmeter bewältigen muss stieg in mir eine innere Unruhe auf. Heute hatte ich mein persönliches Maximum auf 1.450 Höhenmeter erhöht. Mir ging die Frage durch den Kopf, ob ich wirklich in der Lage wäre nach so einem Tag wie heute noch einmal zusätzlich 520 Höhenmeter aufzusteigen. Und was wäre wenn ich ich es nicht schaffen würde und einfach mitten im Nirgendwo liegen bleiben würde?! Irgendwann übermannte mich dann doch die Erschöpfung und Müdigkeit, so dass ich einschlief.

Weitere Impressionen des Tages

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