Verschlafen + Stromausfall = totale Hektik
6:00 Uhr begann unser Tag. Genau 15 Minuten später als geplant, denn unser 1. Wecker klingelte viel zu zeitig, so dass wir nochmal die Augen zu machten. Blöderweise klingelte unser 2. Wecker nicht um 5:45 Uhr, so dass ich irgendwann wieder wach wurde und panisch auf die Uhr guckte. Wir hatten verschlafen und nur noch 15 Minuten um uns fertig zu machen und die Rucksäcke zu packen. Erschwerend kam hinzu, dass schon wieder der Strom ausgefallen war und das Hotelpersonal dies noch nicht bemerkt hatte. Da somit weder die Notstrombeleuchtung funktionierte und wir kein richtiges Fenster hatten, klaubten wir im Dunkeln alles zusammen und spurteten zur Rezeption runter. Wenige Minuten später stand dann auch unser Taxi bereit. Dieses sollte uns zum Busbahnhof bringen. Unser Taxi war ein altes kleines klappriges Auto in das unsere beiden Trekkingrucksäcke nur mit viel Mühe hineinpassten.
Fahrt zum Busbahnhof
Die Fahrt zum Busbahnhof führte uns dann durch die engsten und verstecktesten Winkel von Kathmandu. Wir fuhren sogar an den Slums vorbei und da ist mir schon echt anders geworden. Menschen hausten zwischen Wänden aus aufgetürmten Müll und Steinbrocken. Es glich einem kleinen Labyrinth. Zwischendrin standen die Nutztiere, die bis auf die Knochen abgemagert waren. Der nebenan liegende Fluss war auf das schlimmste mit Müll und Dreck verunreinigt. Ein wirklich schlimmes Bild, das ich so schnell nicht mehr vergessen werde.
Chaotischer Busbahnhof in Kathmandu
Der Busbahnhof war genauso unübersichtlich wie Kathmandu. Der Taxifahrer versuchte uns dann noch in die richtige Richtung zu lotsen aber so wirklich weiter geholfen hat uns das nicht. Die Ticketverkaufschalter erinnerten mich irgendwie an einen Tierstall. Auf der Suche nach unserem Bus wollte man uns dann Tickets nach Besisahar verkaufen. Da wir bereits Tickets hatten war dies nicht mehr notwendig. Wir trafen dann ein deutsches Pärchen mit demselben Ziel und unterhielten uns etwas mit ihnen. Da rief schon ein Nepalese „Besisahar, Besisahar“ und signalisierte, dass wir ihm folgenden sollen. Ob er uns nun zum richtigen Bus führte war uns allen nicht wirklich klar. Wir erfuhren dann, dass ein Ticket 440 NPR kostet. Wir erinnern uns, wir haben pro Ticket 1600 NPR gezahlt. Also einfach mal den 3,5-fachen Preis. Für nepalesische Verhältnisse Wucher. Aber wir hatten zum gestrigen Zeitpunkt auch keine andere Wahl. Unsere Rucksäcke wurden dann auf das Dach des Busses geschnallt und wir hofften, dass es nicht regnen würde.
Busfahrt nach Besisahar
Die Fahrt nach Besisahar war ganz in Ordnung. Eine Stunde vertrödelten wir, da wir alle paar 100 Meter noch Gegenstände und Menschen aufsammelten. Die Busse dienen in Nepal gleichzeitig als eine Art Lieferdienst, so dass wir noch Matratzen, Reissäcke und viele andere Dinge aufluden. Sehr viele Säcke wurden direkt im Gang des Busses verstaut, so dass man zum Aussteigen akrobatische Leistungen vollbringen musste. Die insgesamt 7 Stunden Fahrt vergingen wie im Fluge, da es wirklich sehr viel zu sehen gab. Im Hintergrund dudelte zeitweise nepalesische Musik und ein nepalesischer Film wurde ebenfalls gezeigt. Die Lautstärke war hierbei wirklich grenzwertig. Interessanterweise gab es im Bus eine Person die ausschließlich für das Hupen verantwortlich war. Er hing die meiste Zeit mit dem Kopf aus dem Seitenfenster und hatte extra eine Art Klingelschalter den er pausenlos penetrierte. xD
Holi-Festival
Gestern erfuhren wir, dass heute das Holi-Festival („Fest der Farben“) in Nepal stattfinden soll. Hierbei handelt es sich um ein aus der hinduistischen Überlieferung stammendes indisches Frühlingsfest, bei dem sich die Menschen gegenseitig mit farbigen Wasser und farbigem Pulver einreiben. Unser Plan rechtzeitig aus Kathmandu zu verschwinden, damit wir nicht total bunt werden und einen ganzen Tag durch das Fest verlieren hat funktioniert. Unterwegs war es dann sehr interessant zu sehen, wie die Kinder in den Dörfern alle umhergerannt sind und sich eingefärbt haben. Je später der Tag desto bunter wurden Jung und Alt. Ein wirklich tolles Spektakel. Bei einer unser Pausen bot ein Nepalese mir etwas gelbes Pulver an. Nach kurzem zögern nahm ich dieses an und rieb es mir über die Stirn. Nach einem anschließenden Pläuschchen machten wir noch ein paar Fotos und dann ging es auch schon wieder weiter.
Ankunft in Besisahar
Nach der Ankunft in Besisahar wollten wir eigentlich ein Guest House suchen und den Tag langsam ausklingen lassen. Da es aber erst 15:20 Uhr war, ließen wir uns von dem deutschen Pärchen noch dazu ermuntern noch ein Stücken bis zum nächsten Ort zu laufen. Als erstes suchten wir also den TIMS Checkpost (das Wort scheint in Nepal wohl eine Eigenkreation zu sein) auf und ließen unsere Daten in ein Büchlein eintragen. Danach ging es los zum ersten Ort Bhulbhule.
Auf dem Weg nach Bhulbhule inmitten des Holi-Festivals
Auf dem Weg dorthin durchquerten wir viele Orte die nur aus ein paar Häusern bestanden und das ungefilterte nepalesische Landleben zeigten. Aber auch hier wurde das Holi-Festival gefeiert. Wir begrüßten die Dorfbewohner mit einem freundlichen „Namaste“ und dann kamen die nepalesischen Mädchen im Alter von 13-16 direkt auf uns zu und wünschten uns ein „Happy Holi“ und schmierten uns gleich einmal rote Farbe ins Gesicht. Es schien keinerlei Berührungsängste zu geben. Als wir das Dörfchen verließen folgten uns noch 3 kleine Mädchen die vielleicht um die 6 Jahre alt waren und wollten uns unbedingt auch noch ein „Happy Holi“ wünschen und uns mit Farbe einschmieren. Wir beugten uns also runter und ließen uns mit dem Pulver einreiben. Die Mädchen rannten dann glücklich umher. Später stießen wir noch auf 3 Gruppen bestehend aus jeweils 5 Jugendlichen, die uns mit Handschlag, Umarmungen und sehr viel bunter Farbe sehr herzlich begrüßten. Mittlerweile hatten Hose, T-Shirt und Rucksack auch ihre Portion Farbe wegbekommen. Bei der Durchquerung des Ortes Khudi dann wieder das gleiche Spielchen. Viele Mädchen die einen „Happy Holi“ wünschten und einen mit Farbe einrieben. Auf den Fotos kann man gut erkennen, wie sich die Farbpracht so über die Zeit verändert hat. Überwiegend wurde rote Farbe verwendet. Hat aber auch keinen interessiert, dass 5-mal hintereinander rot übereinander geschmiert wurde. :D Hauptsache man konnte die anderen einfärben. Alles in allem war es eine wirklich tolle Erfahrung und man ist sehr stark mit der lokalen Dorfbevölkerung in Berührung gekommen. Wirklich toll, dass das Holi-Festival genau in unserem Reisezeitraum stattgefunden hat.
Ankunft in Bhulbhule
Nach ca. 2 Stunden und 7 km erreichten wir Bhulbhule und suchten uns dort ein Guest House. Zum Abendbrot bestellten wir Dhal Bat, dessen Zubereitung ca. 1-1,5 Stunden dauerte. Hierbei handelt es sich um ein traditionelles nepalesisches Reisgericht, das mit einer Art Suppe und einigen Beilagen serviert wird. Das tolle hierbei ist, dass kostenfrei ein Nachschlag serviert wird. Da haben wir natürlich zugeschlagen. Im Guest House haben wir dann die verschiedensten Menschen aus aller Herren Länder kennen gelernt (u. a. Portugiesen, Australier, Deutsche). Unser Zimmer war sehr einfach gehalten. Das Bett bestand aus einem Brett mit einer extrem dünnen Matratze, so dass man jede Faser des Bretts perfekt spüren konnte. Strom war zeitweise vorhanden, später war dann wieder ein mehrstündiger Stromausfall mit Notstrom angesagt. Die Strecke von Besisahar nach Bhulbhule war mit ihren 2 Stunden Laufzeit anstrengender als erwartet und ich hatte bereits einen leichten Muskelkater in den Schultern. Das tragen von so viel Gewicht auf den Schultern ist man im Alltag einfach nicht gewöhnt.
Hi,
bin demnächst auch dort um den Annapurna Trek zu sehen. Du hast geschrieben ihr hattet die Bus-Tickets schon. Habt ihr diese vorher über euer Hotel oder über das Internet gebucht? Euer Bus sieht auf den Fotos wirklich gut aus, im Gegensatz zu den meisten anderen Berichten über die Local Busses. Wir wollen auch auf jeden Fall einen Tourist Bus wenn möglich. Kannst du uns etwas empfehlen?
Gruß Flo
Hi Flo,
wir haben die Bustickets am Nachmittag beim Hotel angefragt. Ein Hotelmitarbeiter ist dann zum Busbahnhof gefahren und hat die Tickets für uns gekauft. Allerdings wäre es in unserem Fall günstiger gewesen, selbst mit einem Taxi zum Busbahnhof zu fahren um dort die Tickets zu kaufen. Da uns aber die Zeit dafür fehlte, mussten wir auf die relativ teure Alternative des Hotels zurückgreifen (wobei die Preise für uns Europäer immer noch sehr günstig sind). Unser Hotel stellte uns den Local Bus und den Deluxe Bus zur Auswahl. Wir entschieden uns dann für den teureren Deluxe Bus. Inwiefern sich der Deluxe Bus vom Tourist Bus unterscheidet ist mir jedoch nicht bekannt. Zumindest war die Reise in dem Bus in Ordnung wenn auch sehr abenteuerlich. Aus unserer anfänglichen Anforderung bequem mit einem Tourist Bus zu reisen wurde am Ende ein wir sind froh in irgendeinem Bus zu sitzen um irgendwann am Ziel anzukommen. Ich persönlich würde mir die Tickets wieder vor Ort kaufen (persönlich oder anderweitig), da ich so einfach flexibel bleibe. Mich würde aber auch mal interessieren, ob die Buchung der Bustickets über die vielen Webseiten tatsächlich funktioniert. Mir fehlt da etwas das Vertrauen.
Viele Grüße
Sven
Hi,
vielen Dank für die Info! Zu den Webseiten fehlt mir auch das Vertrauen. Wir werden es dann wohl spontan vor Ort probieren. Ich glaube mit dem deutschen Planen kommt man dort nicht weit 😃
Gruß Flo
Da hast du vollkommen Recht. Allerdings war das für mich eine echte Herausforderung, da ich immer alles bis ins letzte Detail planen will. xD
Dann schonmal einen schönen und abenteuerreichen Urlaub. Der Annapurna Circuit ist wirklich ein atemberaubender Trek mit genialen Panoramen.
Hi, klingt ja toll! Ich plane im auch eine Reise dort hin zu machen. Aber gibt es einen Bus der noch weiter fährt als bis Bhulbhule? Zum Beispiel nach Dharapani… Oder muss man von Bhulbhule aus laufen?
LG Dario
Hi Dario,
soweit ich weiß, fahren die Busse lediglich bis Besisahar bzw. Bhulbhule, da dort die „Straße“ endet. Es gibt zwar auch einen befahrbaren Weg der bis nach Manang führt aber der kann maximal von Jeeps befahren werden. Meines Wissens nach kann man sich von Manang aus mit einem Jeep nach Besisahar fahren lassen. Von daher würde es mich wundern wenn es von Besisahar bzw. Bhulbhule nach Dharapani kein ähnliches Angebot geben sollte. Sofern du zeitlich nicht gezwungen bist ein paar Tage einzusparen, kann ich dir allerdings nur empfehlen von Besisahar/Bhulbhule aus zu laufen.
Viele Grüße
Sven