Aus dem Leben eines Abenteurers
 
Tag 12: Nakano Fudoson Tempel in Fukushima

Tag 12: Nakano Fudoson Tempel in Fukushima

Heute stand für uns der Wechsel nach Fukushima an. Neben der Besichtigung des Nakano Fudoson Tempels hatte ich heute wieder mehrfach die Möglichkeit meine Japanischkenntnisse anzuwenden.

Konnichiwa Fukushima!

Heute stand der nächste Wechsel an und das Ziel sollte das 284.000 Einwohner starke Fukushima sein. Wer nun aufschreckt, keine Sorge! Es geht um Fukushima die Stadt. Nicht zu verwechseln mit Fukushima der Präfektur, in der das Atomkraftwerk im östlichen Teil der Präfektur mehrere Kernschmelzen verursacht hat. Wettertechnisch erwarten uns in den kommenden Tagen tagsüber Temperaturen um die 35 °C.

Der Check-out im Hotel in Kōriyama verlief reibungslos. Als ich mich noch beim Personal etwas holprig auf Japanisch für den super Aufenthalt im Hotel bedankt habe, womit man gar nicht gerechnet hatte, zog sich sofort ein richtig breites Lächeln über das Gesicht der Rezeptionistin. Nachdem man sich mehrfach bedankt hatte verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg zum Bahnhof.

Zug nach Iizakaonsen
Zug nach Iizakaonsen

Mit der Bahn ging es dann nach Fukushima. Sogar unter Verwendung unserer Suica Welcome Card, denn diese funktionierte tatsächlich wieder, was die Reise deutlich vereinfachte. Nach 46 Minuten erreichten wir dann den Hauptbahnhof von Fukushima. Allerdings hatten wir unser Ziel noch nicht erreicht, da wir wieder ein Ryokan mit Onsen gebucht hatten, das am Rand der Stadt lag. Somit wechselten wir innerhalb des Bahnhofs zum Betreiber einer lokalen Linie und kauften dort erneut Fahrkarten. Für 370 JPY (ca. 2,35 €) ging es dann innerhalb von 23 Minuten zum Bahnhof Iizakaonsen.

Sogar mein Koffer ist erschöpft

Vom Bahnhof aus mussten wir zu Fuß noch 1,9 km mit schweren großen Koffern in der prallen Mittagssonne zurücklegen. Nach 1,2 km passierte es dann. Irgendwie ließ sich mein Koffer nicht mehr wie bisher rollen. Irgendwas fühlte sich merkwürdig an. Ein Blick auf die Räder des Koffers offenbarte sofort, dass die Gummierung von einem der Räder gerissen war bzw. komplett zerbröselte. Mir blieb somit nichts anderes übrig als die Gummierung vom Rad abzuziehen. Somit verblieb nur noch die kleine Rolle aus Hartplastik.

Reifenpanne
Reifenpanne

Da der Koffer noch 3 intakte Räder hatte machte ich mir erst einmal keine größeren Gedanken, da sich der Koffer weiterhin gut rollen lassen sollte. Nachdem wir wenige Meter weitergezogen waren, prüfte ich ohne weitere Hintergedanken die anderen Räder. Dabei musste ich leider feststellen, dass die Gummierung von 2 der verbleibenden 3 Räder ebenfalls schon so stark gerissen war, dass ich die Gummierung ebenfalls einfach von den Rädern absammeln konnte. Entweder die Räder haben die große Hitze nicht vertragen oder der Koffer unterliegt aktuell einer generellen Materialermüdung. Auch mit 3 Rädern ohne Gummierung lässt sich der Koffer noch gut rollen und sollte zumindest den Urlaub noch überleben. Zumindest dachte ich das kurzzeitig. Leider musste ich dann auch noch feststellen, dass sogar eines der Kugellager gebrochen war und somit eines der Räder schief stand. Der Koffer ließ sich somit nur noch bedingt rollen bzw. schleift ein Teil des Koffers beim Rollen nun auf dem Boden. Aktuell ist fraglich, ob der Koffer die Reise noch überstehen wird. Interessanterweise zeigte auch Phils Koffer heute an einem der Räder bereits starke Risse in der Gummierung des Rads. Von daher wird er mein Schicksal in den nächsten Tagen wohl zumindest ansatzweise teilen dürfen.

Check-in im Ryokan

Gegen 12:00 Uhr erreichten wir dann durchgeschwitzt unser Ryokan. An der Rezeption wurden wir direkt freundlich von einer jungen Rezeptionistin empfangen. Meine mittlerweile standardmäßig gestellte Frage, ob sie denn Englisch sprechen würde, wurde direkt und ganz klar mit einem ぜんぜん (deutsch: nicht mal ansatzweise) sowie der Geste für „Nein“ verneint. Daher war sie umso glücklicher, dass ich etwas Japanisch verstehen und sprechen kann.

Eingang des Ryokans
Eingang des Ryokans

Das Check-in Prozedere war dann etwas umständlich, da wir einen 2-seitigen Fragenkatalog durchgehen mussten. Unter anderem wollte man wissen um welche Uhrzeit man an welchem Tag frühstücken möchte, wann man das Hotelzimmer verlässt und wann man wieder zurück im Hotel ist, ob man jeden Tag eine Zimmerreinigung benötigt und wie oft Yukata und Handtücher gewechselt werden sollen. Das zog sich dann ein wenig hin. Die Rezeptionistin war mit jeder beantworteten Frage sichtlich erleichtert wieder eine Frage abgearbeitet zu haben. Letztendlich ist sowas ja immer für beide Seiten eine Herausforderung. Da wir unser Zimmer noch nicht beziehen konnten, klärte ich mich der Rezeptionistin, dass wir unsere Koffer und Rucksäcke im Hotel lassen können.

Bevor wir nun unseren Tagesausflug starten konnten, wollte ich mich noch ordentlich mit Sonnencreme einschmieren, da die Sonne heute ohne viele Wolken ziemlich erbarmungslos brannte. Zudem wollte ich auch vom T-Shirt in ein deutlich luftigeres Tank Top wechseln. Daher verschwand ich kurz auf die Toilette und kam umgezogen und eingecremt wieder zurück zur Rezeption. Zur Rezeptionistin hatte sich in der Zwischenzeit eine Kollegin gesellt. Als ich dann in der Nähe der Rezeption stand hörte ich dann nur ein aufgeregtes und wiederholtes 恥ずかしい (deutsch: wird verwendet wenn einem etwas peinlich ist oder man sich schämt). Meine nackten und von der Sonnencreme frisch glänzenden Oberarme waren wohl etwas zu viel des Guten. Insbesondere für japanische Verhältnisse, da hier nahezu keine Haut gezeigt wird.

Nachdem wir alle für den Tagesausflug vorbereitet waren und unser Gepäck nun endlich an das Hotelpersonal übergeben werden konnte, gab ich der Rezeptionistin eine Info. Da sie die Koffer allein transportieren wollte wies ich darauf hin, dass diese ziemlich schwer sind. Vor allem weil die Rezeptionistin ziemlich klein und zierlich war. Als sie dann ihre dünnen Ärmchen zeigte und freudig meinte sie schafft das, kam bei mir eher noch mehr Sorge auf. Aber Hilfe aufzudrängen wäre mehr als unhöflich gewesen. Zum Abschluss schenkte ich ihr noch eine kleine Packung Yogurette für ihre Mühe und Hilfsbereitschaft. Denn kleine Gastgeschenke genießen in Japan ein sehr hohes Ansehen, insbesondere wenn es sich um Produkte handelt, die in Japan nicht zur Verfügung stehen. Natürlich hat man sich auch dafür unzählige Male bedankt.

Nakano Fudoson Tempel

Ausblick auf Fukushima
Ausblick auf Fukushima

In der prallen Mittagssonne machten wir uns dann auf den Weg zu einem kleineren Berg, von dem wir eine tolle Aussicht auf Fukushima hatten. Interessanterweise stand auf der Spitze des Bergs eine weitere Strahlenmessstation, die eine geringe Strahlenbelastung zeigte als in Kōriyama.

Der Schweiß lief mal wieder ununterbrochen und jedes schattige Plätzchen wurde von uns dankend angenommen. Der weitere Weg führte uns durch den sehr ländlichen und durch Landwirtschaft geprägten Teil von Fukushima. Ich war ehrlich gesagt sehr überrascht, wie ländlich es innerhalb von Fukushima ist. Eigentlich hatte ich dichte Siedlungen bzw. Stadtteile erwartet. Stattdessen liefen wir an vielen Beeten zur Selbstversorgung vorbei, sowie vielen großen Plantagen für Pfirsiche und Nashis. Insbesondere die Pfirsiche sind echt einen Blick wert, da sie kurz vor der Ernte stehen und dementsprechend riesig und farbig sind. Nach 2,5 Stunden Fußmarsch erreichten wir dann den Nakano Fudoson Tempel mitten in der tiefsten Dorfidylle.

Nakano Fudoson Tempel
Nakano Fudoson Tempel

Der Nakano Fudoson Tempel existiert bereits seit 1179 und wurde um einen Wasserfall herum gebaut. Zuzuordnen ist der Tempel dem Buddhismus. Weitere Details zum Tempel sind auf der englischsprachigen Website des Tempels zu finden. Neben dem Wasserfall waren auch die in die Berge geschlagenen Tunnel besonders interessant.

Tunnelsysteme des Nakano Fudoson Tempels
Tunnelsysteme des Nakano Fudoson Tempels

Bevor wir aber selbst dazu gekommen sind diese Tunnel zu betreten, wurden ich von einer Japanerin angesprochen. Sie fragte, ob wir die Tunnel schon betreten haben. Als ich das verneinte wollte sie sich uns anschließen und mit uns zusammen die Tunnel durchqueren. Sie erzählte nämlich, dass sie Angst vor Fledermäusen hat und diese wohl in diesen Tunneln vorkommen. Somit erforschten wir gemeinsam die verschiedenen Gänge im kleinen Tunnelsystem und besichtigten die vielen Figuren, die in den Tunneln in einzelnen kleinen Seitengängen aufgestellt waren. Nachdem wir den Tunnel wieder verlassen hatte, tauschte ich mich mit der Japanerin noch ein wenig aus und danach trennten sich unsere Wege.

Die nächsten 2 Stunden liefen wir wieder durch saftige Felder, Pfirsichplantagen und grün leuchtende Natur bis wir endlich wieder unser Ryokan erreichten.

Besuch im Outdoor-Onsen

Nachdem wir das Ryokan erreicht hatten, bezogen wir erst einmal unsere Zimmer. Für japanische Verhältnisse sind unsere Zimmer wieder riesig ausgefallen. Darüber hinaus haben wir über ein riesiges Fenster wieder einen hervorragenden Blick auf die Berge. Das Onsen wollten wir nach dem Abendbrot natürlich auch sofort ausprobieren. Da Tattoos nicht gern in Onsen gesehen werden bzw. in der Regel verboten sind, bat mich André mal mit der Rezeption zu sprechen, wie denn die Regeln in diesem Ryokan ausfallen. Somit zogen André und ich zu Rezeption, wo wir auf einen neuen jungen Rezeptionisten stießen. Dieser bestätigte unsere Annahme, dass Tattoos nicht erlaubt sind. Er begann aber auch uns Möglichkeiten zu nennen, bei denen er beide Augen zudrücken würde. Letztendlich blieb Andrè dann aber im Hotelzimmer zurück. Wir genossen in der Zeit das Onsen. Dieses bestand diesmal aus einem Indoor-Becken sowie einem naturbelassenen Outdoor-Becken. Letzteres wurde aus größeren Steinen gemauert und war mit einem Holzdach geschützt. Der Blick in den sternenklaren Himmel war aber weiterhin gegeben. Auch der Ausblick auf die saftig grünen Berge war traumhaft. Neben den beiden Onsen-Becken gab es sogar noch eine 90 °C heiße Sauna und ein Becken mit kaltem Wasser. Alles in allem eine top Anlage. Neben uns war auch nur ein Opa mit seinem Enkel im Onsen, so dass wir den Outdoor-Bereich größtenteils für uns allein hatten. Da ich verständlicherweise keine Fotos im Onsen machen darf, verlinke ich für alle Interessierten an dieser Stelle mal ein Bild von der offiziellen Website des Hotels. Nach dem Onsenbesuch ließen wir den Abend dann entspannt ausklingen.

Weitere Impressionen des Tages

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