Tag 7: Kazurabashi

Heute stand der Wechsel von Matsuyama nach Miyoshi an. Dort hatten wir den Besuch der Kazurabashi (deutsch: Kletterpflanzenbrücke) sowie den Besuch der in den Bergen vorhandenen Onsen geplant.

Wechsel nach Miyoshi

Unsere heutige Nacht war mal wieder zu kurz aber da wir nach Miyoshi weiterreisen wollten und noch etwas von dem Tag haben wollten, hatten wir keine andere Wahl als zeitig aufzustehen. Mit dem Zug ging es dann von Matsuyama bis nach Kanonji. Dort mussten wir wieder in den Bus umsteigen, da die Zugstrecke immer noch durch die Flutschäden außer Betrieb war. Nach ungefähr 40 Minuten erreichten wir dann den Bahnhof Tadotsu. Dort hieß es wieder einmal recherchieren, wie wir zu unserem Zielort kommen. Nachdem wir die notwendigen Informationen zusammengetragen hatten, hieß es erst einmal wieder 40 Minuten Warten. Anschließend ging es mit dem Zug zu unserem Zielbahnhof Ôboke.

Ôboke Station
Ôboke Station

Dort wollten wir den Bus für die letzten paar Kilometer nehmen. Allerdings hieß es dort ebenfalls wieder 60 Minuten warten, da unser angepeilter Bus abgefahren ist als wir aus dem Zug ausgestiegen sind. Wir erwägten die Option ein Taxi zu nehmen aber dort hätten wir unsere großen Koffer nicht untergekriegt. Daher warteten wir dann doch solange bis der nächste Bus kam. Nur kurze Zeit später erreichten wir dann gegen 15:30 Uhr das Hotel Kazurabashi.

Leben wie ein König – Hotel Kazurabashi

Nachdem ich für die Busfahrt beim Busfahrer bezahlt und den ersten Fuß aus der Tür gesetzt hatte, stand schon der erste Hotelmitarbeiter neben mir, begrüßte mich und nahm mir sofort den Koffer ab. Als Andre und Patrick aus dem Bus ausstiegen war von meinem Koffer schon keine Spur mehr zu sehen. Auch die Koffer von Andre und Patrick wurden dann sofort abgenommen und weggebracht.

Eine weitere Person tauchte auf, begrüßte uns und verbeugte sich. Er führte uns dann zur nur wenige Meter entfernten Rezeption. Auf dem Weg dorthin tauchten weitere 2 Mitarbeiter auf und begrüßten uns und verbeugten sich vor uns. An der Rezeption ging es dann mit dem super Service weiter. Wir durften uns eine Zeit zum Frühstücken und zum Abendbrot essen aussuchen. Zudem plante man mit uns die Abreise und den Weg bis zu unserem nächsten Zielort. Auch die in der Nähe liegenden Sehenswürdigkeiten brachte man uns näher und zeichnete uns auf einer Karte sogar die zu laufenden Wege ein. Da war ich schon einmal hin und weg von diesem Hotel. Vor allem bemühte sich die Dame an der Rezeption auch alles in Englisch zu erklären und das hat schon echten Seltenheitswert. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon etwas überfordert mit so viel Gastfreundlichkeit und Service.

Riesiges japanisches Hotelzimmer
Riesiges japanisches Hotelzimmer

Wir wurden dann an den nächsten Hotelmitarbeiter übergeben, der uns dann zum wenige Meter entfernten Fahrstuhl und danach bis in unser Zimmer brachte. Man wurde einfach überall begleitet, so dass nichts schief gehen konnte. Die Koffer standen bereits in unserem Zimmer. Wir wurden dann gebeten im Zimmer Platz zu nehmen. Der Herr vom Hotel kochte uns dann erst einmal Tee und servierte uns diesen. Uns war es zu diesem Zeitpunkt schon dermaßen unangenehm so behandelt zu werden, dass wir gar nicht mehr wussten wie wir uns verhalten sollen. Der Tee roch lecker nach Zitrone und ich erwartete einen entsprechenden Geschmack. Als ich den Tee dann kostete musste ich allerdings erst einmal mein Gesicht verziehen. Der Tee schmeckte wie klare Hühnerbrühe. Was für ein krasser Plot Twist. Nichtsdestotrotz hat es geschmeckt – sofern man etwas Herzhaftes erwartet hat. Unser traditionell gehaltenes Hotelzimmer war wirklich riesig und von der Einrichtung her sehr neu. So ein tolles Hotelzimmer hatte ich wirklich noch nie.

Besuch der Kazurabashi

Nachdem wir unseren Tee ausgetrunken hatten machten wir uns auf den Weg zur Kazurabashi. Nach einem Kilometer Strecke erreichten wir dann bereits die Brücke. Bei der Kazurabashi handelt es sich um eine Brücke die vollständig aus Kletterpflanzen gebaut wurde. Ursprünglich wurden solche Brücken in Japan von einigen Clans in den Bergen verwendet. Das geniale an der Sache ist, dass man für 550 JPY (etwas 4,30 €) die Brücke überqueren konnte. Die Gelegenheit ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Die Überquerung war eine echt abenteuerliche Sache. Warum die Überquerung für Kinder (ohne Erziehungsberechtigte) nicht erlaubt war, wurde uns dann sehr schnell klar. Die einzelnen Elemente für den Boden waren so weit auseinander, dass man relativ einfach durch die Brücke fallen konnte. Somit war es ratsam sich als schmale Person zumindest mit einer Hand gut festzuhalten. Nach der Überquerung der Brücke ging es wieder zurück ins Hotel.

Überquerung der Kazurabashi
Überquerung der Kazurabashi

Onsenbesuch in den Bergen

Das Hotel Kazurabashi hat die Besonderheit, dass direkt ein Onsen an das Hotel angeschlossen ist. Und damit meine ich nicht ein einfaches Onsen im Hotel, sondern ein echtes Onsen in den Bergen. Wir schnappten uns unsere Yukata und fuhren in die 3. Etage. Dort begann der Bereich der Indoor-Onsen. Wir stellten unsere Latschen am Eingang des Bereichs ab und sofort eilte ein Hotelmitarbeiter zu uns um bei eventuellen Fragen weiterzuhelfen. Wir liefen dann barfuß an den Indoor-Onsen vorbei, denn wir wollten schließlich zu den Onsen in den Bergen. Nun fragt ihr euch vermutlich wieso wir dann im Hotel herumlaufen. Die Erklärung ist ganz einfach. An der 3. Etage des Hotels war eine kleine Seilbahn angebracht, die ein paar Badegäste etwas höher in die Berge fahren konnte. Bevor wir in den kleinen Wagon der Seilbahn einstiegen, wurden wir von einer älteren Hotelbediensteten mit einer Verbeugung begrüßt. Man stellte uns dann schnellstmöglich Badelatschen direkt vor unsere Füße, so dass wir nur noch mit unseren Füßen hineinfahren mussten. Mit der Seilbahn ging es dann ein Stückchen höher in die Berge. Dort angekommen suchten wir das Onsen für die Männer auf. Wie bereits in Matsuyama entkleideten wir uns und duschten uns erst einmal auf den kleinen Waschhockern. Gesäubert ging es dann ins Onsen. Das Becken war komplett aus größeren Steinen zusammengesetzt. Das Quellwasser hatte eine angenehme Temperatur und der Ausblick war einfach grandios. Man konnte direkt ins Tal gucken und vor einem taten sich mehrere steile sowie stark bewaldete Berge auf. Das Onsen war eine Wohltat für den Körper und die Augen. Nachdem uns langsam schummrig vom heißen Wasser wurde verließen wir das Onsen und fuhren mit der Seilbahn wieder zurück ins Hotel

Ein Luxusmenü für die Könige

Gekleidet im Yukata ging es für uns um Punkt 19:00 Uhr zum Abendbrot. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht was uns erwarten würde. Vor dem Restaurant wurden wir wieder einmal von einem Hotelmitarbeiter empfangen und in den Speiseraum hereingebeten. Auch dort zogen wir wieder unsere Latschen aus und liefen in dem relativ großen Raum zu dem uns zugewiesenen Tisch. Dort stand bereits Essen bereit, das mit einem Papiertuch abgedeckt war. Wir setzten uns und wurden sofort vom Küchenpersonal begrüßt. Das Papier wurde entfernt und vor uns standen 14 Schälchen, die diverse Speisen enthielten. Wir waren von so vielen Häppchen völlig erschlagen und wussten gar nicht womit wir zuerst anfangen sollten oder ob es eine bestimmte Verzehrreihenfolge gibt. Bevor wir anfangen konnten zu essen kam das Küchenpersonal und drückte uns einen gegrillten Spieß mit einem Dango und Tofu in die Hand. Der Spieß steckte kurz davor noch mitten im Raum im Sand, in dem auch noch etwas Holz glimmte. Kaum nachdem ich den Spieß verspeist hatte, drückte man mir einen Fisch am Spieß in die Hand. Wie vom Küchenpersonal empfohlen träufelte ich etwas Limettensaft über den Fisch und knabberte dann das ganze Fleisch ab.

Japanisches Abendbrot
Japanisches Abendbrot

Als nächstes brachte man uns frittiertes Gemüse. An diesem Punkt war mir klar, dass die 14 Schälchen nur der Anfang waren. Weiter ging es dann mit Sobagomezousui (eine Art Buchweizensuppe), Iya Soba (kalte Sobanudeln aus Buchweizen in Brühe), einer Schüssel Reis, einem Schälchen mit weiterem eingelegtem Gemüse und einem Schälchen mit Obst als Nachspeise. Während wir die vielen Leckereien verspeisten, wurde ein Teelicht unter einem der größeren Gefäße angezündet, so dass das dort enthaltene Gemüse und Fleisch gekocht/gebraten wurde. Insgesamt war es einfach eine Riesenportion und wir haben ganze 1,5 Stunden benötigt um uns durch dieses Festmahl durchzuarbeiten.

Zwischenzeitlich wurden alle Trennwände aufgezogen und die Okami (deutsch: Inhaberin eines traditionellen japanischen Hotels) betrat den Raum. Sie stellte sich vor und erklärte uns, dass alle Speisen mit hochqualitativen Produkten aus der Region zubereitet wurden. Noch erstaunlicher war allerdings, dass sie dann ein traditionelles japanisches Lied für uns gesungen hat. Da kam man sich echt vor wie in einem Film. Ich konnte das alles gar nicht richtig begreifen. Nach dem Essen waren wir für einige Stunden komplett lahmgelegt und konnten uns nicht mehr bewegen.

Weitere Impressionen des Tages

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert