Die heutige Etappe sollte mich zur 14,5 km entfernten Refuge d’Asinao führen. Auf dem Plan standen 1000 Höhenmeter Aufstieg und 500 Höhenmeter Abstieg. Das war für den 2. Tag schon ein ordentliches Pensum. Laut Wanderführer sollte es lediglich eine Quelle nach dem ersten Drittel der Strecke am Col de Bavella geben. Somit hatte ich bereits auf dem Plan viel Wasser schleppen zu müssen.
Morgenstund hat Gold im Mund
Die Nacht war viel zu kurz um sich ausreichend zu erholen. Dies lag vor allem daran, dass einige jugendliche Idioten bis 0 Uhr auf dem Zeltplatz Remmidemmi gemacht haben und ein Schlafen somit nicht möglich war. Hinzu kam, dass ich aus dem gestrigen Fehler gelernt hatte und meinen Wecker deutlich zeitiger gestellt hatte. Meine Hoffnung war, die kühleren Morgenstunden nutzten zu können, um die ersten Anstiege ohne enorme Anstrengung zu meistern. Mein Wecker klingelte also 6:00 Uhr. Eine Zeit zu der ich in Deutschland nicht mal ansatzweise ans Aufstehen denke. Nachdem ich mein Zelt abgebaut, jegliche Ausrüstung im Rucksack verstaut und meine Trinkflaschen aufgefüllt hatte, ging es dann gegen 7:00 Uhr los.
Auf dem Weg zum Col de Bavella
Mein Plan ging auf und ich konnte die ersten Stunden in einem zügigen Tempo bei einer angenehmen Temperatur zurücklegen. Unterwegs entdeckte ich ein paar wilde Mufflons. Hierbei handelt es sich um Wildschafe, die in bestimmten Arealen Korsikas anzutreffen sind. Unglücklicherweise war wenige Meter vor mir ein weiterer Trekker unterwegs, der keine Rücksicht auf die Tiere nahm und sie verjagte. Somit wurde mir leider jegliche Möglichkeit genommen vernünftige Fotos zu machen bzw. die Tiere einige Zeit zu beobachten. Besonders toll war, dass er nach weiteren 50 Metern erstmal eine Pause einlegte…
Nach 2,5 Stunden erreichte ich einen sehr kleinen Ort am Col de Bavella. Durch die Straßenanbindung tummelten sich unzählige Touristen an diesem Ort und es gab sogar ein Restaurant. Aus meinem Plan dort ein Crepe au Chocolat zu essen wurde leider nichts, da die Küche es nicht für nötig hielt den Kundenwünschen nachzukommen. Somit kaufte ich mir eine 220 g schwere Salami und verspeiste diese dann zum Frühstück. Ich füllte nochmal meine Wasserflaschen auf und dann ging es auch schon weiter.
Und weiter geht es in der Sonne
Nachdem ich den Ort am Col de Bavella verlassen hatte, stellte sich die Frage, ob ich den normalen GR20 laufen möchte oder die alpine Variante. Letztere führte etwas höher in die Berge war allerdings mit einer kürzeren Wanderdauer angegeben. Ich entschied mich dann für den normalen GR20, da dieser durch einige Wälder führte.
Mittlerweile war es 11:00 Uhr und die Sonne brannte wieder mit voller Kraft. Das Laufen wurde wieder zu einer Qual. Unglücklicherweise war ich zur Mittagszeit auf einem Berghang unterwegs, der nur von Sträuchern bewachsen war. Es gab somit keine Schattenplätze zum Pausieren. Nach einiger Zeit fand ich dann doch einen Schattenplatz der allerdings schon von einer Gruppe Belgiern besetzt war. Ich quatschte ein wenig mit der Gruppe und glücklicherweise zogen sie dann weiter. Somit konnte ich den Platz dann für mich beanspruchen. Nach 30 Minuten brach ich allerdings wieder auf, da ich noch einen Großteil der Strecke vor mir hatte.
Meine Sorge, dass das Trinkwasser nicht reichen könnte erwies sich als unberechtigt. Unterwegs gab es nämlich immer wieder kleine Flüsschen. Diese stellten mit Sicherheit keine sicheren Quelle dar und wurden daher vermutlich nicht im Wanderführer mit aufgeführt. Da ich jedoch mit Wasserentkeimungstabletten ausgerüstet war, füllte ich meine Flaschen auf und behandelte das Wasser entsprechend.
Sonnenliege & Badegumpe
Der weitere Weg führte mich dann überwiegend durch schattige Wälder was äußerst angenehm war. 2 km vor meinem Ziel entdeckte ich einen riesigen Stein, der wie eine Liege geformt war und im Schatten eines Baumes lag. Ich nutzte also die Gelegenheit zum Pausieren und legte mich auf meine natürliche Sonnenliege und genoss die Sonnenstrahlen, die durch das Nadelkleid des Baumes durchdrangen. Die Reise sollte sich ja zumindest ein kleines bisschen wie Urlaub anfühlen.
Nach 45 Minuten zog ich dann weiter und wollte die letzten 2 km ohne größere Pause durchziehen. Aus dem Plan wurde aber nichts, da bereits nach einem Kilometer eine tolle Badegumpe auftauchte. Dort traf ich die belgische Gruppe wieder sowie einige Franzosen. Ich gesellte mich zu ihnen und ging ebenfalls ins Wasser. Auch hier war das Wasser echt eisig, so dass man nicht lange im Wasser verweilen konnte. Während ich meine Füße im Wasser kühlte erkundete eine Eidechse meinen Rucksack :3. Eine weitere Eidechse schlich sich langsam an meinen Fuß heran und züngelte an meinem großen Zeh herum.
Ankunft an der Refuge d’Asinao
Nach 45 Minuten ging es dann in den Endspurt. Dummerweise bestand der letzte Kilometer aus einem Anstieg von 250 Höhenmetern. Mit letzter Kraft und mit vielen Pausen quälte ich mich dann Meter um Meter hinauf. Ein älteres französisches Pärchen schien sich schon ein wenig Sorgen um mich zu machen. Alle anderen Trekker die ebenfalls an der Badegumpe pausiert hatten überholten mich in der Zwischenzeit, wobei dies an meinem schweren Rucksack lag. Schließlich war ich als Alleinversorger unterwegs und hatte somit 21 kg auf den Schultern. Der Großteil aller Trekker hatte maximal ein Zelt mit und deckte sich auf den Hütten mit Nahrungsmitteln ein. Somit wogen die meisten Rucksäcke lediglich um die 14 kg. Nach 11:20 Stunden erreichte ich dann gegen 18:20 Uhr die Refuge d’Asinao. Laut Wanderführer waren jedoch nur 7:15 Stunden vorgesehen.
Auf dem Zeltplatz
So wie gestern kaufte ich mir wieder für 7,00 € eine Marke damit ich mein Zelt aufbauen durfte. Der Ausblick vom Zeltplatz aus war wieder genial, so dass man wieder einen Blick auf diverse Berge und Täler hatte. Nachdem mein Zelt stand, quatschte ich noch eine Weile mit den Belgiern und entdeckte einige Zeit später Christian wieder. Wir planten die morgige Etappe und kochten beide unser Abendbrot. Bei mir gab es heute Nudeln mit Rindfleisch. Um etwas Gewicht zu verlieren rührte ich mein erstes Päckchen Mousse au Chocolat an. Ich war gespannt wie es schmecken würde, da es lediglich mit kaltem Wasser angerührt werden musste. Nach dem ersten Löffel war ich sowas von begeistert. Für mich stand fest, dass die Mousse au Chocolat Päckchen auf zukünftigen Trekking-Touren immer mit dabei sein werden. Nachdem ich meine Zähne geputzt hatte war es bereits 21:00 Uhr und es war bereits stockdunkel. Somit legte ich mich in mein Zelt und beendete den Tag.