Wieder eine Nacht überstanden
Die Nacht war deutlich angenehmer als erwartet. Eigentlich ist es auf der Halbinsel meist sehr stürmisch, weshalb ich mein Zelt dementsprechend mit Heringen im Boden verankert hatte. Aber es wehte in der Nacht, zu meinem Glück, nicht einmal ein Lüftchen. Das war schon fast enttäuschend. Nur die Vögel hatten die ganze Nacht über mit komischen Lauten Rabatz gemacht, was etwas gewöhnungsbedürftig war. In der Nacht war es dann erstaunlicherweise relativ warm, so dass ich meine Kleidung anbehalten hatte und ich dann nicht im sondern auf dem Schlafsack geschlafen habe. Diese Bewegungsfreiheit war einfach herrlich. Allerdings schmerzten meine Beine wieder dermaßen vom Laufen sowie vom Sonnenbrand, weshalb wieder einmal kein richtiger Schlaf möglich war.
Meinen Wecker hatte ich für 7:30 Uhr gestellt. Ich wollte die Halbinsel Ponta de São Lourenço unbedingt verlassen, bevor hunderte von Touristen über mich hereinbrechen. Zudem wollte ich nicht zu spät in Funchal ankommen. Ich baute mein Zelt in windeseile ab und verpackte meine ganze Ausrüstung und dann ging es auch schon los. Ein erstes Selfie zeigte mir, dass die Gräser über Nacht zugeschlagen hatten. Aufgrund meines Heuschnupfens, von dem ich bisher komplett verschont geblieben bin, waren meine Augen stark zugeschwollen. Ich kramte sofort meine Sonnenbrille heraus, um die Welt vor diesem Anblick zu schützen.
Schnell weg bevor die Touristen kommen
Mein Weg sollte mich diesmal 3 km bis zum Parkplatz führen. Ich hatte keinen Elan und nur wenig Kraft um wieder die 8 km bis nach Caniçal zu laufen. Von dort sollte eigentlich der Bus nach Funchal abfahren. Auf dem Weg zum Parkplatz traf ich einen Mitarbeiter der Forstbehörde, der am Wegesrand Fotos von Pflanzen aufnahm. Er war sofort daran interessiert, ob ich mit einem Tarp übernachtet hätte und ob es stürmisch war. Ich berichtet ihm dann ein bisschen und am Ende unserer kurzen Unterhaltung meinte er dann nur lachend „and now the heck out of here before the crowd comes“ (zu deutsch: und jetzt nichts wie weg hier bevor die Menschenmengen kommen). Dem stimmte ich lachend zu und setzte meinen Weg fort. Er wusste letztendlich wovon er sprach. Während ich so lief kamen mir auch schon die ersten 2 Touristengruppen entgegen. Eine Gruppe hat mich sogar wiedererkannt, grüße mich freundlich und wünschte mir eine gute Weiterreise. Ich hatte sie gestern auf dem Pfad zum Boca do Risco getroffen und ein wenig mit ihnen gequatscht.
Wie komme ich zügig nach Funchal?
Nach einer Stunde erreichte ich dann den Parkplatz. Mein Plan war es, ein Taxi von einer ankommenden Touristengruppe abzufangen und mich nach Caniçal fahren zu lassen. Ich wartete 20 Minuten auf ein Taxi aber es kam einfach keins. Dafür trafen fast im Minutentakt Kleinbusse mit unzähligen Touristen ein. Zufällig fuhr dann ein Bus von der lokalen Busgesellschaft SAM auf dem Parkplatz vor. Ich war völlig überrascht, dass der den Parkplatz überhaupt anfährt. Ich fragte den Busfahrer, ob er als nächstes nach Caniçal fährt und er bejahte meine Frage. Super, dachte ich mir. Allerdings erklärte er mir, dass er erst in 45 Minuten weiterfährt. Das war mir dann zu lang aber laufen wollte ich auch nicht, so dass ich mich dazu entschied per Handy ein Taxi zu rufen. Daher habe ich den Flugzeugmodus deaktiviert, um dann festzustellen, dass ich keinen Empfang hatte :D. Also hieß es dann doch warten. Als ich dann im Bus saß stellte sich heraus, dass es sich bei dem Bus genau um die Buslinie handelte, in die ich in Caniçal zusteigen wollte um nach Funchal zu fahren. Super Zufall und einfach mal Glück gehabt. Für die ca. 31 km lange Strecke und 1,5 Stunden lange Busfahrt musste ich dann lediglich 3,35 Euro bezahlen.
Zurück am Ausgangsort Funchal
Gegen Mittag erreichte ich Funchal und gönnte mir erstmal Mittag bzw. Frühstück. Je nachdem wie man das sieht. Danach machte ich mich auf den Weg zum Hotel. Zum Abschluss meiner Reise hatte ich mir nochmal echten Luxus gegönnt und mir ein 5-Sterne-Hotel gebucht. Ich war mir nur nicht sicher, ob man mich in meinem Aufzug so reinlassen würde xD. Etwas müffelnd, mit dreckiger Hose, mistigen Schuhen, zerzausten Haaren und löchrigem T-Shirt betrat ich dann die wirklich edle Lobby um einzuchecken. Ich klärte die Dame an der Rezeption direkt mal auf, damit sie den Penner nicht gleich wieder wegschicht.
Dummerweise war mein Zimmer noch nicht bezugsfertig, so dass ich mich noch eine Stunde an der 360° Hotelbar auf dem Dach des Hochhauses gedulden sollte. Ich gönnte mir dort also meinen Welcome-Drink und zog einige abwertende Blicke auf mich. Etwas unangenehm war es mir ja schon xD. Nach der Stunde kehrte ich zur Rezeption zurück. Dort wurde ich von einem anderen Mitarbeiter erstmal gefragt, was ich denn überhaupt möchte. Naja, einchecken. Ich glaube dann realisierte er, dass ich ein Hotelgast bin. Man führte mich zu meinem Zimmer und erklärte mir dort jedes Detail.
Das Zimmer war wirklich modern gehalten, die Lichtschalter waren nur noch Touchpanels, die Zimmernummer war im Boden eingelassen und wechselte je nach Zimmerstatus (bitte nicht stören, bitte reinigen) die Farbe. Im Zimmer gab es Ambient-Light, welches teilweise auf Bewegungsmelder reagierte. Echt praktisch wenn man nachts mal auf Toilette möchte. Auch diese Riesendusche war genial. Als ob man draußen im Regen stehen würde. Zudem wurde mir erklärt, dass es eine Compulsatory Minibar gibt. Davon hatte ich bisher noch nie gehört. Die Grundausstattung der Minibar sowie die Snacks waren im Preis des Zimmers mit enthalten. Erst das Nachbestellen würde kosten. Eine wirklich coole Sache. Nachdem ich wieder wie ein Mensch aussah, machte ich mich wieder auf den Weg zum Dachgeschoss, da dort auch der Infinity-Pool und das Jacuzzi zu finden waren. Ich genoss also das tolle Sonnenwetter, schwamm ein paar Runden im Pool während ich die geniale Aussicht über ganz Funchal genoss. Auch das Jacuzzi habe ich ausreichend ausgekostet. Auf den riesigen Liegebetten konnte dann auch die letzte Anstrengung von mir abfallen.
Erneuter Besuch des Trekkingshops
Am Abend packte ich dann meine Sachen und verzog mich wieder auf mein Hotelzimmer. Ich hatte schließlich noch etwas vor. Ich machte mich also auf den Weg zum Trekkingshop, um dort meine noch recht volle Gaskartusche zurückzubringen. Dies hatte ich beim Kauf direkt so mit dem Ladenbesitzer vereinbart. Jegliche andere Entsorgung wäre weniger sinnvoll gewesen. Ich kam dann noch mit dem Ladenbesitzer und seiner Frau ins Gespräch und quatschte mich dort eine Stunde fest. So konnte ich auch nochmal in Erfahrung bringen was mir während meiner Wanderung so im Kopf umherschwirrte. Wie bereits vermutet lebt die Bevölkerung auf Madeira von der Landwirtschaft, die immer noch händisch erfolgt sowie dem Tourismus. Die Jugend zieht nach Möglichkeit weg. Erinnerte mich direkt an Nepal. Anschließend war es schon wieder Zeit fürs Abendbrot – einen Bacon Burger.
Überraschung vom Zimmerservice
Nachdem ich wieder in mein Hotelzimmer zurückgekehrt war, lagen auf einmal leckere Schokobonbons auf meinem Bett, die Handtücher waren wieder ordentlich zurecht gelegt und ein Bademantel hing ebenfalls bereit. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet, da ich ja erst vor einigen Stunden eingecheckt hatte. Daher hatte ich vor meinem Besuch des Trekkingshops, auf der Suche nach der Gaskartusche auch meinen kompletten Rucksack entleert und meine komplette Ausrüstung kreuz und quer im Zimmer verteilt. Es sah aus als ob dort eine Bombe eingeschlagen hätte. Die Reinigungskräfte werden sich auch gedacht haben, was das wohl für ein Chaot ist xD. Kurze Zeit später schlief ich dann in diesem göttlichen Bett ein.