Aus dem Leben eines Abenteurers
 
Tag 3 (2/2): „Levada da Rocha Vermelha“ + PR6 „Levada das 25 Fontes“

Tag 3 (2/2): „Levada da Rocha Vermelha“ + PR6 „Levada das 25 Fontes“

Die gefährliche Levada da Rocha Vermelha

[…] Ich suchte mir nach der Anstrengung erst einmal einen freien Platz, setzte meinen Rucksack ab, zog mir die Schuhe aus und pausierte im Sonnenschein. Mein Abenteuerpfad mündete in den 5,5 km langen Levadaweg „Levada da Rocha Vermelha“. Meine Hoffnung nun einen einigermaßen gepflegten und normalen Weg vorzufinden wurde leider sofort zunichte gemacht. Als erstes stellte ich mir nämlich die Frage, warum hier alles so zugewuchert ist?! Nicht so schlimm wie auf dem vorherigen Weg aber dennoch relativ stark zugewachsen. Das auch dieser Weg mit dem Schwierigkeitsgrad schwer gelistet war, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Etwas verwundert aber dennoch optimistisch startete ich also den nächsten Streckenabschnitt.

Unterwegs auf der Levada da Rocha Vermelha
Unterwegs auf der Levada da Rocha Vermelha

Der Weg war bei weitem nicht so gefährlich wie mein Abenteuerpfad aber auch weit davon entfernt gefahrlos zu sein. Immer wieder gab es stellen, an denen Schwindelfreiheit zwingend notwendig war. Der oft schmale Weg führte nämlich oft an Abhängen entlang, die gern mal 20 Meter oder mehr in die Tiefe führten. Auch breitere Wege die man unter normalen Umständen total sicher entlangläuft werden unter diesen Umständen auf einmal der reinste Balanceakt. Als dann plötzlich ein Holzkreuz einer Verstorbenen am Wegesrand auftauchte war ich somit nicht wirklich verwundert. Allerdings führte der Anblick bei mir dazu noch vorsichtiger zu laufen. Der weitere Weg war dann ständig von Ästen blockiert. Einfach drüber steigen oder ducken war mit dem Trekkingrucksack nicht möglich. Somit musste ich immer in der Hocke oder im Entengang drunter hindurch, was ziemlich auf die Beinmuskulatur ging. Ein bisschen später stellte sich dann sofort die nächste Herausforderung. Der Weg führte an einem Wasserfall vorbei, so dass das Wasser über den Weg lief. Auf den Fotos kommt das leider nicht so gut rüber. Die Steine sahen sehr glitschig aus und der Weg war auch nicht wirklich breit. Einmal wegrutschen und es geht einige Meter nach unten. So ganz wohl war mit bei der Sache nicht aber umkehren war auch keine Option. Noch einmal den Abenteuerpfad laufen?! Mit Sicherheit nicht. Ich kramte daher meine Regenjacke raus um bei der Durchquerung nicht komplett durchzuweichen. Und dann hieß es vorsichtig durch da. Die Hose war danach zwar ziemlich nass aber bei dem schönen Wetter trocknete sie dann recht zügig.

Leider geht die Tiefen- und Höhenwirkung auf den Fotos ziemlich stark verloren. Wenn ich mir die Bilder im Nachhinein angucke, sieht der Weg teilweise gar nicht so anspruchsvoll aus. Wenn ich dann aber daran zurückdenke wie ich mich teilweise gequält habe… Nach dem Wasserfall folgte dann eine steile, sehr schmale Treppe nach unten. Überwunden werden mussten 70 Höhenmeter. Links festhalten war aufgrund des Abstands zur Felswand nicht möglich und rechts ging es zeitweise 2 Meter nach unten. Mit einem Rucksack würde man da wie ein nasser Sack runterfallen. Aufgrund der letzten 4 Stunden waren meine Beine dann auch schon etwas geschwächt. Zu wissen, dass man zwischendurch keine Pause machen kann, war dann auch nicht so angenehm. Die letzten paar Meter der Treppe habe ich dann spaßeshalber mal gefilmt.

Einige hundert Meter später wurde der Weg dann breiter und war frei von Gestrüpp. Sah so aus, als ob ab diesem Punkt der Weg aktiv gepflegt wurde. Etwas später traf ich dann unerwarteterweise ein deutsches Pärchen, das den Weg bis zu den Treppen gehen wollte. Ich erzählte ihnen wie gefährlich der Weg ab den Treppen wird. Ausgestattet mit einem Reiseführer berichteten mir die Beiden dann, dass die aktuelle Strecke als schwarze Strecke (heißt: schmale, oft steil angelegte und absturzgefährliche Bergwege, einfache Kletterstellen, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich) gelistet ist. Dies galt allerdings nur für den Weg bis zur Treppe. Der restliche Weg wurde erst gar nicht mehr gelistet und das ist in meinen Augen auch nicht weiter verwunderlich. Glücklicherweise hatte ich den schwierigsten Teil des Weges hinter mir und vor mir lag nur noch ein total einfacher Weg. Vorher pausierte ich nochmal, genoss die Aussicht und trocknete meine Regenjacke. 1 Stunde später erreichte ich dann das Ende der „Levada da Rocha Vermelha“.

Levada da Rocha Vermelha
Levada da Rocha Vermelha

PR6 „Levada das 25 Fontes“

Danach ging es auf dem PR6 „Levada das 25 Fontes“ zum berühmten Wasserfall 25 Fontes, der ausnahmslos in allen Reiseführern zu finden ist. Dementsprechend kamen mir Scharen an Touristen entgegen. Es war einfach nervig. Der Wasserfall war zwar etwas größer als die Wasserfälle die ich bisher gesehen hatte aber da ich alle anderen Wasserfälle komplett ungestört für mich genießen konnte, hatte der 25 Fontes keinen wirklich großen Stellenwert für mich. Nach dem Verzehr eines Energieriegels lief ich den PR6 daher direkt wieder zurück. Der Weg war letztendlich eine Sackgasse. Als ich am Ende des Weges ankam stand ich an der Abzweigung zum PR6.1 der nach Risco führt – ebenfalls eine Sackgasse. Eigentlich hatte ich diesen auch eingeplant aber meine Füße schmerzten und meine Muskulatur war erschöpft. Nachdem ich in Erfahrung gebracht hatte, dass es sich bei Risco um einen weiteren Wasserfall handelt, strich ich den Punkt aus meinem Reiseplan und machte mich auf den Weg zum Zeltplatz Rabaçal.

Rabaçal

Nach 7:30 Stunden und ca. 15 zurückgelegten Kilometern endlich in Rabaçal angekommen fand ich den Zeltplatz erst nicht, sondern nur ein Forstgebäude. Laut Website sollte es einen Mini-Supermarkt, Games und Unterkunftsmöglichkeiten geben. Umso überraschter war ich, dass nichts davon auffindbar war. Naja, sollte mir egal sein. Ich hatte damit geplant nichts davon in Anspruch zu nehmen. Ich nutzte dann die verbleibende Zeit bis zur Dunkelheit um mein Zelt zu trocknen. Parallel kümmerte ich mich um mein Abendbrot – Nudelterrine mit Huhn. Und wer durfte nicht fehlen? Die Vögelchen. Die ein oder andere Nudel haben sie dann direkt neben mir verspeist. Nachdem ich mein Abendbrot zu mir genommen hatte und mein Zelt trocken war, suchte ich die nähere Umgebung nach dem Zeltplatz ab. Nachdem ich fündig geworden und meine Ausrüstung dorthin transportiert hatte, baute ich mein Zelt auf. Meine Füße, die Beine und der Po schmerzten. Neben mir zeltete überraschenderweise eine Gruppe bestehend aus 4 osteuropäischen Personen. Die waren aber nicht kommunikativ, so dass ich mich in mein Zelt verkrümelte. Der heutige Tag war das reinste Abenteuer und hat meine Vorstellung von dieser Tour in mehrfacher Hinsicht überschritten. Man musste sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen um ans Ziel zu kommen. Viel schlimmer kann es in den kommenden Tagen ja nicht mehr kommen.

Weitere Impressionen des Tages

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert