Da wir uns von den Strapazen des Vortages erholen wollten, stellten wir den Wecker großzügigerweise auf 7:00 Uhr. Dummerweise hatte sich unsere biologische Uhr schon so an das zeitige Aufstehen gewöhnt, dass wir bereits 6:30 Uhr wach waren und dann aufgestanden sind. Die Kopfschmerzen des Vortages waren auch wieder weg, so dass es mir blendend ging. Nur meine beiden großen Zehen waren da anderer Meinung, denn diese waren zur Hälfte taub. Dies war etwas besorgniserregend aber letztendlich konnte ich es nicht ändern und Internet stand für Recherchen auch nicht zur Verfügung. Da ich letztendlich auch mit tauben Zehen leben könnte, nahm ich das Problem erst einmal so hin und hoffte, dass es sich irgendwann bessern würde.
Da ab nun an eine Straße oder vielmehr eine Art Feldweg von Ort zu Ort führte, war unsere oberste Priorität die Vermeidung dieser Straße. Denn diese war aufgrund der Trockenheit extrem staubig. Zudem wurde man ständig von Fahrzeugen angehupt und musste aufpassen nicht angefahren zu werden. Von daher haben sich viele alternative Trekkingrouten etabliert. Von Muktinath zu unserem Zielort existierten insgesamt 3 unterschiedliche Trekkingrouten, von denen wir spontan eine auswählten.
Als wir Muktinath durchquerten um den Ort zu verlassen, spazierte ein Hund aus einer Seitengasse und hatte ein etwas größeres lebloses Tier im Maul. Bei genauem Hinsehen konnte ich erkennen, dass es sich um eine Katze handelte. Schon ein sehr befremdliches Bild. Aber vielleicht erklärt das, warum es in Nepal fast keine Katzen gibt?!
Unsere gewählte Route führte uns erst wieder ewig bergauf und anschließend eine gefühlte Ewigkeit bergab. Die Landschaft blieb weiterhin knochentrocken. Pflanzen, sofern es denn welche gab, waren in der Regel total vertrocknet und entsprechend an das trockene Wetter angepasst. Laut Aussage eines Nepalesen hat es in Muktinath und der Umgebung wohl seit Monaten nicht mehr geregnet. Vermutlich kommt der Regen erst in der Monsunzeit. Dies würde auch die gigantischen Flussbetten erklären, die aktuell so gut wir kein Wasser führten.
Gegen 12:00 Uhr erreichten wir dann das Dörfchen Lubra. Dies sollte auch der einzige Ort auf der ganzen Route bleiben. Da wir eine alternative Trekkingroute gewählt hatten, war dieser Weg dementsprechend wenig frequentiert. Letztendlich sahen wir nur eine Handvoll Trekker. Vermutlich konnten wir daher nur ein Guest House in Lubra ausfindig machen. Dieses schien jedoch geschlossen zu sein. Lubra selbst zeigte ein vom Tourismus verschontes ursprüngliches nepalesisches Dorf. In meinen Augen eines der schönsten Dörfer das wir durchquert haben. Die verwinkelte Bauweise, die vielen geschichteten Steinchen, die Tiere die überall unterwegs waren und die tollen Plantagen lieferten einfach ein tolles Gesamtbild ab.
Da wir Hunger hatten suchten wir eine Gelegenheit zum Speisen. Da erblickten unsere Augen ein weiteres Gebäude, das wie ein Guest House aussah. Wir betraten also das Grundstück, doch niemand regte sich. Zwei Omas, die in einer Seitengasse chillten und uns beobachteten, begannen dann wiederholt einen Namen zu rufen. Bis dann letztendlich der Guest House Besitzer erschien. Dieser erklärte uns, dass das Guest House erst eröffnet hat oder erst noch eröffnet wird. Dementsprechend war es nur spärlich eingerichtet. Zudem gab es auch noch keine Speisekarten. Er wollte uns jedoch nicht vor den Kopf stoßen und meinte, dass er uns nepalesische Hausmannskost anbieten könnte. Patrick wünschte sich daher Dhal Bat und ich mir Egg Veg. Fried Potatoes. Ich erklärte ihm kurz welche Zutaten benötigt werden und dann durften wir schon Platz nehmen und auf unser Essen warten. Aus meinem Gericht wurden dann interessanterweise 2 Gerichte aber auch das war mir recht. xD Uns wurde dann sogar jeweils ein Glas Wasser gereicht. Diese Art der Gastfreundschaftlichkeit war uns bisher neu. Wir wollten das Wasser aber nicht anrühren, da wir dann mit Sicherheit Magenprobleme bekommen hätten. Aber das Wasser einfach stehen zu lassen erschien mir ebenfalls als sehr unhöflich. Ich versuchte ihm daher nach dem Essen mir Handzeichen zu signalisieren, dass wir davon Bauchschmerzen bekommen. Anscheinen verstand er was ich damit sagen wollte. Danach wurde uns sogar noch ein aufgeschnittener Apfel aus dem eigenen Garten serviert.
Nach dem Mittag ging es weiter nach Jomsom. Der Weg bestand aus einem sich wiederholenden Rauf und Runter. Zudem waren die Bergwege wieder sehr steil und forderten somit viel Kraft. Später zog dann ein stärkerer Wind auf, der dann böenartig wurde und letztendlich zu einem richtigen Sturm. Dementsprechend wurde es immer schwieriger zu laufen. Ab einem gewissen Zeitpunkt mussten wir mit festem Stand an einem Punkt verweilen und die starken Sturmböen abwarten, da es nicht mehr möglich war weiterzulaufen. Ich habe es nicht einmal mehr geschafft Fotos zu machen. Nachdem die Sturmböen durch waren konnten wir wieder ein paar Schritte laufen, bis dann die nächsten Sturmböen einsetzten. Dann hieß es wieder abwarten.
Nachdem wir den Berg passiert hatten, stiegen wir in das 500 m breite Flussbett herab. Auch dieses war fast vollständig trocken. Den rundgelutschten Steinen und dem feinen Sand konnten wir jedoch entnehmen, dass schon Unmengen an Wasser das Flussbett durchquert haben müssen. Im Flussbett hatte sich bereits ein festgefahrener Weg gebildet, der von Bussen, LKWs und Motorrädern passiert wurde. Wir liefen also diesen Weg entlang und sahen Jomsom bereits am Horizont. Wer konnte ahnen, dass es noch eine ganze Stunde dauern würde bis wir Jomsom erreichen. Der Weg lief sich aufgrund der Steine mehr als bescheiden und meine neuen Blasen wurden dadurch sehr stark belastet und schmerzten umso mehr. Denn durch das dauerhafte Abwärtslaufen wurden meine Füße auf eine andere Weise beansprucht, so dass sich 6 neue Blasen gebildet hatten.
Nach 7 Stunden und 17 km Fußmarsch erreichten wir endlich Jomsom. Der Ort lag nur noch auf 2720 m Höhe, so dass wir insgesamt mindestens 1040 m abgestiegen sind. Durch das ständige Auf und Ab waren es vermutlich noch ein paar hundert Meter mehr. Nach einem Spaziergang durch Jomsom mussten wir feststellen, dass der Ort wirklich hässlich ist. Während unserer Reise kam es bisher noch nicht vor, dass wir so einen Eindruck von einem Ort erlangten. Wir suchten uns dann ein Guest House bzw. war es viel mehr ein Hotel. Dieses war total überteuert aber eine bessere Alternative hatten wir bei unserem kleinen Rundgang nicht gefunden. Im Hotel führte man uns erst in den dunklen Keller. Ich dachte erst der Hotelangestellte wollte dort etwas holen aber er führte uns tatsächlich zu unserem Zimmer. Dieses sah wie eine schäbige Knastzelle aus. Wir wählen dann also das doppelt so teure Zimmer im Erdgeschoss. Der ständig dämlich grinsende 2. Hotelangestellte ließ in mir ständig das Gefühl aufkommen, dass man uns abziehen möchte. Ich war mir nicht sicher ob dem wirklich so ist oder ob er einfach so geboren wurde. xD
Aufgrund der langen Tour schliefen wir nach dem Abendbrot schon gegen 21:00 Uhr ein. Auch die lautstarke Partymusik der vielen jugendlichen Inder, die ebenfalls im Hotel einquartiert waren, störte uns nicht. Ein Glück, dass wir so kaputt waren.