Aus dem Leben eines Abenteurers
 
Tag 4: Bhulbhule – Jagat

Tag 4: Bhulbhule – Jagat

Der Tag begann für uns 6:15 Uhr und ich fühlte mich total platt. Nein, nicht wegen des Vortages sondern wegen des wortwörtlich brettharten Betts. Jede Drehung in der Nacht war unangenehm und hat einen aus dem Schlaf gerissen. Wenn ich nochmal jemanden höre, der sich über sein deutsches Bett oder über Hotelbetten beschwert, den schicke ich persönlich nach Nepal in die Berge! Hinzu kam, dass die Wände nur aus dünnen Spanholzplatten bestanden. Dies an sich wäre nicht so schlimm gewesen, wenn da nicht 2 Sägewerke in den Nebenzimmern gelegen hätten. Meine Nacht war also in mehrerlei Hinsicht hervorragend. Um den Morgen perfekt zu machen, wachte ich auch noch mit leichten Halsschmerzen auf.

Frühstück gab es dann 6:45 Uhr – 2 Pancakes mit Honig. Anschließend haben wir unsere Rucksäcke wieder zusammengepackt, unsere Trinkflaschen aufgefüllt und dann ging es auch schon wieder los. Gleich am Ende des Dorfes Bhulbhule erwartete uns die erste Brücke. Eine echt tolle Sache diese langen und hoch hängenden Brücken. Als wir im ersten kleinen Dorf ankamen, kam sofort ein kleiner nepalesischer Junge auf mich zugerannt, griff mit beiden Händen meine Finger und wollte mich gar nicht mehr gehen lassen. ^^ Beim Verlassen des Dorfes kamen wir an einer Stelle vorbei, an der Frauen mit einem Hammer und einem quadratisch geformten Flachstahl große Steine in winzige Steinchen zerschlugen. Eine echt krasse Arbeit.

Der Weg war sehr beschwerlich und letztendlich liegen zwischen Bhulbhule und Jagat ca. 460 Höhenmeter die überwunden werden mussten. Jedoch bleibt es nicht bei diesen Höhenmetern, da es im Fall von Brücken und Bergüberquerungen immer ein Hoch und Runter ist. So legt man an einem Tag schnell die doppelte und dreifache Anzahl an Höhenmetern zurück. Die Angabe der zukünftigen Höhenmeter ist daher immer als Mindestmeterangabe zu verstehen, denn die tatsächliche zurückgelegten Höhenmeter liegt immer wesentlich höher. Die vielen besonders steilen Anstiege trieben uns irgendwann an unsere körperlichen Grenzen, so dass es nur noch mit vielen Pausen voran ging. Zudem setzte mir die Hitze zu. Der Ausblick von den Bergen in die Täler war aber jedes Mal atemberaubend. Die vielen Plantagen, Berghänge und die ganze Vegetation war einfach grandios.

Panorama auf dem Weg nach Jagat
Panorama auf dem Weg nach Jagat

In einem weiteren Dorf begegneten wir 2 kleinen Mädchen, die sofort zu uns gerannt kamen, die Hände wie bei einem Gebet falteten, sich verbeugten und dabei „Namaste“ sagten. Danach sollte ich mit beiden Händen einschlagen, was ich auch tat. Abschließend wurden wir von den Beiden herzlich umarmt. Das eine Mädchen guckte mich dann noch an und meinte zu mir „Japanese“. xD Also eins muss man den Nepalesen in den Bergen wirklich lassen, sie sind sehr offen und gastfreundlich. Der Großteil der Nepalesen grüßt einen und hilft bei Problemen weiter.

Den ganzen Weg über trafen wir immer wieder auf dieselben Trekkinggruppen, so dass wir immer wieder mit den gleichen Leuten ins Gespräch kamen. Kurz nach 11:00 Uhr gab es dann Mittag in einem etwas größeren Dörfchen. Es gab für mich „Veg. Egg Fried Potatoes“. Also quasi Bratkartoffeln mit Gemüse und Ei. Eine Mahlzeit die mir wieder genügend Energie gegeben hat. Vor dem Mittag besuchten wir jedoch noch den TIMS Checkpost und ließen unsere Daten wieder in das Büchlein eintragen. Woran ich mich auch erst noch gewöhnen musste, waren die vielen freilaufenden Nutztiere. So sahen wir überall Kühe, Yaks, Hühner und Ziegen frei umherlaufen. Besonders toll waren die vielen Geislein die total verspielt auf allem rumsprangen was geraden so in der Gegend rumlag. Neben den Nutztieren wird die Landwirtschaft sehr groß geschrieben. So werden Radischen, Bohnen, Kohl, Bananen, Kartoffeln, Reis, Äpfel, etc. angebaut. Letztendlich leben die Dörfer fast völlig autark und sind Selbstversorger. Mich verwunderten aber die vielen brennenden Berghänge. Warum dies praktiziert wird, ist mir bis heute nicht wirklich klar. Eine Theorie war, dass damit die Affen vertrieben werden sollen.

Während des Mittagessens in Bahundanda erfuhren wir, dass die Nepalesen einen eigenen Kalender haben – den Vikram Sambat, der sich nach den Mondphasen richtet. Nach diesem Kalender befindet sich Nepal bereits im Jahr 2072. Wir waren also in der Zukunft. ;D So war es nun auch nicht mehr verwunderlich, warum an Brücken oder anderen Bauwerken Jahreszahlen standen, die weit über 2016 lagen. Ende April steht dann das neue Jahr 2073 an.

Tag 4: Bhulbhule - Jagat
Bhulbhule – Jagat

Im Zielort Jagat angekommen, suchten wir uns ein Guest House. Diesmal waren wir die einzigen Gäste. Das hieß keine Schnarcher! Zudem war das Bett ein Traum. Andernfalls hätte ich das Guest House sofort gewechselt. Noch so eine Nacht hätte ich mir nicht angetan. Wir nutzten noch ein letztes Mal die Gelegenheit mit warmen Wasser zu duschen und ließen den Tag dann langsam ausklingen. Als ich meine Socken auszog erwartete mich allerdings noch eine böse Überraschung. Ich hatte mir heute 5 Blasen gelaufen, die bereits ordentlich schmerzten. Von der ungewohnten Anstrengung schmerzten ebenfalls die Waden und die Schultern. Nach 9 Stunden Marsch (inkl. Pausen) und ca. 20 km war ich fertig mit der Welt und einfach nur noch müde. Meine Grundbedürfnisse pendelten sich auf etwas Warmes zu essen und einen Raum mit einem akzeptablen Bett ein. Alles andere war mir egal.

Weitere Impressionen des Tages

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