Aus dem Leben eines Abenteurers
 
Tag 3: Besteigung des Berges Ishizuchi

Tag 3: Besteigung des Berges Ishizuchi

Heute stand die Besteigung des Berges Ishizuchi auf unserem Plan. Bei diesem handelt es sich um den höchsten Berg Shikokus sowie um den höchsten Berg Westjapans. Die Höhe wird mit 1982 m angegeben.

Der frühe Vogel und so..

Da wir uns mit der Besteigung des Berges Ishizuchi viel vorgenommen hatten, wollten wir früh starten damit wir später nicht in Zeitnot geraten würden. Andres Wecker war auf 5:50 Uhr gestellt, allerdings wurde ich bereits 5:40 Uhr von den Zikaden aus dem Schlaf gerissen. Für das Hotelfrühstück war es leider noch zu zeitig, so dass wir dies ausfallen lassen mussten. Zum Glück hatte ich noch einen Muffin vom Anreisetag den ich dann verspeisen konnten.

Anreise zum Berg Ishizuchi

Nach dem Minifrühstück machten wir uns auf den Weg zum nächstgelegenen Bahnhof Nyûgawa. Von dort ging es dann innerhalb weniger Minuten zum Nachbarbahnhof Saijô, da dort der Bus zum Berg Ishizuchi fahren sollte. Die Wahl des richtigen Busses war dann gar nicht so einfach, so dass ich eine Japanerin mit gleichem Ziel fragte und sich auch noch ein Taxifahrer helfend einmischte. Zumindest saßen wir dann nach ca. 30 Minuten im richtigen Bus. Einsteigen musste man wieder hinten im Bus und sich dabei einen Zettel ziehen auf dem die Nummer der aktuellen Haltestelle stand.

Bus nach 石鎚登山ロープウェイ
Bus nach 石鎚登山ロープウェイ

Nach ca. 1 Stunde erreichten wir dann die Zielhaltestelle 石鎚登山ロープウェイ. Die richtige Haltestelle anhand der Ansagen zu identifizieren war dann gar nicht so einfach. Beim Aussteigen durch die Tür beim Busfahrer musste man dann seinen gezogenen Zettel vorzeigen und abhängig von der darauf notierten Haltestellennummer wurde dann der zu entrichtende Preis ermittelt. Der Preis wird somit gerecht für die zurückgelegte Strecke ermittelt.

Seilbahn zum Start des Wanderpfades

Ausblick aus der Seilbahn
Ausblick aus der Seilbahn

Nachdem wir den Bus verlassen hatten, standen wir in einem kleinen fast vollständig verlassenen Dorf, das sich irgendwo im Nirgendwo befand. Die Häuser waren fast alle verlassen und sahen bereits etwas heruntergekommen aus. Der Ort erinnerte etwas an einen Lost Place. Einige rostige Schilder wiesen auf eine Seilbahn hin. Wir folgten den Schildern, denn wir wollten mit der Seilbahn zum Start des Wanderpfades fahren. Einen anderen Weg dorthin gab es ohnehin nicht. Für 1950 JPY (ca. 15,13 €) kauften wir uns jeweils ein Hin- und Rückfahrtticket und wenige Minuten später durften wir dann in die Gondel der Seilbahn einsteigen. Eine echte Premiere für mich, da ich bisher noch nie mit seiner Seilbahn gefahren bin. Die Seilbahn fuhr uns dann innerhalb von 7 Minuten in eine Höhe von 1300 m.

Letzte Wandervorbereitungen

Nachdem alle Personen die Seilbahn verlassen hatten, wanderten sofort alle los. Wir cremten uns allerdings zuerst gründlich mit Sonnencreme ein, denn ich hatte meine Lektion mit starken Verbrennungen bereits gelernt. Die Japaner mussten dies nicht tun, da sie mit Wanderschuhen, langen Hosen, einem langen Oberteil sowie einem großen Sonnenschutzhut vor jeglichen Sonnenstrahlen geschützt waren. Man hätte meinen können, dass wir auf der Bergspitze einstellige Temperaturen erwarten müssten. Dementsprechend gab es dann auch den einen oder anderen amüsierten Blick wenn man uns mit T-Shirt/Tank Top, Sneaker und kurzer Hose gesehen hat.

Der Wanderweg zum Berg Ishizuchi

Der Wanderweg wies eine Länge von insgesamt 4,5 km auf. Da wir den Weg auch wieder zurücklaufen mussten, waren es letztendlich 9 km. 9:30 Uhr starteten wir dann endlich. Der erste Teil des Weges war wirklich einfach, allerdings vermisste ich bei einigen mit Steinen übersäten Passagen meine Trekkingstiefel. Nachdem wir einen Tempel erreicht und dort von vielen japanischen Schülern gegrüßt wurden begann der eigentliche Weg. Das Terrain wurde wesentlich rauer und auch die Temperatur und Luftfeuchtigkeit stieg gefühlt wieder ins Unermessliche. Der Schweiß begann in Strömen zu fließen. Glücklicherweise waren wir diesmal mit insgesamt 12 Litern Wasser sehr gut vorbereitet. Der Weg bestand überwiegend aus Stufen, die durch diverse Holzkonstrukturen realisiert wurden. Zudem gab es einige steinige Bereiche. Der Weg an sich war glücklicherweise frei von Gestrüpp und konnte sehr einfach passiert werden. Von daher war der Weg nicht wirklich anspruchsvoll. Die Vegetation war leuchtend grün und ein echter Hingucker. Auch die vielen steilen Berge, die einen mit ihrer Vegetation förmlich erdrückten wollten, zogen meinen Blick immer wieder auf sich.

Wanderweg zum Berg Ishizuchi
Wanderweg zum Berg Ishizuchi

Trial Chain

Trial Chain
Trial Chain

Nachdem wir eine Gruppe bestehend aus ca. 30 – 40 Schülern durchquert hatten, die quasi Spalier standen und uns nach und nach begrüßten, erreichten wir die Trial Chain. Hierbei handelt es sich um eine 48 m lange Kette, die an einer relativ steilen Felswand zur Spitze eines kleineren Berges führte. Ich freute mich riesig auf die Kletterei und kraxelte die Felswand hinauf. Oben angekommen traf ich einen Japaner mit dem ich mich kurz austauschte. Auf der Spitze des kleinen Berges befand sich ein kleiner Minischrein. Sonst hatte man einen grandiosen Ausblick auf die komplette Umgebung. Wir setzen uns dann und ließen den Ausblick auf uns wirken. Zum Zeitpunkt als ich die Trial Chain hinaufkletterte war ich noch der Meinung, dass dies der reguläre Weg wäre. Dem war nicht so, da es sich bei dieser Trial Chain lediglich um einen optionalen Weg gehandelt hatte. Man musste daher an einer weiteren Kette wieder herunterklettern. Für den Ausblick hatte sich die Kletterei aber definitiv gelohnt.

Weitere Ketten zum Klettern

Auf dem weiteren Weg trafen wir immer wieder Japaner, die uns ohne Ausnahme grüßten. Manchmal wechselten wir sogar ein paar Worte. Anscheinend waren auch viele Gläubige mit dabei, da diese in weißem Gewand den Pfad entlangwanderten. Ziel dieser Menschen war vermutlich der Tempel der sich auf der Bergspitze befand. Der weitere Weg war dann mit 3 weiteren Ketten zum Hochklettern gespickt. Die erste Kette war 33 m lang, die zweite Kette 65 m und die dritte Kette 68 m. Die Kletterei war sehr aufregend und eines meiner persönlichen Highlights. Die Kletterei wurde immer anspruchsvoller und setze einiges an Kraft voraus sowie das geschickte Platzieren der Füße.

Dritte Kette - 68 m
Dritte Kette – 68 m

Misen und Tengu-dake

Gegen 14:00 Uhr erreichten wir in der prallen Mittagssonne die Bergspitze Misen (1974 m) des Berges Ishizuchi. Auf der Bergspitze befand sich ein Plateau und ein Tempel. Relativ viele Leute saßen hier und da und machten eine Mittagspause. Während Andre und Patrick noch die dritte Kette hochkletterten, unterhielt ich mich ein wenig mit einem japanischen Pärchen. Von der Bergspitze Misen konnte man etwas weiter entfernt eine weitere Bergspitze sehen, die noch ein kleines bisschen höher war. Es handelte sich um die Bergspitze Tengu-dake, die mit 1982 m tatsächlich den höchsten Punkt darstellte.

Bergspitze Tengu-dake
Bergspitze Tengu-dake

Wir entschieden uns dann dazu auch den Tengu-dake zu meistern. Wir kletterten also den Berggrat entlang und legten einige gewagte Klettereinlagen hin. Der Weg zum Tengu-dake war definitv technisch anspruchsvoll und ohne Sicherung bei einem falschen Schritt tödlich. Nachdem wir den tatsächlich höchsten Punkt Westjapans erreicht hatte, drehten wir sofort wieder um denn uns lief die Zeit davon. Wir waren bereits weit hinter unserem Zeitplan.

Der Rückweg

Auf dem Rückweg machte ich dann etwas Druck, denn wir wussten nicht wann der letzte Bus zurückfahren würde und ich hatte keine Luste die komplette Strecke mit dem Taxi fahren zu müssen – sofern wir denn überhaupt eins gefunden hätten. Der Rückweg war relativ einfach, belastete aber wieder einmal meine Knie da es fast nur bergab ging. Die Hitze und Luftfeuchtigkeit drückte immer mehr aber wir kamen trotzdem gut voran. Mit der Seilbahn ging es dann 17:00 Uhr wieder zurück in den fast verlassenen Ort. Wie sich herausstellte sollte der letzte Bus für diesen Tag in 10 Minuten kommen. Da hatten wir einfach mal riesiges Glück gehabt, dass es zufällig gepasst hatte. Der Bus sammelte uns dann pünktlich auf und wir fuhren wieder 1 Stunde zurück. Die Erschöpfung konnte man uns deutlich ansehen. Die Klamotten waren durchgeschwitzt und an unserer Haut klebte viel Dreck. So wie es sich für ein richtiges Abenteuer gehört.

Tagesausklang

Nachdem ich den ganzen Tag über lediglich einen Muffin, eine Apfeltasche und 2 Sandwiches gegessen hatte hing mir der Magen in den Kniekehlen. Daher freute ich mich auf eine ordentliche Mahlzeit zum Abendbrot. Es gab Udon mit paniertem Fleisch und Curry. Die Kommunikation mit der Bedienung scheiterte dann einige Male, da sie mich wie einen Muttersprachler behandelte. Wie üblich besorgten wir uns dann im Anschluss für den restlichen Abend noch ein paar Snacks.

Weitere Impressionen des Tages

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