Aus dem Leben eines Abenteurers
 
Tag 4 (2/2): PR17 „Caminho do Pináculo e Folhadal“

Tag 4 (2/2): PR17 „Caminho do Pináculo e Folhadal“

PR17 „Caminho do Pináculo e Folhadal“

[…] Nun musste erstmal wieder ein Energieriegel her. Zum Frühstück gönnte ich mir nämlich nur die Reste der gestrigen Nudelterrine, so dass mir mein Magen in den Kniekehlen hing. Nach der Pause ging es dann auf dem PR17 „Caminho do Pináculo e Folhadal“ weiter. Nun hatte ich schon ca. 14 km (Tagespensum Tag 3 lag bei 15 km) zurückgelegt und nun lag nochmal eine Strecke von ca. 11,5 km vor mir. Mir war an diesem Punkt schon klar, dass der Tag zum Ende hin ein Kampf gegen mich selbst werden würde.

Der PR17 „Caminho do Pináculo e Folhadal“ ist der einzige PR-Wanderweg der vom Schwierigkeitsgrad her als schwer eingestuft ist. Aber da es ein offizieller PR-Wanderweg ist sollte es bei weitem nicht so schwer sein wie meine etwas exotischeren Wege. Mit meiner Vermutung sollte ich dann auch recht behalten. Der Weg war anspruchsvoll aber nicht gefährlich. Die Vegetation änderte sich nach dem Betreten des PR17 „Caminho do Pináculo e Folhadal“ extrem. Auf einmal war ich wieder in riesigen Wäldern unterwegs, durch die einige Wolken zogen. Nach 2,7 km erreichte ich den Zeltplatz Caramujo. Während meiner damaligen Planungsphase hatte ich mich aber dazu entschieden an dieser Stelle keine Nacht zu verbringen. Der Ort strahlte allerdings eine gewisse Geborgenheit aus, was zum Verweilen einlud. Noch interessanter war die Ruine eines alten Forsthauses. Dies weckte sofort meinen Erforscherdrang, so dass ich das komplette Gebäude auf allen Ebenen untersuchte. Das war ein Spaß und erinnerte mich sehr an meine aufregende Kindheit.

PR17 Caminho do Pináculo e Folhadal
PR17 Caminho do Pináculo e Folhadal

Auf dem weiteren Weg passierte ich dann einige wirklich tolle Aussichtspunkte, die Ausblick auf das komplette umliegende Areal ermöglichten. Ich verweilte etwas und genoss die Aussicht. Auch meine Füße und Beine freuten sich über diese kleine Verschnaufpause. Gedanklich rechnete ich schon wieder hin und her, ob ich es vor Einbruch der Dunkelheit ans Ziel schaffen würde.

Panorama auf dem PR17 Caminho do Pináculo e Folhadal
Panorama auf dem PR17 Caminho do Pináculo e Folhadal

Der kritische Punkt

Der Weg wurde von unzähligen Wasserfällen geziert. Gefühlt gab es alle 100 Meter einen Wasserfall zu sehen. Vor mir lagen noch 4 km Strecke und ich erreichte den kritischen Punkt. Bei längeren Tagesetappen erreicht man irgendwann immer den Punkt, an dem es von einer spaßigen Trekkingtour zu einem quälenden Kampf gegen sich selbst kippt. Jeder Meter wird zur großen Belastung und am liebsten würde man einfach an Ort und Stelle liegen bleiben und den ganzen Mist sein lassen. Meine Füße schmerzten, meine Kraft war fast erschöpft, so dass meine Beine zitterten. Somit nahm die Pausenfrequenz rapide zu, um immer wieder Kraft und etwas Motivation zu sammeln.

Levada-Tunnel

Besonders glücklich war ich, als ich dann auf einen Levada-Tunnel stieß. Diese wurden händisch in den Berg geschlagen, damit die Levadas es auch auf die andere Bergseite schaffen. Da ich nun solch einen Tunnel durchqueren musste, entfachte dies noch einmal meinen Abenteuerdrang und ließ die Erschöpfung in den Hintergrund treten.

PR17 Caminho do Pináculo e Folhadal - Levadatunnel
PR17 Caminho do Pináculo e Folhadal – Levadatunnel

Der erste längere Tunnel hatte eine Gesamtlänge von ca. 800 Meter. Eine beachtliche Länge. Man sieht ein kleines Licht am Ende des Tunnel aber man läuft und läuft und läuft aber das Licht wird einfach nicht größer. Ohne Stirnlampe oder Taschenlampe ist man hier aufgeschmissen, da der Tunnel nicht beleuchtet ist. Der Tunnel glich einer Tropfsteinhöhle, so dass man langsam durchweichte. Der Weg im Tunnel war dermaßen schmal, dass ich die Trinkflaschen aus den seitlichen Rucksackhalterungen entfernen musste, damit diese nicht permanent an der Wand schleifen. Trotzdem kam es einige male vor, dass man mit Jacke und Rucksack die Felswand streifen musste, da der Weg einfach sehr schmal war. Teilweise war der Weg unterspült oder stand unter Wasser. Der Tunnel war zudem so klein, dass ich nicht aufrecht laufen konnte. Da haben sich die Beine gefreut. Eine Pause machen konnte man auch nicht wirklich. Da der Weg anscheinend nicht häufig genutzt wird, kam mir glücklicherweise niemand entgegen. Sollte dies jedoch vorkommen, dann muss eine der beiden Personen den kompletten Weg zurücklaufen. Aneinander vorbeilaufen ist nicht möglich. Insgesamt habe ich für die Durchquerung ca. 18 Minuten gebraucht. Länger als ich erwartet hätte. Das folgende Video konnte ich an einem Abschnitt aufnehmen, an dem es wenig bis gar nicht getropft hat.

Nachdem ich den Tunnel durchquert hatte, folgten ein paar hundert Meter normaler Weg und dann kam direkt ein weiterer Tunnel. Diesmal mit einer Länge von 500 Meter.

Ankunft am Hotel Encumeada

Nach 8:30 Stunden und ca. 25,5 zurückgelegten Kilometern erreichte ich endlich das Hotel. Außer dem Hotel gab es weit und breit nichts. Ich freute mich bereits riesig auf eine erholsame Nacht im Bett. Egal welches Wetter in der Nacht vorherrschen würde, ein erholsamer Schlaf war garantiert. Im Hotelzimmer breitete ich erstmal meine komplette Ausrüstung zum Trocknen aus. Wir erinnern uns, dass ich mein nasses Zelt im Nieselregen einpacken musste. Zudem gönnte ich mir eine Dusche. Das war ja so göttlich. Danach versorgte ich erstmal meine Füße mit 3 Blasenpflastern. Eigentlich war ich am verhungern aber Abendbrot sollte es im Hotel erst ab 20:00 Uhr geben. Welch unmenschliche Zeit. Ich musste somit noch 1:30 Stunden warten. Allerdings war ich so müde, dass mir immer wieder die Augen zufielen. Schlafen gehen wollte ich aber noch nicht, da ich dringend etwas essen musste. Als es dann endlich so weit war, konnte ich entscheiden zwischen à la carte und Buffet. Die Entscheidung war leicht. Ich schlug mir dann für 14,00 € den Bauch am Buffet voll. Das Essen schmeckte dermaßen gut aber vermutlich hätte mir in diesem Zustand einfach alles geschmeckt. Danach fiel ich ins Bett und schlief sofort ein.

Eins ist mir nach den letzten Tagen definitiv klar geworden. Die Etappenplanung für die nächsten Tage ist bei diesen anspruchsvollen Strecken definitiv nicht machbar. Eine komplette Anpassung der Etappen und massive Streichungen werden notwendig sein. Aber damit befasse ich mich dann wenn der jeweilige Tag ansteht.

Weitere Impressionen des Tages

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