Tag 4 (1/2): Levada do Paul

Wolkenbruch und Sturm in der Nacht

Anscheinend wird es zur Gewohnheit, dass mein Eintrag mit einem Rückblick auf die Nacht beginnt *seufz*. Eigentlich wollte ich ab 20:00 Uhr schlafen. Einerseits da es dunkel war und andererseits da ich durch die letzte, nicht so erholsame Nacht nicht wirklich ausgeruht war. Unglücklicherweise setzte kurz nach 20:00 Uhr ein sehr starker Regen ein, der die Intensität des Regens der letzten Nacht noch deutlich überstieg. Zeitweise hatte ich das Gefühl, das Zelt würde unter den Wassermassen zusammenbrechen. An Schlaf war wieder nicht zu denken. Es regnete eine Stunde und noch eine Stunde und noch eine Stunde.. und irgendwann waren 4 Stunden vergangen.

Es war mittlerweile 0 Uhr, ich übermüdet und erschöpft. Neben dem weiterhin anhaltenden Regen gesellten sich noch Sturmböen hinzu, die unermüdlich an meinem Zelt rissen und versuchten es zu Boden zu drücken. Der Wind war so kräftig, dass ein starkes Heulen durch die Wälder und Berge zu hören war. Zu diesem Zeitpunkt war ich so glücklich über meine Entscheidung die Wassersäule und die Zeltstabilität bei der Zeltauswahl als Toppriorität behandelt zu haben. Eine Stunde lang musste mein Zelt dann diesen Bedingungen trotzen. Aber immerhin blieb mein Zelt stehen und innen war noch immer alles trocken. Mittlerweile war 1:00 Uhr nachts und ich war so fertig mit der Welt, dass ich trotz des anhaltenden, mittlerweile schwächer gewordenen Regens einschlief. Zwischendurch wurde ich dann trotzdem wieder durch kurze Starkregenschauer geweckt.

Aufbruch im Nieselregen

7:20 Uhr (laut Zeitumstellung dann 8:20 Uhr) begann dann schon wieder mein Tag. Total gerädert kroch ich aus meinem Zelt, um festzustellen, dass es nieselte. Zu diesem Zeitpunkt sah ich echt fertig aus. Im Nieselregen baute ich dann mein Zelt ab. Das Innenzelt war durch die geöffneten Belüftungsfenster trocken aber das Außenzelt dafür umso nasser. Traurigerweise musste ich meine nasse Ausrüstung so einpacken und mein Gepäck nahm somit nochmal an Gewicht zu. Ich zog mir meine Regenjacke über und meinem Rucksack den Regenschutz und wanderte los. Die ersten bekloppten Touristengruppen kamen mir um diese Zeit bei diesem Mistwetter bereits entgegen und wollten zu den 25 Fontes. Ich hätte bei diesem Wetter mein Hotelzimmer nicht verlassen aber ich hatte ja nun keine Wahl. Die ersten 2 km ging es nur bergauf. Danach war ich schon wieder so erschöpft, dass ich am liebsten gleich wieder mein Zelt aufgeschlagen und den Tag beendet hätte. Man merkte deutlich, dass die letzte Nacht nicht gereicht hat um meine Akkus wieder aufzuladen.

Genialer Ausblick auf Rabaçal
Genialer Ausblick auf Rabaçal

Unterwegs auf der stürmischen Levada do Paul

Nachdem ich 2,2 km zurückgelegt und das wolkenverhangene, regnerische Tal um den Ort Rabaçal verlassen hatte färbte sich der Himmel sofort in ein schönes blau. Auf den Fotos ist dieser harte Cut besonders gut zu sehen. Zwischen den Bildern mit Wolken und ohne Wolken liegen nur 1-2 Minuten. Danach ging es auf der Levada do Paul weiter. Wie der Name bereits vermuten lässt, führte der Weg dauerhaft an einer Levada entlang. Durch den Regen der letzten Nacht stand allerdings der komplette Weg unter Wasser, was die Wanderung etwas erschwert hat.

Nachdem ich die letzten 2 Tage auf der Nordseite der Insel umherwanderte, war ich nun auf der Südseite unterwegs. Das ganze Areal um die Levada do Paul herum schien letztes Jahr komplett abgebrannt zu sein, sprich ein unglaublich riesiges Areal. Überall waren nur noch verkohlte Baumstämme, Äste und Sträucher zu sehen. Die Natur hatte sich zwar schon wieder viel Fläche zurückerobert, allerdings war das Landschaftsbild zeitweise doch sehr trostlos. Zudem zog ein extrem starker Wind auf, der mich dazu Zwang meine Softshelljacke anzuziehen. Teilweise war die Fortbewegung nur schwer möglich. Zum Glück gab es diesmal keine steilen Abhänge, so dass ich nicht ständig die Böen abwarten musste. Hierzu ein tolles Video, das mit aktivierter Wind Noise Reduction (Windgeräuschreduzierung) aufgenommen wurde.

Die Strecke selbst war eigentlich ganz angenehm, da es kein Auf und Ab gab. Nur der Wind und die überschwemmten Wege waren ein gewisses Hindernis. Nach 5,5 km erreichte ich das Ende der Levada do Paul und suchte mit eine windgeschützte Ecke. Es war wieder Zeit für einen Energieriegel.

Das Hochplateau Paúl da Serra

Danach ging es dann durch die Ebene Paúl da Serra, deren Ende ich nach 6 km erreichte. Auf dieser Ebene gab es gar keine größere Vegetation mehr. Einfach nur nichts wohin das Auge blickte. Endlose Weiten. Die Landschaft erinnerte mich irgendwie etwas an Western-Filme.

Unterwegs auf dem Hochplateau Paúl da Serra
Unterwegs auf dem Hochplateau Paúl da Serra

Ich fand es interessant, dass sich die Vegetation zwischen der Nord- und der Südseite der Insel so drastisch unterscheidet. Aufgrund der offenen Fläche war der Wind dann besonders lästig. Am Ende der Paúl da Serra legte ich erstmal eine weitere Pause ein. […]

Weitere Impressionen des Tages

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