Aus dem Leben eines Abenteurers
 
Tag 5: Refuge d’Usciolu – Refuge de Prati

Tag 5: Refuge d’Usciolu – Refuge de Prati

Die heutige Etappe sollte mich zur Refuge de Prati führen. Somit standen diesmal nur 10,1 km auf dem Plan für die ca. 6:10 Stunden veranschlagt wurden. Auch der Aufstieg von 730 m und der Abstieg von 660 m schien auf dem ersten Blick ganz akzeptabel zu sein.

Aufbruch oder Ruhetag?!

Heute hatte ich mir keinen Wecker gestellt, so dass ich erst mit dem Sonnenaufgang gegen 6:40 Uhr aufgewacht bin. Die Nacht war alles andere als erholsam, da ich einen starken Muskelkater hatte und mein rechtes Knie durch die vielen Abstiege sehr stark schmerzte. Zudem war es in der Nacht sehr stürmisch, so dass man immer wieder aus dem Schlaf gerissen wurde. Daher merkte ich auch, wie viele Albträume ich diese Nacht hatte. Dementsprechend schlecht ging es mir, als ich am Morgen aufwachte. Ich überlegte, ob ich einfach liegen bleiben sollte um einen Ruhetag einzulegen. Ich entschied mich eine Runde über den Zeltplatz zu drehen. Meine Füße schmerzten immer noch und auch die mittlerweile aufgetauchten Blasen steuerten ihren Teil dazu bei. Das Anziehen der Trekkingstiefel fiel dann ziemlich schwer, da meine Füße stark angeschwollen waren.

Zum Frühstück gab es dann das übrig gebliebene Baguette vom Vorabend sowie das restliche Stück Käse. Eine nette Abwechslung zu den Energieriegeln. Nach dem Frühstück war der Zeltplatz fast komplett leer, da alle anderen Trekker bereits aufgebrochen waren. Ich entschied mich dann dazu, die heutige Etappe in Angriff zu nehmen um keinen Tag zu verlieren. Die heutige Etappe sollte ohnehin etwas kürzer als die bisherigen Etappen werden.

Auf geht’s..

Sonnenaufgang
Sonnenaufgang

7:20 Uhr ging es dann los. Überraschenderweise traf ich das französische Pärchen bestehend aus Jen und Joe wieder, mit denen ich gestern das letzte Stückchen zusammen gelaufen bin. Die beiden wollten auch gerade aufbrechen, so dass wir uns dazu entschlossen haben wieder zusammen zu laufen. Ausgerüstet war ich mit 3 Liter Wasser, da ich am Vorabend von einem deutschen Pärchen erfahren habe, dass es unterwegs keine Quelle geben soll.

Die ersten 2 km ging es direkt 300 Höhenmeter hinauf, wieder den Bergkamm entlang. Entgegen meiner Befürchtung blieben die Klettereinlagen aus, so dass der Weg ohne viele Anstrengungen zurückgelegt werden konnte. Unterwegs hatte ich einen grandiosen Ausblick auf die Insel und die aufgehende Sonne. Letztere spiegelte sich im Meer und ließ das Gefühl aufkommen auf einem anderen Planeten unterwegs zu sein. Überquert wurde dann der zweithöchste Punkt der heutigen Etappe – der 1981 m hohe Monte Furmicula. Danach ging es direkt wieder 400 m bergab, was meine Knie erneut ganz schön belastet hat.

Wasserversorgung & Sonnenbrand

Verlassene und verwahrloste Refuge
Verlassene und verwahrloste Refuge

Es wurde wieder wärmer und die Wasservorräte wurden immer knapper. Mein Wanderführer verwies auf eine Quelle in der Nähe einer etwas abgelegenen alten, nicht mehr genutzten Refuge. Ich machte also einen Abstecher dorthin und suchte mit Jen und Joe die Quelle. Nachdem wir das komplette Areal abgesucht und nur zerschnittene Rohre gefunden hatten, gaben wir die Suche auf. Unsere Wasservorräte mussten also noch für den restlichen Tag reichen. Von nun an hieß es Wasser rationieren. Somit fiel mein geplantes Mittagessen ebenfalls aus, da ich nicht genügend Wasser zum Kochen hatte. Glücklicherweise war es heute trotz der Hitze etwas windiger, so dass das Wetter erträglich war und sich der Durst somit in Grenzen hielt.

Das Laufen machte daher Spaß und schien nicht so anstrengend zu sein. Allerdings gesellten sich 2 neue Blasen dazu. Was ich aber unterschätzt hatte war der Sonnenschein. Ich cremte mich zwar jeden Tag mit Sonnencreme ein aber die Waden hatte ich dabei nie berücksichtigt. Da mir allerdings den ganzen Tag die Sonne auf den Rücken und somit auch auf die Waden schien, bekamen diese mit am meisten Sonne ab. Von daher hatte ich mir heute einen Sonnenbrand an den Waden eingefangen. Von nun an werden die Waden also ebenfalls berücksichtigt.

Weiter zur Refuge de Prati

Der weitere Weg führte mich wieder 400 Höhenmeter hinauf, nur dass sich der Weg über 4 km zog. Ich durchquerte eine abgebrannte Hochebene, die nur noch aus verkohltem Geäst bestand, kraxelte kleine Berge hoch, überquerte ein Geröllfeld um dann den höchsten Punkt der heutigen Etappe auf 1986 m unterhalb der Punta della Capella zu überqueren. Immer wieder dachten wir, dass wir den finalen Gipfel erreicht hätten und es hinter dem Gipfel nur noch bergab gehen würden. Aber jedes mal tat sich hinter dem erklommenen Gipfel ein weiterer Gipfel auf. Immer und immer wieder was an der Motivation nagte, so dass die Stimmung zunehmend sank.

Weg in Richtung Punta della Capella
Weg in Richtung Punta della Capella

Irgendwann hatte wir tatsächlich den finalen Gipfel erreicht und konnten dann bereits die Refuge de Prati sehen. Allerdings sollte es nochmal 1,5 Stunden dauern bis wir diese tatsächlich erreichen sollten. Der Abstieg zur Refuge war nämlich mit sehr viel Kletterei verbunden. Somit warf ich meine Trekkingstöcke immer einige Meter den Berghang hinunter und kletterte dann sehr vorsichtig runter. Der restliche Weg bestand zum Glück nur noch aus einer mit Steinen übersäten Hochebene. Das Wasser reichte dann glücklicherweise bis zur Ankunft.

Die Refuge de Prati

Endlich angekommen an der Refuge de Prati, die auf 1820 m Höhe liegt, begrüßte mich sofort Christian. Verglichen mit den anderen Tagen war es noch recht zeitig da es gerade einmal 15:40 Uhr war. Daher freute ich mich auf etwas Erholung. Der Kauf eines Zeltstellplatzes und einer Orangina gestaltete sich äußerst schwierig, da der Hüttenwirt kein einziges Wort Englisch sprechen konnte bzw. kein einziges Wort sprechen wollte. Nachdem er sich einige Zeit dumm gestellt hatte, rückte er dann endlich eine Zeltmarke raus. Von weiteren Einkäufen beim Hüttenwirt sah ich dann ab.

Der Ausblick vom Zeltplatz aus war wieder einmal genial und die Dusche wie immer eiskalt. Der Wind wurde stärker, so dass ich mir einen windgeschützten Zeltplatz suchte. Nachdem das Zelt stand und ich mich etwas ausgeruht hatte machte ich mich an die Zubereitung meines Abendbrots. Neben Christian gesellten sich auch Jen und Joe zu unserer Abendbrotrunde dazu. Joe spendierte dann noch einen riesigen korsischen Schinken. Eine nette Beilage zu meiner Kartoffelsuppe. Die Dunkelheit setzte ein und es war wieder Zeit um schlafen zu gehen.

Weitere Impressionen des Tages

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