Tag 1: Anreise nach Conca (Startpunkt GR20)

Am Donnerstag den 24.08. war es endlich soweit. Auf dem Plan stand die Reise nach Korsika um den dort liegenden Trekkingweg GR20 zu meistern. Da der Flieger bereits 7:20 Uhr starten sollte, klingelte mein Wecker bereits 3:30 Uhr. Meine Nacht endete also nach nur 2,5 Stunden. Die Vorfreude auf das Abenteuer sorgte allerdings dafür, dass ich hellwach war.

Am Flughafen angekommen konnte ich bereits die ersten Trekker ausmachen. Zu meinem Erstaunen schleusten einige Trekker ihre großen Trekkingrucksäcke als Handgepäck ein und konnten diese dann sogar kostenfrei aufgeben. Und das bei einer Billig-Airline. Da haben die anderen Fluggäste nicht schlecht gestaunt. Warum also noch 20,00 bis 25,00 € für Gepäck zahlen?!

Ankunft in Bastia (Korsika)

Blick auf Korsika aus dem Flugzeug
Blick auf Korsika aus dem Flugzeug

9:20 Uhr landete ich bei wunderschönem und warmen Wetter auf dem Flughafen von Bastia. Da der Flughafen ca. 20 km außerhalb von Bastia liegt fährt ein Bus vom Flughafen nach Bastia. Alle anderen Busse dürfen den Flughafen allerdings nicht anfahren. Somit ist es notwendig in den ca. 4 km entfernten Ort Lucciana zu laufen, denn dort gibt es Bushaltestellen, die von allen anderen Bussen angefahren werden.

Am Flughafen knüpfte ich sofort Kontakt mit 2 deutschen Pärchen die auch den GR20 laufen wollten. Zusammen machten wir uns dann auf den Weg nach Lucciana und quatschten unterwegs etwas, so dass die Zeit extrem schnell verging. Da die beiden Pärchen den GR20 von Norden nach Süden laufen wollten und ich von Süden nach Norden trennten sich unsere Wege nach 3 km und ich lief den letzten km allein weiter. Es war gerade einmal 10:30 Uhr und die Sonne machte mir bereits ziemlich zu schaffen, so dass ich ordentlich am Schwitzen war. Wie sollte das nur zur Mittagszeit werden?!

Das Örtchen Lucciana

Nachdem ich Lucciana erreicht hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zum Supermarkt Carrefour Market Borgo. Mein Ziel war es eine Gaskartusche zu kaufen, so dass ich die kommenden Tage nicht hungern muss. Wie erwartet gab es ausschließlich Gaskartuschen vom Hersteller Campinggaz aber dafür ein ganzes Regal voll. Zur Auswahl standen Stech- und Ventilkartuschen. Da ich mich im Vorfeld ausreichend informiert hatte, kaufte ich eine Ventilkartusche da ich einen passenden Ventilkartuschenadapter von Edelrid dabei hatte.

Mittlerweile war es 11:00 Uhr und der Bus sollte erst 16:20 Uhr abfahren. So ist es nunmal wenn nur 2 Busse pro Tag fahren. Somit legte ich erstmal eine Mittagspause ein und gönnte mir im Resturant eine superleckere Pizza. Interessant fand ich die frischen Kapern auf der Pizza. Da ich bisher noch nicht mit frischen Kapern in Berührung gekommen bin, war ich echt überrascht, dass diese aus kleinen Blättchen bestanden, die 10-20 sprossenartige Stängelchen umhüllten. Die Kommunikation mit dem Restaurantpersonal erfolgt mit Händen und Füßen, da anscheinend niemand Englisch konnte. Juchu, Frankreich ist wirklich so wie in den Erzählungen. Das Entziffern der Speisekarte erfolgt auch auf gut Glück aber mit Pizza kann man in der Regel nicht viel verkehrt machen.

Baguettes wohin das Auge reicht.
Baguettes wohin das Auge reicht.

Die restliche Zeit verbrachte ich dann damit mein Buch zu lesen und durch den Supermarkt zu schlendern und die Regale voller Baguettes zu bestaunen. Zudem stattete ich dem Tourist Information Office einen Besuch ab, allerdings hatte dies grad 2 Stunden Mittagspause und war geschlossen. Pünktlich nach der Pause schlug ich dann erneut dort auf und erkundigte mich nach der Bushaltestelle. Entgegen meiner Erwartung gab es nämlich weder ein kleines Bushaltestellenhäuschen noch ein Schild, das auf eine Bushaltestelle hinwies. Laut meiner App sollte sich allerdings neben einem Schild mit der Aufschrift COMMUNE DE LUCCIANA eine Bushaltestelle befinden. Die Dame im Tourist Information Office bestätigte mir dann meine Vermutung, so dass ich wieder zum Schild zurückkehrte und dort die restliche Zeit wartete.

Von Lucciana nach Conca

Mit relativ wenig Verspätung kam der Bus dann an. Der Busfahrer lud meinen Rucksack ein, kassierte 20,00 € für mein Ticket und dann stieg ich ein. Auf einem der vorderen Sitze entdeckte ich sofort einen Deutschen mit dem Namen Christian, der mir bereits am Flughafen in Berlin aufgefallen war. Er erkannte mich allerdings auch sofort wieder. Ich setzte mich zu ihm und wir quatschten dann die ganze Busfahrt, über alle möglichen Trekkingabenteuer. Nach über 2 Stunden erreichten wir dann den Zielort Sainte Lucie.

Laut meinen Recherchen sollte der Inhaber vom Zeltplatz in Conca einen Shuttle-Service anbieten. Der Busfahrer bestätigte dies und erzählte uns, dass wir lediglich dort anrufen müssen. Glücklicherweise befand sich neben der Bushaltestelle eine Bar in der die Telefonnummer vom Zeltplatz hing. Diese wollte ich dann sofort anrufen, allerdings machte mir mein Smartphone mit der Info „No Service“ einen Strich durch die Rechnung. Daher fragte ich den Barkeeper, ob er die Nummer anrufen könne. Dieser verstand aber kein einziges Wort Englisch. Wieder einmal versuchte ich mit Händen und Füßen mein Anliegen einigermaßen klar auszudrücken, bis er dann tatsächlich die Nummer anrief. Nachdem er die Nummer 2- oder 3-mal angerufen hatte und er sogar einmal lautstark ins Telefon schrie hatte ich nicht mehr wirklich viel Hoffnung, dass uns tatsächlich jemand abholen kommt. Auf einmal hieß es dann, dass wir 10 Minuten warten sollen. Es vergingen 10 Minuten, 20 Minuten und 30 Minuten, so dass ich bereits zweifelte, ob uns tatsächlich jemand abholen kommt. Nach 40 Minuten schlug dann tatsächlich ein alter Jeep auf, der uns einsammelte und für 4,00 € pro Person nach Conca fuhr. Das war mal ein echtes Schnäppchen.

Gite de la Tonnelle

Der Shuttle-Service setzte uns dann in Conca direkt an der Gite de la Tonnelle ab. Wir bezahlten jeder unsere 6,00 € für unseren Zeltstellplatz und bauten sofort unsere Zelte auf. Der Zeltplatz war allerdings kaum von Trekkern bevölkert, da die meisten Leute Stühle, Tische, Kühlboxen und lauter Kleinkram dabei hatten. Es sah so aus als würden die Leute dort Urlaub machen. Nach einer Dusche gönnten wir uns noch ein Getränk und ließen den Abend langsam ausklingen.

Weitere Impressionen des Tages

4 Comments

    1. Sven Broeske

      Hallo Henning,

      mein Hauptgrund für die Süd-Nord-Richtung war primär, dass ich die Strecke nicht mit so vielen Leuten teilen bzw. auf schmaleren Pfaden nicht ständig blockiert werden wollte. Da die meisten Trekker von Nord nach Süd laufen, ergibt sich daher jeden Tag lediglich ein Zeitfenster mit entsprechendem Gegenverkehr. Zudem war ich als Alleinversorger unterwegs und hatte daher 21 kg auf den Schultern. Da der Süden vom Gelände her etwas einfacher ist, bedeutete dies einen sanfteren Einstieg in den GR20. Somit hatte ich genug Zeit um Nahrungsmittel aufzubrauchen, um dann mit leichterem Rucksack deutlich besser den felsigen Norden passieren zu können. Oft wird noch das Argument aufgeführt, dass die Sonne bei der Süd-Nord-Richtung eher im Rücken steht. Das war für mich allerdings weniger ausschlaggebend.

      Wenn du es langsamer angehen möchtest, dann würde ich den Start im Süden empfehlen.

      Viele Grüße
      Sven

      1. Henning Emmrich

        Das mit den vielen Leuten ist ein validier Punkt. Ich bin bisher nur eine Etappe hin und zurück gelaufen (Haut Alto zum Refuge nach Norden und zurück). Zurück bin ich tatsächlich in einem großen Pulk gelaufen.
        Hinzu kommt, dass viele wohl am Samstag starten, die Anzahl der Leute also nicht gleich verteilt über die Woche sind.

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